Havoc - Verwüstung - Thriller
diesen seltsamen Knaben zu unterstützen? Er lief doch völlig neben der Spur.«
»Offensichtlich war jener Professor Swartz aber nicht dieser Meinung. Da ich die Verbindung gefunden habe, sind Sie mir ein Abendessen schuldig.«
Mercer ging auf diese Bemerkung nicht ein, weil er in Gedanken ganz woanders war. Irgendetwas an dem Datum löste in seinem Innern einen Alarm aus. Princeton in den dreißiger Jahren. Was war in dieser Zeit in Princeton geschehen?
»Haben Sie mir eigentlich zugehört?« Cali bemerkte den abwesenden Ausdruck in Mercers Augen.
Und dann erinnerte sich Mercer. Die Frage war nicht, was in Princeton in dieser Zeit geschehen war, sondern wer dort gewirkt hatte. Ohne lange nachzudenken streckte er die Arme aus, zog Cali an sich und gab ihr einen Kuss. »Sie sind ein Genie!«
Verwirrt, aber von dem unerwarteten Kuss ganz und gar nicht unangenehm berührt, fragte sie: »Wie bitte? Was hab ich denn getan?«
»Wissen Sie, wer in den dreißiger Jahren am Institute of Advanced Study der Princeton University tätig war? Verdammt, er hat dort bis zu seinem Tod in den fünfziger Jahren gearbeitet.« Mercer wartete nicht auf eine Antwort. »Albert Einstein. Zwar hat er den Brief, in dem er detailliert darlegte, dass seine Theorien zur Entwicklung einer Atombombe führen könnten, erst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg an Präsident Roosevelt geschickt, doch er musste angenommen haben, dass Bowie irgendeiner konkreten Angelegenheit auf der Spur war, und wies also diesen Professor Swartz an, die Expedition zu finanzieren. Einstein wusste zwar, dass Bowie kein Adamant finden würde, aber er glaubte doch, dass er möglicherweise auf hochkonzentriertes Uran stoßen könnte, vielleicht sogar auf ein Vorkommen natürlicher U-235-Isotopen, die normalerweise aus dem weiter verbreiteten U-238
herauszentrifugiert werden. Dies brauchten sie, um eine Kettenreaktion in Gang zu setzen.«
»Einstein soll Bowie losgeschickt haben, um das Uran zu suchen?«
»Das ist die einzige Möglichkeit, die sich aus dem ergibt, was wir wissen.« Mercer sprach jetzt immer schneller. »Im Zuge seiner Studien hat Bowie irgendwo einen Hinweis darauf gefunden, wo sich Zeus’ oder Jupiters Adamant-Mine befunden haben könnte. Vielleicht hat er sofort eine Verbindung zu Uran hergestellt oder er hatte noch eine ganz andere Idee, auf jeden Fall wurde Einstein auf die Angelegenheit aufmerksam. Einstein wusste, dass Fermi und einige andere an der Universität von Chicago daran arbeiteten, eine nukleare Kettenreaktion in Gang zu setzen. Er glaubte, dass es sich bei Bowies Adamant genau um die Uranisotopen handelte, die das Forscherteam für sein Experiment benötigte, also überredete er die Universitätsleitung von Princeton, die Expedition zu finanzieren.«
»Und was geschah dann? Die erste kontrollierte Kettenreaktion fand doch erst im Jahr 1942 statt.«
Mercer wunderte sich, dass sie das genaue Datum so präsent hatte, aber er rief sich ins Gedächtnis, dass Cali ja gar keine Ärztin war, wie sie anfangs behauptet hatte. Stattdessen war sie eine ausgebildete Kernphysikerin und kannte sich in der Geschichte ihres Fachgebiets selbstverständlich bestens aus. »Die junge Frau im Keeler Collage erzählte mir, dass er plötzlich verschwand. Chester Bowie kehrte mit seinen Proben nicht von der Afrikareise zurück, und Fermis Forschungsgruppe musste sich selbst um die Beschaffung des notwendigen Urans kümmern.«
»Wir sollten uns aber nicht zu abenteuerlichen Vermutungen hinreißen lassen. Wir können schließlich nicht mit Sicherheit
davon ausgehen, dass er tatsächlich eine Ader U-235 gefunden hat.«
»Ich bitte Sie, Cali. Das Vorkommen hatte ausgereicht, um im Laufe der Jahre Dutzende von Menschen an akuter Strahlenkrankheit sterben zu lassen. Ich habe noch nie gehört, dass in der Natur vorkommendes Uran eine derartig verheerende Wirkung entfaltet hätte, zumal das Dorf einen Kilometer von der Mine entfernt liegt. Außerdem muss man sich in unmittelbarer Nähe einer Strahlenquelle aufhalten, um irgendwelche Auswirkungen wahrnehmen zu können.«
Sie akzeptierte den Einwand mit einem Kopfnicken. »Und was ist Bowie zugestoßen?«
»Keine Ahnung. Vielleicht wurde er von einem Krokodil angefallen, als er die Heimreise antrat. Oder er ist irgendwelchen Kannibalen in die Quere gekommen und in ihren Kochtöpfen gelandet. Wenn er irgendwo da draußen gestorben ist, dürfte er eine Probe von dem bei sich gehabt haben, was sich die Deutschen
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