Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
ging ein Licht an und Alicia stieß ein warnendes »Schsch!« aus, obwohl Seth gar nichts gesagt hatte. Die Tür wurde von einer dicklichen, etwas schlampig gekleideten Frau geöffnet, die ihre glatten braunen Haare zum Pferdeschwanz gebunden hatte.
    »Na so was, Alicia!«, rief sie erstaunt. »Du hast dich ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr bei uns blicken lassen.«
    »Guten Tag, Mr s Gormley. Wie geht es Ihnen?«, sagte Alicia höflich. »Ich wollte fragen, ob Philip vielleicht zu Hause ist.«
    »Na klar. Der ist doch immer zu Hause.« Mr s Gormley trat einen Schritt zur Seite, um sie hereinzulassen. »Die Treppe hoch und dann immer dem Maschinengewehrfeuer nach.«
    Alicia bedankte sich und trat ins Haus. Seth folgte ihr. Aber kaum war er über die Schwelle getreten, blieb er wie angewurzelt stehen und runzelte die Stirn.
    »Was hast du denn?«, fragte Alicia.
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts«, sagte er. Wie sollte er ihr auch das merkwürdige, bange Gefühl beschreiben, das ihn genau in dem Moment erfasst hatte, als er das Haus betreten hatte, und das sich jetzt wie eine eiskalte Decke über seine Schultern legte?
    Seth versuchte sich einzureden, dass er sich das alles bloß einbildete, aber dazu war das Gefühl einfach viel zu real und zu übermächtig.
    Am liebsten würde ich sofort umdrehen und wieder gehen , dachte er schaudernd. Doch er folgte Alicia durch die Küche in einen schmalen Flur und ging hinter ihr die Treppe zum ersten Stock hinauf. Tatsächlich war deutlich Maschinengewehrfeuer zu hören, genau wie Philips Mutter es prophezeit hatte. Aus dem Zimmer am Ende des Flurs drangen Schreie und Explosionsgeräusche und durch den schmalen Spalt unter der Tür sickerte das fluoreszierend weiße Licht eines Computermonitors hervor.
    Als Alicia klopfte, verstummte das Maschinengewehrfeuer abrupt.
    »Was ist denn jetzt schon wieder, Mum?«, ertönte eine genervte Jungenstimme.
    »Philip?«, rief Alicia. »Ich bin’s. Alicia.«
    »Wer?«
    Sie warf Seth einen verlegenen Blick zu. »Alicia Lane«, rief sie.
    Seth hörte, wie quietschend ein Stuhl zurückgeschoben wurde und sich Schritte näherten. Kurz darauf drehte sich ein Schlüssel im Schloss und die Tür ging auf.
    Vor ihnen stand ein Junge, dessen Silhouette sich scharf vor dem hell leuchtenden Bildschirm seines Computers abzeichnete und den gesamten Türrahmen ausfüllte. Er war fett (Seth fiel kein gnädigeres Wort ein, um ihn zu beschreiben, weil er genau das war: fett ). Ein zeltartiges, schwarzes Ramones-T-Shirt verhüllte seinen Körper und zottelige blonde Haare fielen ihm unordentlich in die Stirn. Er strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und sah sie verwundert an.
    »Ä h … Hallo?« Seiner Stimme war anzuhören, dass er äußerst verblüfft war, sie zu sehen.
    »Seth, das ist Philip«, stellte Alicia sie einander vor. »Philip, Seth.«
    Die beiden Jungen nickten sich zurückhaltend zu. »Bist du nicht auch auf unserer Schule?«, fragte Philip.
    »Ich bin eine Klasse unter dir.«
    »Ach ja, stimmt.«
    Einen Moment lang standen sie sich unbehaglich gegenüber, bis Alicia die Sache schließlich selbst in die Hand nahm und ohne Umschweife zum Thema kam. »Wir sind hier, weil wir dich fragen wollten, ob du uns einen Gefallen tun kannst«, sagte sie. »Es geht um Malice. Du hast mir doch erzählt, dass du dich ziemlich viel damit beschäftigs t …«
    Etwas trippelte über den Dachboden, winzige Klauen, die über Holzdielen scharrten. Seth sah erschrocken zur Decke und spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Irgendetwas Bedrohliches ging in diesem Haus vor sich.
    »Das sind bloß Mäuse«, sagte Philip, der seinen Blick bemerkt hatte. Dann sah er Alicia an. »Was ist mit Malice? Ich hab keine Ausgabe hier, falls du das fragen wolltest.«
    »Nein, darum geht es nicht. Du hast mir doch mal erzählt, dass es im Internet so eine Seite gibt, auf der du manchmal bist. Irgendein Forum, in dem Leute sich über Malice austauschen oder so was in der Art.«
    »Das ist kein Forum«, korrigierte er sie, »sondern ein Channel auf IRC.« Als er Seths verständnislose Miene bemerkte, erklärte er: »IRC steht für Internet Relay Chat. Das ist so was wie der Instant Messenger oder Skype, nur dass eben mehrere Leute gleichzeitig posten können. Ein Chatroom, klar?«
    »Äh m … klar«, sagte Seth, obwohl er nur eine vage Ahnung hatte, wovon Philip sprach. »Sorry, aber mit Computern kenne ich mich ehrlich gesagt nicht besonders gut aus«,

Weitere Kostenlose Bücher