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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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gefahrlos durchqueren. Allmählich sahen die Straßenzüge wieder sauberer und gepflegter aus, die Gebäude waren nicht mehr ganz so heruntergekommen, und auch die Leute, die ihnen begegneten, wirkten wieder vertrauenswürdiger. Sie passierten eine kleine Einkaufsstraße mit hübschen Geschäften und Lädchen, die ihre Ware in bunt dekorierten Schaufenstern feilboten. Immer wieder rumpelten Kutschen an ihnen vorüber und einmal knatterte sogar ein mechanisches Auto die Straße entlang.
    Während Kady und Justin Scotty durch das Straßengewirr folgten, gab es für sie jede Menge Neues zu entdecken. Besonders beeindruckte sie der Feuergarten. Dicht an dicht wuchsen fremdartig schöne Drachenblumen, die, wie Scotty ihnen erklärte, allabendlich beim Einsetzen der Dämmerung in lodernde Flammen aufgingen. In der Ferne sahen sie die Labyrinth-Hügel, in denen die Werhunde hausten. Dahinter ragte der mächtige Gipfel des Nebelbergs auf, von dessen Hängen in manchen Nächten die schaurige Musik der Geister herüberwehte.
    Schließlich blieb Scotty vor einem kleinen Bahnhof stehen. Die Cog-Park-Station ruhte auf einer von vier massiven Pfeilern getragenen Stahlkonstruktion, die sich über die Dächer der Stadt erhob. Wendeltreppen schraubten sich in die Höhe und führten in die mit einem Kuppeldach versehene Bahnhofshalle. Außer ihnen wartete auf dem Bahnsteig nur noch eine Handvoll anderer Fahrgäste auf die Hochbahn, die sämtliche Viertel der Stadt miteinander verband.
    Scotty griff in die Tasche und zog drei schwarze Tickets hervor. »Mit denen kann man innerhalb von Malic e …«
    » … überall hinfahren«, fiel Justin ihm leicht genervt ins Wort. »Nur zu deiner Information: Wir sind selbst schon eine Weile in Malice und kennen uns aus. Die schwarzen gelten nur innerhalb von Malice, mit den weißen kommt man überallhin. Sogar nach Hause.«
    »Wo hast du die her?«, fragte Kady, als Scotty ihr ein Ticket in die Hand drückte.
    »Gekauft«, antwortete er achselzuckend. »Die schwarzen kriegt man ohne Probleme. Die weißen dagege n …«
    »Ach?« Kady sah ihn erstaunt an. »Ich wusste gar nicht, dass man sie einfach kaufen kann.«
    »Ich hab gedacht, ihr wärt schon eine Weile hier.« Scotty warf Justin einen triumphierenden Blick zu. Der schnaubte nur und sagte gar nichts.
    »Und was ist mit Tatyana?«, fragte Kady und kraulte die mechanische Raubkatze unter dem Kinn. Tatyana fing an zu schnurren, was bei ihr klang, als würde ein Traktor vorbeifahren.
    »Die braucht keins. Sie ist ja bloß eine Maschine.«
    Scotty sprang erschrocken zur Seite, als Tatyana fauchend zu ihm herumwirbelte. Aus ihren Augen blitzte blanke Empörung.
    »Tatyana ist nicht ›bloß‹ eine Maschine«, sagte Kady streng.
    Scotty streichelte der Säbelzahntigerin besänftigend über den Kopf aus Stahlblech. »Tut mir leid. So hab ich das nicht gemeint. Ich wollte damit nur sagen, dass sie kein Ticket braucht, weil sie nun mal kei n … na ja, weil sie eben nicht als Lebewesen gilt. Jedenfalls nicht bei den Leuten, die darüber entscheiden, wer ein Ticket braucht und wer nicht.«
    Justin grinste. »Verstehe. Sie wird quasi als Handgepäck betrachtet.«
    »Hey, genau!« Scotty schnippte zustimmend mit den Fingern.
    »Schon mal was von Taktgefühl gehört?« Kady kniete sich neben Tatyana und streichelte ihr tröstend über den Hals. Die Tigerin knurrte gereizt. »Beachte die beiden gar nicht«, flüsterte Kady ihr zu. »Sie können nichts dafür. Jungs sind von Natur aus Trampel.«
    »Warum regst du dich denn so auf?«, sagte Justin. »Sei doch froh, dass sie kostenlos mitfahren kann.«
    Ein paar Minuten später fuhr der Zug quietschend in den Bahnhof ein: ein Rauch spuckendes, von schwarzem Ruß überzogenes Stahlungeheuer mit einer Art Dornenpanzer und seitlich angebrachten Schießscharten. Die Lokomotive schob eine stachelige Riesenschaufel vor sich her, die an einen Schneepflug erinnerte. Kady lief es bei diesem albtraumhaften Anblick kalt über den Rücken. Als sie das letzte Mal mit einem solchen Zug unterwegs gewesen war, hatte er sie in die dunklen Verliese der Oubliette gebracht. Einen Ort, den sie am liebsten für alle Zeiten aus ihrer Erinnerung streichen wollte.
    »Alle Mann an Bord«, rief Justin gut gelaunt.
    Die vier kletterten in einen der Waggons. Er hatte Bullaugen statt Fenster und die Sitzbänke glichen eher Metallpritschen. Zusammen mit ihnen stiegen nur noch zwei weitere Passagiere ein, die jedoch am anderen Ende des

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