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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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davor, im Dunkeln weiterzuwandern. Also übernachteten sie in der Scheune, die man ihnen als Schlafplatz angeboten hatte, und setzten ihren Weg erst am nächsten Morgen fort. Die Freundlichkeit der Dorfbewohner ließ Kady wieder ein bisschen Hoffnung schöpfen. Vielleicht gab es in Malice ja doch noch mehr als nur Tod, Grauen und Verzweiflung.
    Bereits an ihrem ersten Tag in der Stadt fand Justin eine Arbeit für sich und Kady. Da er in London aufgewachsen war, hatte er keine Schwierigkeiten gehabt, sich in der Metropole von Malice zurechtzufinden. Er suchte zielstrebig nach einer Reparaturwerkstatt und beeindruckte den Meister innerhalb kürzester Zeit so sehr, dass er ihn sofort als Lehrjungen einstellte. Justins Vater war Kfz-Mechaniker und Justin hatte von klein auf an Autos und Motorrädern herumgeschraubt. Dabei hatte er sich Fähigkeiten angeeignet, über die die Arbeiter in der Werkstatt nur staunen konnten.
    Als der Meiste r – ein Mann namens Shaddly Bletch, der am ganzen Körper mit Lumpen und Bandagen umwickelt wa r – Justin die Hand reichte, um den Vertrag zu besiegeln, schlug dieser begeistert ei n – und riss ihm dabei gleich den ganzen Arm ab. Aber Bletch lachte nur gutmütig und beruhigte seinen zu Tode erschrockenen neuen Lehrling. Er müsse sich keine Sorgen machen, der Arm würde innerhalb von ein paar Tagen nachwachsen.
    Shaddly Bletch war ein freundlicher Mann, auch wenn sein Äußeres zunächst erschreckend wirkte. Ständig fielen irgendwelche Körperteile von ihm ab oder waren gerade dabei nachzuwachse n – mal war es die Nase, dann wieder die Ohren oder eine Hand. Er nannte die Krankheit, unter der er litt, regenerative Lepra . Anscheinend war sie aber ziemlich selten, was Kady extrem erleichterte.
    Bletch stellte sie ebenfalls ein. Sie sollte Reparaturaufträge annehmen, Botengänge machen und das Mittagessen für die Handwerker zubereiten. Kady, die noch nie zuvor einen Job gehabt hatte, stellte schon bald fest, dass die Arbeit ihr großen Spaß machte. Die Handwerker waren freundlich, und auf ihren Botengängen konnte sie gleichzeitig die Stadt erforschen und ihre Bewohner kennenlernen. So freundete sie sich zum Beispiel mit Nibscuttle, dem Bäcker, an, bei dem sie allmorgendlich die Brötchen für das Mittagessen besorgte. Nibscuttle hatte sechs Beine und zwei Köpfe. Kady unterhielt sich allerdings lieber mit seinem linken Kopf, der rechte war meistens schlecht gelaunt und hatte ständig irgendetwas zu motzen.
    Obwohl es ihr in der Stadt gefiel, vermisste sie ihre Eltern und Marlowe, ihren Kater. Auch ihr Computer, an dem sie oft stundenlang gesessen hatte, um im Netz herumzusurfen, fehlte ihr. Sie hätte gern bei Facebook nachgeschaut, was ihre Freunde so trieben, oder wieder mal ein paar Runden CounterStrike gespielt. Sie sehnte sich sogar ein bisschen danach, in die Schule zu gehen. Schule war so schön normal . Und in Malice gab es nicht sonderlich viel, was normal gewesen wäre.
    In ihrer freien Zeit streiften Kady und Justin durch die Stadt und holten Erkundungen über Havoc ein. Sie hatten mit Seth beim Abschied vereinbart, die Widerstandsgruppe zu suchen und sich ihr anzuschließen. Falls es ihm gelang, nach Malice zurückzukehren, sollte er ebenfalls versuchen, Havoc zu finde n – es war ihre einzige Chance, wieder zusammenzukommen.
    Auf ihren Streifzügen setzten sie sich in Straßencafés und Trinkstuben, schnappten Klatsch und Tratsch und Gerüchte auf und stellten jede Menge Fragen. Zunächst ohne Erfolg. Bis schließlich eines Tages doch jemand auf sie zukam, der mitbekommen hatte, dass sie sich nach Havoc erkundigt hatten. Jemand, der sogar ein Treffen für sie arrangieren konnte. Und so war es gekommen, dass sie Scotty kennengelernt hatten.
    3
    Kady hätte am liebsten auf der Stelle alles über Havoc erfahren, aber Scotty meinte, es sei zu gefährlich, auf der Straße darüber zu sprechen. »Zu viele Augen und Ohren«, raunte er. Justin musste grinsen, als fast im gleichen Moment jemand mit acht Augen und vier riesigen Fledermausohren an ihnen vorbeischlurfte.
    »Wo er Recht hat, hat er Recht«, sagte er und kicherte über seinen eigenen Witz. Das Geschöpf blieb stehen, warf ihm einen wütenden Blick zu und schlurfte dann weiter.
    Durch das Tor der Grind-Höfe traten sie auf die Straße und gingen in Richtung Cog Park. Sie befanden sich in einem der Elendsviertel der Stadt, aber mit der gefährlich aussehenden Säbelzahntigerin an ihrer Seite konnten sie es

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