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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Gegend, in der sie ausstiegen, befand sich am Stadtrand und wirkte ziemlich einsam. Die Mackenzie Street führte durch eine Art Industriegebiet und wurde zu beiden Seiten von Mauern und Metallzäunen gesäumt. Nachdem sie eine Weile gelaufen waren, kamen sie an einer großen Baustelle vorbei. Bagger und Kräne standen regungslos im Licht der Straßenlaternen. Auf der gegenüberliegenden Seite entdeckten sie ein verlassenes, von Unkraut überwuchertes Fabrikgelände.
    »Das muss es sein«, meinte Seth. »Kommst du mit rein oder willst du lieber hier auf mich warten?«
    Alicia schien von keiner der beiden Möglichkeiten sonderlich begeistert zu sein. Es waren keine Wohnhäuser oder andere Gebäude in der Nähe, die Straße lag völlig verlassen da und machte einen ziemlich unheimlichen Eindruck.
    Aber dann straffte sie die Schultern und sagte mit fester Stimme: »Ich komme mit.«
    Die Mauer war so niedrig, dass sie problemlos darüberklettern konnten. Als sie auf der anderen Seite waren, blickten sie sich suchend um.
    Die Fabrik stand offensichtlich schon seit langer Zeit leer. Das Dach war eingestürzt, die meisten Fensterscheiben zerbrochen und überall bröckelte der Putz von den Backsteinmauern. Anscheinend hatte sich nie ein Käufer für das Grundstück gefunden und so war es dem Verfall überlassen worden. Solche Gebäude, die in der Gegend herumstanden wie ein verfaulter Zahn, den man aus Geldmangel weder füllen noch ziehen lassen konnte, gab es in vielen Städten. Auch ein Grund, warum Seth lieber auf dem Land lebte.
    Alter Bauschutt, zerdrückte Bierdosen, Plastiktüten und diverser anderer Müll lagen über das Gelände verstreut und vor einem der Eingänge flatterte ein Stück Polizeiabsperrband im Wind.
    Seth spürte, wie die mittlerweile beinahe vertraute Angst wieder in ihm aufstieg, als sie sich dem Gebäude näherten. Es war genau dasselbe Gefühl, das er bei Philip Gormley zu Hause empfunden hatte, nur dass es hier sogar noch intensiver war.
    »Irgendetwas ist da drin«, sagte er.
    Alicia blieb abrupt stehen. »Was meinst du?«
    »Spürst du es nicht?«
    »Ich spüre nur, dass ich Angst habe.«
    »Mir geht es genauso, aber da ist noch etwas anderes«, sagte er. »Als ich in Malice war, d a … also ich habe dort Pfeil und Bogen von einer Frau benutzt, die so eine Ar t … na ja, ich schätze mal, dass sie eine Art Göttin war. Sie nannten sie ›Die Laq‹. Und seitde m … keine Ahnun g … irgendetwas ist mit mir passier t … Ich weiß selbst nicht, was. Aber als wir bei Philip zu Hause waren, hab ich sofort gewusst, dass etwas nicht in Ordnung ist, und zwar lange, bevor er mir erzählt hat, dass er Tall Jake gerufen hat. Und hier ist es genau das Gleich e – irgendetwas stimmt nicht mit dieser Fabrik.«
    »Gehst du trotzdem rein?«, fragte Alicia, deren Stimme leicht zitterte.
    »Ja«, antwortete Seth. »Und du?«
    Alicia holte tief Luft. »Ich auch.«
    Sie schienen nicht die Ersten zu sein, die versuchten, in das verlassene Gebäude einzudringen. Leer stehende oder zum Abbruch freigegebene Häuser wurden früher oder später entweder von Obdachlosen als Schlafstätte oder von Jugendlichen als Abenteuerspielplatz benutzt. Deswegen war Seth auch nicht weiter überrascht, als sie feststellten, dass an einer Seite eine der Türen einen Spaltbreit offen stand und davor Bierdosen und Zigarettenkippen herumlagen.
    Seth zog die Tür ganz auf und spähte in einen langen, dunklen Flur. Der Putz fiel von den Wänden und der Boden war mit Mörtel und Schutt bedeckt. Durch die Straßenlaternen hinter ihnen fiel etwas Licht hinein.
    Kurz entschlossen trat Seth in das Gebäude, gefolgt von Alicia, die sich so dicht hinter ihm hielt, dass sie beinahe seinen Rücken berührte.
    Von dem Flur aus gingen in regelmäßigen Abständen Türen ab, die in meist leere Räume führten. Einige von ihnen waren durch umgeworfene Schreibtische und Aktenschränke noch als ehemalige Büros erkennbar. Im hinteren Teil des Gebäudes kamen sie an großen Hallen mit schmalen, hohen Fenstern vorbei, deren Scheiben zum Teil eingeschlagen oder zerbrochen waren. Im Betonboden gähnten Löcher, die verrieten, dass hier früher einmal große Maschinen gestanden haben mussten.
    »Und was jetzt? Sollen wir hier drin nach einem dieser Tickets suchen, nach denen du die Leute aus dem Chat gefragt hast?«, fragte Alicia.
    »Das ist der Plan. Niemand wäre bereit, Tall Jakes Spiel mitzumachen, wenn er einem nicht auch die Chance geben würde,

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