Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
daraufhin mit seiner Fistelstimme. » Vielen Dank, dass Sie uns die neuen Vorlagen gebracht haben, M r Scratch! « Als wieder niemand reagierte, schüttelte er finster den Kopf. »Widerwärtiges Drecksgesindel«, schnarrte er und stapfte davon.
    Alicia klopfte das Herz bis zum Hals. Das war der Mann, dessen Autokennzeichen Seth ihr gegeben hatte. Und er fuhr an einen Ort namens Crouch Hollow. Anscheinend hielt sich dieser Grendel dort auf, und obwohl sie sich mit dem Comic nicht so gut auskannte wie Philip, wusste sie, dass Grendel der Mann war, der Malice zeichnete.
    Und dann kam ihr plötzlich eine Idee. Scratch war bestimmt mit dem Auto gekomme n …
    Sie hatte keine Zeit, lange nachzudenken. Wenn sie nicht sofort handelte, war die Chance vorbei und die Spur würde hier enden. Aber sie hatte längst noch nicht genug Informationen gesammelt. Sie musste herausfinden, wie sie verhindern konnte, dass der Comic weiterhin gedruckt und vertrieben wurde.
    Kurz entschlossen rannte sie zu der Tür zurück, die ins Treppenhaus führte, und riss sie auf. Fast hätte sie laut aufgeschrie n – vor ihr stand einer der Arbeiter.
    Ihre Hand flog zum Mund. Sie war entdeckt!
    Alicia duckte sich unwillkürlich und blinzelte ängstlich zu dem Mann in dem orangen Overall auf. Er sah abgemagert aus, war um die dreißig und hatte schüttere Haare, die so wild vom Kopf abstanden, als wäre er gerade erst aufgestanden. Seltsamerweise zeigte sein Gesicht keinerlei Regung. Seine wässerigen grauen Augen blickten so leer, als würde er sie gar nicht sehen. Alicia wagte nicht, sich zu rühren.
    Im nächsten Moment wandte der Mann den Kopf und lief, ohne ein Wort zu sagen, mit schleppenden Schritten an ihr vorüber.
    Alicia starrte ihm fassungslos hinterher. Er hatte sie überhaupt nicht wahrgenommen. Als fände er es völlig normal, dass irgendwelche fremden Mädchen in der Druckerei herumspazierten. Jetzt fiel ihr auch auf, dass keiner der Arbeiter oder Arbeiterinnen etwas gesagt hatte. Noch nicht einmal, als Scratch sie so wüst beschimpft hatte. Was war mit diesen Leuten bloß los?, fragte sie sich, während sie dem Mann hinterherblickte.
    Und dann entdeckte sie an seinem Hinterkopf eine lange, wulstige Narbe, die vom Nacken bis zum Scheitel verlief, und begriff plötzlich, warum diese Leute so teilnahmslos und abgestumpft wirkten. Sie kamen aus dem Haus des Todes. Sie waren umoperiert worden, so wie der Mann mit dem über den Kopf gestülpten Käfig, der ihr und Seth begegnet war. Plötzlich hielt sie es keine Sekunde länger hier aus. Sie stürzte die Treppe hinunter ins Sekretariat und floh aus dem Gebäude.
    3
    Draußen regnete es mittlerweile in Strömen und als Alicia mit gesenktem Kopf zum Parkplatz rannte, spritzte bei jedem ihrer Schritte Wasser auf. Noch im Laufen wühlte sie in ihrer Tasche und zog den Busfahrplan heraus, auf dem Seth das Kennzeichen von Icarus Scratchs Wagen notiert hatte. Sie prägte es sich kurz ein und steckte den Plan dann schnell wieder in die Tasche zurück, damit der Regen die Tinte nicht verwischte.
    Es standen nur wenige Autos auf dem Parkplatz, aber eines von ihne n – ein alter Citroë n – hatte tatsächlich das richtige Kennzeichen.
    Alicia warf nervös einen Blick auf das Gebäude, in dem sich die Druckerei befand. Scratch war offenbar noch drinnen. Sie lief zum Wagen, wischte hastig die Regentropfen von der Windschutzscheibe und spähte ins Innere. Vielleicht lag irgendetwas auf der Ablage oder auf dem Sitz, was ihr einen Hinweis darauf gab, wo sich dieses Crouch Hollow befand. Ein Briefumschlag mit einer Adresse oder so etwas in der Art. Aber sie sah nur das zerknüllte Papier von Schokoriegeln, leere Chipstüten und geöffnete Coladosen. Nichts, das ihr weiterhalf.
    Ihr schlug das Herz bis zum Hals. Was, wenn Icarus Scratch sie hier an seinem Wagen erwischte? Alles in ihr drängte sie, sofort abzuhauen.
    Aber so schnell wollte sie nicht aufgeben. Sie konnte nicht zulassen, dass er davonfuhr, ohne dass sie etwas herausgefunden hatte. Geduckt lief sie zum Seitenfenster, um nachzusehen, ob vielleicht auf dem Rücksitz irgendetwas Interessantes lag. Aber da war nur eine zerschlissene, karierte Wolldecke, die achtlos über die Sitze geworfen war und aussah, als wäre sie groß genug, um ein ganzes Pferd darin einzuwickeln.
    Sie stutzte, als sie bemerkte, dass die Knöpfe der Autotür nicht heruntergedrückt waren. Entweder hatte Scratch vergessen, den Wagen abzuschließen, oder es war ihm schlicht

Weitere Kostenlose Bücher