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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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hinaussehen konnte. Sie trat zur anderen Tür, legte das Ohr ans Holz und horchte. Außer dem Rumpeln der Maschinen war nichts zu hören. Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter, zog die Tür auf und spähte in ein dämmriges Treppenhaus hinaus. All ihren Mut zusammennehmend schlich sie sich die Stufen hinauf. Oben fand sie eine weitere Tür, an der sie ebenfalls erst horchte. Das Rattern der Maschinen war hier noch lauter. Dann zog sie auch diese Tür einen Spaltbreit auf und blickte auf eine Art Galerie, von der aus man auf die darunterliegende Halle schauen konnte. Alicia schlüpfte hinaus und sah über die Brüstung. Der Lärm der Druckerpresse war ohrenbetäubend. Es standen noch ein paar andere Maschinen in der Halle, deren Funktion für sie nicht erkennbar war, außerdem mehrere Computer, kleinere Bürodrucker und Fotokopierer. Alle Geräte sahen ziemlich alt aus.
    Aus der Druckerpresse glitten Comicseiten in einen Auffangbehälter. Ein Mann kam hinter einer der Maschinen hervor und nahm die Blätter heraus. Insgesamt zählte Alicia sechs Arbeite r – Männer und Fraue n –, die alle orangefarbene, mit Druckerfarbe verschmierte Overalls trugen. Sie wirkten seltsam apathisch. Die Frauen hatten lange, herunterhängende, fettige Haare und die Männer waren unrasiert, ihre Gesichter waren bleich und verhärmt. Stumm verrichteten sie ihre Arbeit, ohne auch nur einmal aufzublicken.
    Vorsichtig kauerte Alicia sich hin, um sie weiter zu beobachten. Der Mann trug die Seiten, die gerade fertig gedruckt worden waren, zu einer anderen Maschine, wo sie geheftet wurden. Obwohl sie aus der Entfernung keine Details erkennen konnte, wusste sie instinktiv, dass dort unten die neueste Ausgabe von Malice hergestellt wurde. Eine neue Sammlung von Horrorgeschichten. Sobald das Heft fertig war, würde es durch geheime Vertriebskanäle an die Jugendlichen verteilt werden, die es kaum erwarten konnten, es zu lesen. Sie würden ihren Freunden davon erzählen und sich gegenseitig herausfordern, Tall Jake zu rufen, nur um zu beweisen, dass sie keine Angst hatten.
    Und wenn ihnen schließlich klar wurde, dass das Spiel tödlicher Ernst war, war es schon zu spät.
    Plötzlich fiel eine Tür ins Schloss und sie zuckte zusammen. Schwere Schritte hallten auf dem Betonboden. Kurz darauf sah sie einen großen, fetten Mann mit einer Skizzenmappe unter dem Arm durch die Halle gehen. Er trug einen langen, grauen Mantel über einer ebenfalls grauen Weste und Hose und einen Filzhut, der sein Gesicht verbarg.
    Von ihrem Beobachtungsposten aus sah sie, dass der Hut und der Mantel völlig durchnässt waren, woraus sie schloss, dass er gerade eben erst von draußen hereingekommen war. Über ihr trommelte der Regen immer stärker auf das Dach. Alicia war fast ein bisschen stolz auf ihre gute Beobachtungsgabe. Aber als Zeichnerin brauchte sie die auch.
    Der Mann ging auf einen Schreibtisch zu, klappte die Mappe auf und zog mehrere große Zeichenblätter heraus, die mit schwarz-weißen Kästchen bedeckt waren. Die Originalzeichnungen für den Comic. Sie würden beim Druck noch verkleinert und dem Heftformat angepasst werden. Leider konnte Alicia trotz der Größe der Blätter aus der Entfernung nicht erkennen, was darauf dargestellt war.
    »Nachschub von Grendel«, rief Icarus Scratch. Alicia war sich sicher, dass er es war. Er sah genauso aus, wie Seth ihn ihr beschrieben hatte. »Ich will, dass die Seiten noch in die nächste Ausgabe kommen! Ist das klar, ihr Schwachköpfe?« Er lispelte leicht und seine Stimme war ungewöhnlich hoch. Sie klang ganz anders, als Alicia sie bei einem so riesigen, fetten Mann erwartet hätte.
    Bis jetzt hatte niemand auf ihn geachtet, aber nun kam einer der Arbeiter auf ihn zugeschlurft und betrachtete die Seiten mit leerem Blick.
    »Und achte diesmal gefälligst auf die richtige Reihenfolge, du nichtsnutziger Dummbeutel. Nicht dass du wieder alles durcheinanderbringst«, schimpfte Scratch. Der Arbeiter nickte nur, als hätte er die Beleidigung gar nicht wahrgenommen, und schlurfte dann mit den Seiten zu einem alten, verkratzten Scanner.
    Scratch ließ den Blick verächtlich durch die Halle schweifen. »Was seid ihr doch für erbärmliche Missgeburten«, schnaubte er. »So. Ich fahre jetzt wieder nach Crouch Hollow. Nicht dass das einen von euch hirnamputierten Schwachköpfen interessieren würde.« Er schien trotzdem auf eine Reaktion zu warten, aber niemand sagte etwas. » In Ordnung M r Scratch! «, quäkte er

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