Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
und raschelte mit der Zeitung, was so viel bedeutete wie: » Aber ruh dich bloß nicht zu sehr aus. Man kann auch in den Ferien lernen!«
    »Ach, da fällt mir was ein«, sagte Lemar. »Ich brauch morgen deinen Wagen, Mum.«
    »Ich wüsste nicht, warum ich ihn dir geben sollte. Hast du etwa schon vergessen, was die Reparatur von Dads Wagen gekostet hat?«, sagte Mr s Lane.
    Lemar warf Alicia einen vielsagenden Blick zu. Im ersten Moment verstand sie nicht, was er von ihr wollte, aber dann fiel ihr wieder ein, was sie ihm versprochen hatte. »Er konnte wirklich nichts dafür, Mum«, sagte sie. »Das Reh kam so plötzlich angeschossen, dass er einfach nicht mehr ausweichen konnte.«
    Ihre Mutter schüttelte missbilligend den Kopf, fragte dann aber: »Und wo willst du mit meinem Wagen hin?«
    »Nach London«, brummte er. »Platten kaufen.«
    »Die gibt es auch in Leicester.«
    Lemar verzog das Gesicht. »Vergiss es. In Leicester gibt es nur den üblichen Mainstreamschrott. Die guten Sachen kriegt man nur in London.«
    »Liegt Stevenage nicht auf dem Weg nach London?«, fragte Alicia so beiläufig wie möglich.
    »Nein«, behauptete Lemar.
    »Doch«, seufzte ihr Vater hinter seiner Zeitung. Anscheinend fand er es wahnsinnig ermüdend, immer alles besser zu wissen. »Du musst nur in Luton von der Autobahn abfahren.«
    »Was willst du denn in Stevenage?«, fragte Mr s Lane Alicia.
    »Da wohn t … eine Freundin von mir«, schwindelte Alicia geistesgegenwärtig. »Aus der Schule. Sie ist vor ein paar Monaten dort hingezogen. Ich hab ihr versprochen, sie mal zu besuchen, wenn sich eine Gelegenheit ergibt. Nur für einen Tag. Ich will nicht über Nacht dort bleiben.«
    »Falls du denkst, ich nehme dich mit, kannst du dir das abschminken«, sagte Lemar.
    »Vielleicht darf ich dich daran erinnern, dass es mein Wagen ist, den du dir leihen willst, junger Mann«, entgegnete Mr s Lane streng. »Den bekommst du aber nur, wenn du deine Schwester bis Stevenage mitnimmst und auf dem Rückweg dort wieder abholst.«
    Lemar verdrehte die Augen, sagte aber nichts. Es hatte keinen Sinn, mit seiner Mutter zu diskutieren, wenn sie ihn in diesem Ton »junger Mann« nannte.
    »Also gut. Dann fährt dich dein Bruder vormittags hin und holt dich abends wieder ab«, sagte Mr s Lane zu Alicia. »Das ist doch mal eine schöne Abwechslung. Es wird dir bestimmt guttun, deine Freundin zu besuchen und ein bisschen Spaß zu haben. Du bist immer so fleißig, vielleicht brauchst du einfach eine kleine Auszeit.«
    Spaß haben . Alicia nickte wie betäubt. Es war alles so schnell gegangen, dass sie gar keine Zeit gehabt hatte nachzudenken. Gerade eben war sie noch verzweifelt gewesen und hatte nicht gewusst, wie es weitergehen sollte, und in der nächsten Minute stand plötzlich fest, dass sie nach Stevenage fahren würde. Es kam ihr beinahe so vor, als hätte jemand anders die Entscheidung für sie getroffen.
    Aber es war besser so. Sie musste etwas unternehmen. Sie konnte ihr Leben nicht damit verbringen, tatenlos herumzusitzen und Angst zu haben. Ihr blieb gar nichts anderes übrig. Sie musste Seth helfen, Tall Jake zu stoppen. Ihre Entscheidung war getroffen: Sie würde morgen zu der Druckerei fahren.
    In dieser Nacht schlief sie wie ein Stein.
    2
    Lemar zog die ganze Fahrt über ein genervtes Gesicht und redete kein Wort mit Alicia. Er hatte eine CD eingelegt, die Alicia hasste, und hörte sie extralaut, nur um sie zu ärgern. Sie sah stumm aus dem Fenster.
    Als sie sich Stevenage näherten, las sie ihm die Wegbeschreibung vor, die sie bei Routefinder.com ausgedruckt hatte. Der Gebäudekomplex war leicht zu finden, weil er am Straßenrand mitten im Niemandsland lag. Sie bat Lemar, sie vor dem Tor rauszulassen.
    »Bist du sicher, dass ich dich nicht irgendwo anders hinbringen soll?«, fragte ihr Bruder und betrachtete stirnrunzelnd das Gelände mit den langen, wellblechverkleideten Gebäuden. Auf dem Parkplatz standen ein paar Autos, aber ansonsten wirkte alles völlig verlassen. Der Himmel war bewölkt und es sah bedrohlich nach Regen aus.
    »Der Vater von meiner Freundin hat eine geschäftliche Besprechung hier und nimmt mich dann anschließend mit zu ihnen nach Hause«, sagte Alicia. »Wir sind nur ein bisschen zu früh dran.«
    Lemar zögerte. Alicia merkte ihm an, dass er schnell nach London wollte, sich aber auch Sorgen um seine kleine Schwester machte. »Dann warte ich einfach kurz mit dir, bis er kommt«, schlug er großmütig vor.
    »Nein, ist

Weitere Kostenlose Bücher