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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Bananen geschickt hat...«
    »Die anderen Frauen müssen sie ja auch nicht essen«, antwortete sie.
    »Den andern Frauen wurden sie auch nicht durch Gottes Willen gesandt.«
    »Pastor Hale«, flehte sie. »Ich bin sicher, daß ich, wenn ich dieses Schiff verlasse, auf dem ich so lange krank gewesen bin, diese Bananen essen kann. Aber hier erinnert mich der Geruch des Öls in der Schale... Mein lieber Gemahl, ich werde noch krank.«
    »Nein, Frau Hale!« kommandierte er. Und zweimal am Tag schälte er sorgfältig eine Banane, steckte sich die Hälfte in den Mund und sagte mit Überwindung: »Es schmeckt herrlich.« Die andere Hälfte schob er mit Gewalt in Jerushas Mund und wartete so lange, bis sie die Frucht hinuntergeschluckt hatte. Die Prozedur war der geschwächten Amanda Whipple so unerträglich, daß sie hinausgehen mußte. Noch ekelhafter wurde die Sache aber dadurch, daß Abner die reifenden Bananen an der Decke ihrer Kabine aufgehängt hatte, wo sie während der ganzen Fahrt durch die Meerenge hin und her schwangen und den kleinen Raum mit ihrem betäubenden Geruch erfüllten.
    Zuerst dachte Jerusha: Ich werde zusehen, wie die Traube kleiner wird. Aber so groß ihre Anstrengung war, die Traube zu verringern, so war doch kein Erfolg zu sehen. Ja, im Gegenteil, wuchsen die Bananen, wurden aromatischer und pendelten nachts dicht vor Jerushas Gesicht. »Mein lieber Gemahl«, flehte sie. »Mir wird bestimmt noch übel.« Aber er legte ihr seine Hand fest auf den Magen, bis die Tagesration vertilgt war, und duldete nicht, daß ihr schlecht wurde. Und sie gehorchte.
    Nach einer solchen Verabreichung fragte John Whipple einmal: »Warum magst du nur diese Bananen so sehr, Bruder Hale?«
    »Ich mag sie gar nicht«, sagte Abner. »Auch mir wird übel dabei.«
    »Warum ißt du sie denn?«
    »Weil der Herr offensichtlich wünscht, daß ich sie esse. Wie sind sie mir zuteil geworden? Als Folge einer Predigt. Ich wäre undankbar, wenn ich sie nicht essen würde!«
    »Glaubst du an Omen?« fragte der junge Wissenschaftler. »Was meinst du?«
    »Aberglauben, Omen?«
    »Warum fragst du das?«
    »Ich dachte nur. Keoki Kanakoa hat mir von all den Omen erzählt, unter denen er dort gelebt hat. Wenn eines ihrer Kanus in See stach, fuhr eine alte Frau mit, die nichts weiter tat, als die Omen zu prüfen. Und wenn ein Albatros vorüberflog oder ein Haifisch an das Kanu kam, so bedeutete das etwas - ein Gott hatte sie gesandt - man konnte die Absicht eines Gottes erfahren - wenn man die Omen verstand.«
    »Was hat das mit mir zu tun?« fragte Abner.
    »Mir schien nur, Bruder Hale, daß du es mit den Bananen ähnlich hältst. Sie wurden dir gegeben, also müssen sie von Gott gesandt sein. Wenn sie aber von Gott gesandt wurden, müssen sie auch gegessen werden.«
    »John, du lästerst Gott!«
    »Ob Lästerung oder nicht, ich würde diese Bananen über Bord werfen. Sie machen noch alle krank.«
    »Über Bord!«
    »Ja, Pastor Hale«, fiel Jerusha ein. »Werfen Sie die Bananen über Bord.«
    »Das ist unerträglich!« rief Abner und stürmte an Deck, von wo er aber schnell wieder in die Kabine herunterkam. »Wenn irgend jemand diese Bananen berührt! Sie wurden von Gott gesandt, um uns auf unser neues Leben vorzubereiten. Sie, Frau Hale und ich, werden jede dieser Bananen verspeisen. Es ist Gottes Wille.« Und während die THETIS ihren gefährlichen Weg fortsetzte, blieben die übelriechenden Bananen in der Schlafkabine hängen.
    Die Brigg hatte jetzt Feuerland hinter sich gelassen und kreuzte zwischen Hunderten kleiner, namenloser Inseln hindurch, die den westlichen Teil der Meerenge bildeten. Die Winde sprangen um, und aus den trostlosen Tagen wurden trostlose Wochen. Immer wieder mußte Kapitän Janders dasselbe in sein Logbuch schreiben. »Dienstag, 15. Januar. Sechsundzwanzigster Tag der Durchfahrt. Land dicht auf beiden Seiten. Fuhren den ganzen Tag gegen den Wind. Schafften vier Meilen. Aber gegen Sonnenuntergang verloren wir die Strecke wieder. Konnten keinen Ankerplatz an abschüssigen Küsten finden. Fuhren dorthin zurück, wo wir in der letzten Nacht geankert hatten. Hoffen aber, daß der Westwind anhält, weil er die Wellen bei den Vier Evangelisten glätten wird. Eine Gruppe ging an Land. Schoß schöne Gänse und sammelte zwei Eimer voll Muscheln.«
    Tag um Tag machten sie einen Fortschritt von vier Meilen oder sechs oder gar keinen. Die Männer, die morgens den Anker der THETIS lichteten und mit ihr in den Sturm hinaus

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