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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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erwischen. Die Pottwale sind schlau.«
    Whipple beobachtete, wie das erste Boot sich an ein besonders großes Tier heranpirschte, aber es entwischte. Dann lenkte der Offizier sein Fangboot auf ein anderes Tier, einen mächtigen graublauen Pottwal, der träge in der Sonne lag. Vorsichtig kroch das Boot von hinten rechts heran. Der Offizier manövrierte den Bug des Bootes direkt auf die lange Flanke des Tieres zu, und der Harpunier, der sich mit dem linken Bein fest gegen den Boden des Bootes stammte und das rechte Bein auf die Seitenwand stellte, holte aus und schleuderte die Harpune mit unglaublicher Kraft tief in den Leib des Walfischs.
    In dem ersten schmerzhaften Augenblick schoß das große Tier aus dem Wasser, und die Harpunenleine treidelte dabei ab. Whipple rief: »Der ist ja größer als die THETIS!«
    »Er wird achtzig Fässer geben!« meinte einer der Matrosen. »Wenn wir ihn einbringen«, gab Hoxworth zu bedenken. Er nahm wieder sein Glas von Whipple und beobachtete, wie der Walfisch untertauchte und versuchte, seine Verfolger abzuschütteln. »Er ist klug«, sagte der Kapitän düster und wartete darauf, wie seine Mannschaft auf den ersten wilden Ausbruch des Tieres reagieren würde.
    Whipple konnte sehen, wie die Harpunenleine abgespult wurde. Ein Matrose stand mit einer Axt daneben, um die Leine zu kappen - und damit auf den Wal zu verzichten -, wenn ein Unheil verhindert werden müßte. Und wirklich schien es, als wollte der Leviathan bis zum Grund des Ozeans hinab. Minuten vergingen, und noch immer war von dem getroffenen Wal nichts zu sehen. Die beiden anderen Boote hielten sich fern, waren aber bereit, herbeizueilen, sowie der Wal sich zeigte.
    Dann kam der Wal an einer ganz unerwarteten Stelle nicht weit von der CARTHAGINIAN an die Oberfläche. Fauchend tauchte er aus den Wellen, schlug mit seiner großen Schwanzflosse um sich und blies seinen Atem aus. Eine Blutsäule schoß hoch in die Luft, ein Monument des zitternden Todes, und stand einen Augenblick lang wie roter Marmor im Sonnenlicht. Dann fiel sie zusammen und färbte die Wellen purpurrot. Noch viermal spie das Tier die blutige Last seiner Lungen aus. Hoxworth, der die Farbe prüfte, rief: »Er ist gut getroffen!«
    Jetzt kam der kritische Augenblick der Jagd. Der geängstigte Wal zögerte, und alle wußten, daß er, wenn er nach dieser Pause in der falschen Richtung ausbrach, die Fangboote einfach umrennen oder sie zwischen seinen mächtigen Kiefern zerbrechen oder auch in die CARTHAGINIAN hineinrasen und sie in einer Minute zum Sinken bringen konnte, was das Schicksal so vieler Walfänger war. Diesmal schoß der Wal in einer günstigen Richtung davon und zerrte mit einer Geschwindigkeit von dreißig Meilen in der Stunde das Fangboot hinter sich durch den Ozean. Das Segel war eingeholt worden, die Ruderer saßen mit eingezogenen Riemen da. Auf der CARTHAGINIAN riefen sich die Matrosen zu:    »Die
    NANTUCKET geht auf die Schlittenpartie.«
    So erzwangen die sechs Männer in dem kleinen Boot den Tod des mächtigen Walfischs. Das Tier tauchte auf, sprühte Blut, verharrte und tauchte wieder hinab. Es raste durch das Meer und kehrte blitzschnell um, aber die Harpune bohrte sich tiefer und tiefer in seine Flanke, und die Leine blieb gespannt. Wenn sich der Walfisch dem Boot näherte, wurde die Leine von den Matrosen mit fieberhafter Eile eingezogen; wenn er floh, ließen sie die Leine wieder ab laufen. Und in diesem blutigen Spiel begann der Wal zu spüren, daß es um ihn geschehen war.
    Jetzt pirschte sich ein zweites Fangboot heran, und sein Harpunier schleuderte einen anderen Eisenspeer tief in den vorderen Teil des Tieres. Von neuem begann die Jagd, und diesmal gingen zwei Boote auf die Schlittenpartie. Mit rasender Geschwindigkeit wurden sie durch die blutigen Wellen gezogen; und schnell wurden die Leinen eingeholt, wenn der Wal zur Ruhe kam. Auf und ab, vor und zurück führte der Leviathan seinen Kampf, bis das Blut seine Lungen füllte und die Schwanzflossen lähmte. »Das ist ein Biest!« sagte Kapitän Hoxworth befriedigt. »Gebe Gott, daß er nicht eines der Boote erwischt.«
    Minuten verstrichen, und der Wal kämpfte noch immer. Er blutete jetzt gewaltig und suchte die sicheren Tiefen. Aber immer wieder mußte er in seiner Todesqual auftauchen, bis er schließlich, nachdem er sich ein letztes Mal in den blutigen Wellen gewälzt hatte, auf die Seite fiel und verendete. »Geschafft!« rief Kapitän Hoxworth. Dann fuhr das dritte

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