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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Fangboot hinzu, befestigte seine Leine an der des zweiten Bootes, und so schleppten drei Boote langsam den Wal zu ihrem Mutterschiff. Die CARTHAGINIAN hatte mittlerweile Segel gesetzt und bewegte sich ebenso vorsichtig auf den herankommenden Wal zu.
    Auf dem Schiff begann ein geschäftiges Treiben. An der Steuerbordseite wurde ein Teil der Reling abgehoben und eine kleine Plattform zwei Meter über den Wasserspiegel herabgelassen. Matrosen brachten die scharf geschliffenen Speckspaten mit sechs Meter langen Griffen herbei. Andere befestigten die gewaltigen Takeleisenhaken vom Gewicht eines Mannes, mit denen der Speck an Deck gezogen wird. Wo Abner seinen Gottesdienst hätte halten sollen, häufte der Koch mit seinen Gehilfen trockenes Brennholz auf. Hier sollten später die großen Töpfe kochen, in denen das Spermöl gewonnen wurde. Weiter vorne überwachte der Böttcher mit der Narbe im Gesicht, wie durch eine Luke die Fässer herauf gehievt wurden, in denen der Speck verstaut werden sollte, der nicht gleich verkocht wurde. Als die Vorbereitungen beendet waren, die von John Whipple genau verfolgt, aber von Abner nicht beachtet wurden, weil Sonntag war, wurde der Wal längsseits gebracht. Whipple rief: »Er ist länger als die THETIS«, aber Kapitän Hoxworth, der wie alle Walfischer nie die Länge der Tiere erwähnte, brummte nur: »Er wird schon achtzig, neunzig Fässer geben. Ein Biest!« Als der große Pottwal an der Steuerbordseite vertäut und die außenbords hängende Stelling herabgelassen war, sprang ein schwarzer Brava-Matrose von Kap Verde auf den Kadaver des Wals und versuchte mit dem langen Speckspaten ein Loch für den Haken auszustechen. So geschickt er war, gelang es ihm nicht, die großen Haken einzusetzen, und als die CARTHAGINIAN plötzlich mit einem Ruck nach Backbord auswich, schlug einer der Haken dem Matrosen gegen die Brust und stieß ihn vom Leib des Walfischs herab ins Meer. Sogleich stürzte sich ein Rudel Haifische, die der Blutspur des Wals gefolgt waren, auf den Mann; aber die Matrosen auf der Stelling stießen und schlugen mit ihren Speckspaten nach den Angreifern und wehrten sie ab. Nun kletterte der Brava-Mann unter portugiesischen Flüchen und vom Blut der Haifische und des Wals überströmt wieder auf den Kadaver. Diesmal gelang es ihm, die Haken einzufügen. Aber ehe mit dem Hieven begonnen werden konnte, mußte der acht Meter lange und tonnenschwere Kopf des Walfischs abgetrennt und an dem Heck des Schiffes befestigt werden.
    »Du, Brava!« rief der Kapitän. »Setz ihm diesen Haken in den Kopf! « Und der sehnige schwarze Matrose sprang behend auf den Kopf des Tieres, um den Haken zu befestigen, woraufhin seine Kameraden mit scharfen Messern an langen Griffen den Kopf des Leviathans absägten. Als der Kopf in Sicherheit war, begannen die Männer mit ihren Speckspaten dem Wal auf den Leib zu rücken. Sie schälten den dicken Speck in einem breiten Riemen ab, der dort begann, wo der Kopf gewesen war, und dann spiralenförmig bis zum Schwanz verlief, der schlaff im Wasser hing. Die geschickten Flenser unterbrachen sich zuweilen beim Pellen der Speckschicht, um mit ihren scharfen Spaten nach den andrängenden Haien zu stechen. Aber wenn der Spaten zurückgezogen wurde, zuckte der getroffene Hai nur ein wenig zusammen, als hätte ihn eine Biene gestochen, und fraß dann an dem Kadaver des Walfischs weiter.
    Jetzt begannen die Männer an den Tauen der gewaltigen Takel zu hieven, und langsam kenterte der Wal um und um, während die bloßgelegte Speckbahn immer höher aufgeheißt wurde. Als etwa vier Meter der Speckbahn über Deck hingen, wurde in ihrem unteren Teil ein zweites schweres Takel eingehakt. Dann wurde das obere Ende abgeschnitten, auf dem Deck in Stücke zerhackt und in die Töpfe über dem Feuer geworfen. Was diese Töpfe nicht faßten, wurde zeitweilig in den bereitstehenden Fässern verstaut. Währenddessen war eine zweite lange Speckbahn an Deck gehievt worden, die von den Männern auf der schwankenden Stelling von dem sich drehenden Walfischkadaver abgeschält worden war.
    Schließlich war der Schwanz erreicht, und ehe der mächtige Kadaver den Haien vorgeworfen wurde, sprang noch einmal der Brava-Matrose hinzu und schnitt einige Stücke von dem frischen Walfischfleisch herunter. »Bring auch etwas von der Leber«, rief ihm ein Matrose zu. Aber der Brava-Mann fühlte, wie er auf dem schlüpfrigen Kadaver ausglitt, er griff schnell nach einem Tauende und schwang sich

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