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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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gehabt hätte, dann wäre seine Frau noch am Leben. Wenn er sie in Hana gelassen und sein Bestes getan hätte, wäre alles gut gegangen. Schwester Urania wurde durch den langen Marsch nach Wailuku getötet. Das arme Ding, das acht Monate ihr Baby getragen hat.«
    Hier mußte er an den Zustand seiner eigenen Frau denken, und er fürchtete, daß die Nachricht vom Tod Uranias in ihrem Kindbett eine nachteilige Wirkung auf sie haben könnte. So entwarf er einen recht unvernünftigen Plan, um die Neuigkeit zu unterdrücken. Er schloß, mehr der Hoffnung als dem gesunden Menschenverstand folgend: »Es wird einige Zeit vergehen, bis man in Lahaina etwas von dem traurigen Vorfall erfährt. Ich werde meiner lieben Frau nichts davon sagen.« Er legte ein feierliches Versprechen vor sich ab und rief sogar Gott zum Zeugen an. Als er aber nach Hause kam und sah, wie die sechs Locken so lieblich um Jerushas Gesicht tanzten und wie sie ihn so glücklich nach dieser ersten Trennung seit ihrer Hochzeit begrüßte, da blieb er zwar in Worten seinem Vorsatz treu, verriet sich aber in seinen Handlungen. Er blickte sie mit solcher Liebe und Trauer an, daß sie sogleich wußte, was geschehen war. »Schwester Urania ist gestorben!« rief sie.
    »Ja«, gestand Abner. »Aber du wirst nicht sterben, Jerusha.« Und zum erstenmal nannte er sie bei ihrem Namen.
    Sie wollte eine Frage stellen, aber er packte sie derb an den Handgelenken und blickte ihr tief in die braunen Augen. »Du wirst nicht sterben, Jerusha. Ich verspreche dir bei Gottes Wort, daß du nicht sterben wirst.« Er ließ sie los, setzte sich auf eine Kiste und verbarg sein Gesicht in den Händen. Fast beschämt über das, was er nun sagen wollte, begann er sodann: »Gott beschützt uns auf geheimnisvolle Weise, Jerusha, und obwohl mein Gedanke vielleicht in mancher Hinsicht entsetzlich scheinen mag, ist er dennoch wahr. Ich glaube, daß mich Gott zu dem Tod Schwester Uranias geführt hat, damit ich vorbereitet bin, wenn deine Stunde kommt. Jetzt weiß ich, was ich tun muß. Ich weiß, was Bruder Abraham versäumt hat. Jerusha, ich bin bereit, und du wirst nicht sterben.« Er sprang auf und schrie: »Du wirst nicht sterben!«
    Mehr als alles in der Welt hätte er in diesem Augenblick Jerusha in die Arme schließen und sie mit Küssen bedecken mögen - mit wilden, schallenden Küssen, die wie die Laute der Rinder auf den Weiden zu Hause klangen. Aber er wußte nicht, wie er das anstellen sollte, und so drückte sich seine ganze Liebe in diesem einen tiefen Vorsatz aus. »Du wirst nicht sterben«, versicherte er seiner Frau, und Jerusha blickte von nun an den letzten Tagen ihrer Schwangerschaft mit süßerer Entschlossenheit entgegen, als eine Frau am Ende der Welt und fern von jeder Hilfe es sonst vermocht hätte.
    Wenn Abner in seinem Missionshaus einen geistigen Triumph davongetragen hatte, so erlitt er in Malamas Graspalast eine schmähliche Niederlage; denn als er den täglichen Unterricht bei der Alu Nui wieder aufnehmen wollte, entdeckte er, daß Kelolo nicht in sein neues Haus gezogen war, sondern wie früher bei seiner Frau lebte. »Das ist eine Schändlichkeit«, rief Abner mit donnernder Stimme.
    Das hünenhafte Liebespaar, das schon weit über vierzig war, hörte verlegen zu, als er noch einmal erklärte, warum Gott die Blutschande verabscheute; aber als er zu Ende war, sagte Malama ruhig: »Ich habe Kelolo draußen vor der Mauer ein Haus gebaut, und es ist ein gutes Haus. Aber er will nicht alleine sein.« Sie begann zu weinen und fügte hinzu: »Er versuchte es zwei Nächte lang, während du fort warst. Aber als ich daran dachte, daß er dort allein schlief, gefiel es mir auch nicht, und so ging ich in der dritten Nacht ans Tor und rief: >Kelolo, komm herein, wohin du gehörst. < Und er kam; es war nur meine Schuld, Makua Hale.«
    »Ihr werdet nie ein Mitglied der Kirche sein, Malama«, warnte Abner sie. »Und wenn Ihr sterbt, werdet Ihr ewig im Höllenfeuer schmachten.«
    »Erzähl mir noch einmal vom Höllenfeuer, Makua Hale«, bat Malama, denn sie wollte genau wissen, welche Gefahr sie lief. Als Abner dann in seine grauenvolle Beschreibung der ewigen Martern wiederholte, zitterte Malama und begann genaue Fragen zu stellen, während ihr die Tränen über die' Wangen liefen.
    »Bist du sicher, daß Kamehameha, der König, in einem solchen Feuer ist?«
    »Ich weiß es bestimmt.«
    »Makua Hale, einmal kam ein katholischer Schiffskapitän nach Lahaina und unterhielt

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