Hawaii
sich mit mir über Gott. Sind die Katholiken auch im Feuer?«
»Sie sind für immer im Feuer«, sagte Abner mit fester Überzeugung. »Und derselbe Schiffskapitän erzählte mir auch von den Leuten in Indien, die nie etwas von deinem Gott gehört haben.«
»Malama, sprecht nicht immer von ihm als von meinem Gott. Er ist Gott. Er ist der einzige Gott.«
»Aber wenn die Menschen in Indien sterben, kommen sie dann auch ins Feuer?«
»Ja.«
»Und nur die Menschen, die Mitglieder deiner Kirche sind, entgehen den Flammen?«
»Ja.«
Triumphierend wandte sie sich an Kelolo und sagte: »Da hörst du, wie furchtbar das Feuer ist. Wenn du draußen deinen Altar behältst und weiter den alten Göttern anhängst, wirst du im ewigen Feuer schmachten müssen.«
»Ach was!« widersprach Kelolo trotzig. »Meine Götter werden schon für mich sorgen. Sie werden nie zulassen, daß ich brennen muß. Sie nehmen mich zu sich in ihren Himmel, wo ich neben Kanes Lebenswasser ruhen werde.«
»Er ist ein törichter Mann!« sagte Malama traurig. »Er wird brennen und weiß es nicht.«
»Aber Malama«, erinnerte Abner, »wenn Ihr weiterhin mit Kelolo in dieser furchtbaren Sünde lebt, werdet auch Ihr im ewigen Feuer verschmachten müssen.«
»Ach nein!« erwiderte die große Frau. »Ich glaube an Gott. Ich liebe Jesus Christus. Ich komme keinesfalls ins Feuer. Ich werde Kelolo bei mir behalten, bis ich fühle, daß ich krank werde. Wir sind übereingekommen, daß ich ihn weit fortschicken werde, bevor ich sterbe, und dann werde ich errettet.«
Da spielte Abner seinen Trumpf aus. Er blickte ihr kühn ins Gesicht und gab ihr zu bedenken: »Aber nur Euer Priester kann Euch in die Kirche einlassen, sonst niemand. Habt Ihr daran gedacht?«
Malama erwog diese unerwartete Neuigkeit und betrachtete ihren Peiniger. Er war einen Fuß kleiner als sie, kaum halb so alt, und wog etwa ein Drittel. Behutsam begann sie: »Und du wirst es sein, der beurteilt, ob ich eine gute Frau gewesen bin oder eine schlechte.«
»Ich werde Euer Richter sein«, versicherte ihr Abner.
»Und wenn ich keine gute Frau war...«
»Dann werdet Ihr nicht in die Kirche aufgenommen werden.« Malama sah sich in einer Sackgasse, blickte erst auf Abner, dann auf Kelolo, und schließlich fragte sie geschickt: »Aber vielleicht bist du dann gar nicht mehr da, Makua Hale. Vielleicht ist dann irgendein anderer Geistlicher da.«
»Ich werde da sein«, sagte Abner fest.
Malama bedachte diese düstere Aussicht, seufzte resigniert und wechselte dann rasch das Thema: »Sag mir, Makua Hale, was ich tun muß, um meinem Volk eine wirkliche gute Alii Nui zu sein.«
Und Abner begann ein Werk, das große politische Konsequenzen haben sollte. Zunächst hörten nur Malama und Kelolo seinen täglichen Belehrungen zu, dann durften nach und nach auch die geringeren Alii teilnehmen, und wenn König Liholiho oder seine Regentin Mutter Kaahumanu in Maui residierte, erschienen auch sie, fragten, verwarfen und erwogen. Unentwegt wiederholte Abner einige einfache Ideen. »Es darf keine Sklaven geben«, sagte er zum Beispiel.
»Auch in Amerika gibt es Sklaven«, erwiderten die Alii. »Es ist in Amerika nicht recht, und es ist hier nicht recht. Die Sklaverei muß aufhören.«
»Es gibt auch in England Sklaven«, beharrten seine Zuhörer.
»Und sowohl in Amerika wie in England kämpfen die besten Männer gegen die Sklaverei. Auch hier sollten die besten Männer dagegen sein.« Als dieser moralische Beweisgrund nicht verfing, ging er zu eindringlicheren Ermahnungen über und rief: »Ich fuhr auf dem Meer, als ich nach Hawaii unterwegs war, und wir kamen bei Sonnenuntergang an einem Schiff vorbei. Es war ein Sklavenschiff, und wir konnten die Ketten in den finsteren Laderäumen rasseln hören. Wie wäre Euch zumute, König Liholiho, wenn Ihr mit Ketten an einen Pfahl gebunden würdet und Euer Rücken mit Striemen überzogen wäre, und der Schweiß Euch in die Augen liefe? Wie wäre Euch zumute, König Liholiho?«
»Ich würde es nicht mögen«, antwortete der König.
»Und die Alii sollten darauf achten, daß keine Babys mehr getötet werden«, donnerte Abner.
Malama unterbrach ihn. »Wie sollen wir die Kapitäne fremder Kriegsschiffe begrüßen, wenn sie Lahaina anlaufen?«
»Alle zivilisierten Nationen«, erklärte Abner und benutzte eine Phrase, die unter Missionaren sehr beliebt war, »beachten gewisse Formen im Verkehr mit anderen zivilisierten Nationen. Der Kapitän eines Kriegsschiffs
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