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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Tür. »Bruder Abraham! Kommt schnell!« schrie er. Und als der Ehemann in die Hütte    stolperte, berichtete    Abner    mit
    gespenstischer Stimme: »Ich fürchte, sie stirbt.«
    Abraham schluchzte auf und kniete neben dem Bett nieder. Er nahm die Hände seiner Frau, und bei dieser unerwarteten Berührung bewegte    Urania ihre Schultern.    Abner    rief
    überrascht: »Schläft    sie    vielleicht?« Draußen hatten    die aufmerksamen Frauen ihren Zuhörern längst mitgeteilt: »Sie schläft. Sie wird wahrscheinlich eine Stunde so verharren. Wenn sie dann aufwacht, beginnt sie von vorn.«
    »Ist es ein gutes Zeichen, wenn die Frau schon in den Wehen schläft?«fragte die Menge.
    »Nein«, sagten die Wehfrauen. »Warum nicht?« wollte ein Mann wissen. »Es bedeutet, daß sie schwach ist«, sagte eine der Frauen. »Was sollten sie tun - da drinnen?« fragte der Mann »Sie sollten Kräuter sammeln«, erklärten die Wehfrauen. »Warum Kräuter?«
    »Um das Blut zu stillen, später - denn sie ist eine schwache Frau.« In dem düsteren Haus durchblätterten Abner und Abraham verzweifelt ihre Handbücher und konnten nichts über den Schlaf in der achtzehnten Stunde der Wehen finden. Abner wurde von Schaudern und Furcht ergriffen. »Es muß hier doch irgendwo eine Erklärung dafür stehen«, murmelte er, aber seine unsicheren Finger fanden nichts. »Bruder Abraham, habt Ihr etwas entdeckt?«
    Dann begannen abermals Wehen, rhythmisch und mit voller Kraft. Aber sie nützten Abner wenig, denn nicht Urania, sondern ihr Mann Abraham erlitt sie. Es war abscheulich, ansehen zu müssen, wie sich der unterernährte Missionar den Leib hielt und die Folge der Wehen einer Frau durchlitt. Zum drittenmal mußte Abner an die Tür rennen und die Eingeborenen bitten, Abraham hinauszubringen. »Und behaltet ihn draußen!« schrie er. Um zwei Uhr früh erwachte Urania Hewlett und um fünf Uhr hatten sich die Abstände zwischen den Wehen auf anderthalb Minuten verringert. Die horchenden Frauen vor der Hütte sagten: »Jetzt kommt bald die Geburt.« Abner, der noch immer mit geröteten Augen in seinem Buch herumblätterte, war zu demselben Schluß gekommen. Aber die nächste halbe Stunde stellte eine besonders harte Prüfung für ihn dar. Da er nicht wußte, daß Urania die normale Wehenfolge durchlief, hatte er die Diagramme am Ende des Buches studiert, wo von ungewöhnlichen Geburten berichtet
    wurde. Vor allem ein Diagramm beunruhigte ihn: »Anomale Geburt:    Schulter-    und Armvorfall.« Er durchlief den
    zugehörigen Text und erkannte, wie schwer seine Aufgabe war, wenn er vor einer solchen Lage stand. Es war deshalb absolut notwendig, daß die Vorbereitungen für die eigentliche Geburt sofort getroffen wurden, damit man für einen anomalen Verlauf gerüstet war. Aber er konnte damit nicht beginnen, da Urania noch immer in ihren Kleidern und Betttüchern eingewickelt lag. Es wäre unanständig gewesen, wenn er sie selbst entfernt oder sie darum gebeten hätte. Deshalb ging er zur Tür, wo schon das erste Morgengrauen durch die Palmen schien, und rief Bruder Abraham, der schlief. Eine der Wehfrauen wollte auf die Tür zugehen, aber Abner wich in ehrlichem Schrecken vor ihr zurück. Abraham wurde nun geweckt, und Abner sagte zu ihm: »Bruder Abraham, Ihr müßt jetzt Eure Frau ausziehen. Es ist soweit.«
    Abraham sah stumm zu seinem Genossen auf und ging zu dem Bett. Aber seine eigenen Wehen kehrten mit Macht zurück, und er mußte fluchtartig den Entbindungsraum verlassen. Abners Problem wurde jedoch durch eine machtvolle Bewegung in dem Bett gelöst, wo Schwester Urania in den Qualen ihrer Niederkunft die Kleider fortstieß und schrie, daß Abner ihr helfen solle. Abner, der wie ein Schuljunge schluckte und vor Verlegenheit zitterte, näherte sich dem Bett. Aber dann fiel plötzlich alle Unsicherheit von ihm ab, und er dachte mit unendlicher Dankbarkeit: Das muß der Kopf sein. Es ist eine normale Lage.
    Als die beiden Hebammen draußen die ersten Schreie des Kindes hörten, sagten sie ernst: »Hoffentlich hat er jetzt die Kräuter bereit.« Abner, der ganz von dem kleinen Jungen in Anspruch genommen wurde, den er in Händen hielt, sah sich vor die nervenaufreibende Aufgabe gestellt, die Nabelschnur zu durchtrennen und abzubinden. Er suchte verzweifelt alle Erinnerungen an seine Lektüre des Geburtshilfehandbuchs zusammen und machte seine Sache gut. Dann stand er einen Augenblick verwirrt und ratlos

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