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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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rechten Mast wies und Ta'aroa nach dem linken. Jetzt konnte das Kanu beladen werden.
    Achtern des Tempels blieb ein Raum frei, den Tupuna während der ganzen Fahrt für seinen Gottesdienst in Anspruch nahm. Hinter ihm war der Bereich, in dem diejenigen Mitglieder der Mannschaft schliefen, die gerade nicht rudern mußten. Dahinter stand ein großes Grashaus, in dem die zwölf Frauen schliefen, die für die Reise ausgewählt worden waren. Achtern von ihnen saß schweigend die heilige Natabu, die Frau Tamatoas, begleitet von der rotäugigen Teura, der Frau Tupunas und Seherin auf dieser Fahrt. Ihre Aufgabe war es, die Zeichen zu deuten. Am hinteren Ende des Hauses saß allein Tamatoa neben einer kleinen Türöffnung, von der aus er die Sterne beobachten und den Steuermann überwachen konnte. Die Befehlsgewalt über das Kanu lag bei Teroro, der im vordersten Teil des Schiffes mit Tehani an seiner Seite stand. Aber Entscheidungsgewalt über Leben und Tod dieses kühnen Abenteuers lag doch allein beim König. Nur er konnte sagen: wende oder halte an.
    Als der stürmische Tag voranschritt, schien es unfaßbar, daß sich ein vernünftiger Mann über das Riff hinauswagen könnte, aber alle wußten, daß ein Kanu nur, wenn es bei so starker westlicher Brise ausfuhr, Aussicht auf eine erfolgreiche Reise hatte. Und so wurden die Herzen der Aufbrechenden stark in dem Maße, wie der Sturm anhielt. Sie verbrachten den Tag in Gebeten und mit der Befrachtung des Kanus. Die Sklaven, die Tiere und die schwereren Bündel wanderten in den linken Rumpf, in dem Mato das erste Paddel führte und damit Einschlag und Rhythmus bestimmte. In dem rechten Rumpf wurden die Nahrungsmittel, die Baumtriebe und die Ersatzmatten verstaut. Hier hatte Pa das erste Ruder. Im Heck, diagonal zu Mato, sollte Hiro, der Steuermann, stehen.
    Der Nachmittag verstrich, und die Mannschaft nahm Abschied von den Frauen, die sie nicht mitnehmen konnten, und den Kindern. Teroro ging zum letztenmal zu der ernsten Malama in das kleine Haus, wo sie so glücklich gelebt hatten. Sie hatte sich in ihr bestes Tapa-Tuch gekleidet, das viele Meter lang um ihren schönen Körper hing, und ihr Haar war mit Blüten geschmückt.
    »Führe das Kanu sicher, Teroro«, sagte sie sanft. »Ich werde für dich beten.«
    »Du wirst mir immer im Herzen sein«, versprach er.
    »Nein«, ermahnte sie ihn. »Wenn du abgereist bist, mußt du
    mich vergessen. Es wäre unrecht gegen Tehani.«
    »Du bist meine Weisheit, Malama«, sagte er traurig. »Wenn ich die Dinge klar erkannte, so war es immer nur deshalb, weil du mir Anleitung gabst. Ich brauche dich so sehr.«
    »Schweig, Teroro«, bat sie, und da sie nun zum letztenmal zusammen auf der Matte saßen, versuchte sie, ihm all das zu sagen, was bisher übergangen worden war. »Handle nie gegen den Rat Matos. Er wirkt manchmal beschränkt, weil er vom Norden der Insel stammt, aber vertraue ihm. Wenn du in Streit gerätst, dann verlasse dich auf Pa. Ich mag Pa. Du ziehst Hiro vor. Mit ihm läßt sich gut auskommen. Aber kannst du ihm im Ernstfall trauen? Hör auf deinen Onkel Tupuna. Seine Zähne sind gelb vor Weisheit. Und, Teroro, unternimm nie wieder einen Feldzug nur aus Rache.«
    »Hättest du ertragen, wenn wir in Schande aufgebrochen wären?«
    »Man kann Havaiki nicht oft genug schlagen«, gab sie zu. Sie hielt den Atem an und gestand: »Es wäre unerträglich gewesen, einen Mann aus Havaiki zum König zu haben.« Dann fügte sie rasch hinzu: »Aber räche dich nie wieder, vor allem, wenn der König nicht seine Einwilligung dazu gibt. Das muß vorbei sein.«
    Zum letztenmal unterhielt sie sich mit ihrem Mann, und als die Zeit kam, da er aufbrechen mußte, dachte sie: Wie vieles müßte er noch wissen. Als er seinen ersten Schritt auf die Tür zu machte, sank sie auf die Matte und küßte seinen Fuß. Sie hörte, wie er beschwörend sagte: »Malama, wenn wir aufbrechen, komm bitte nicht an den Strand. Ich könnte es nicht ertragen.« Da erhob sie sich in ihrer vollen Größe und rief mit durchdringender Stimme: »Ich! Ich soll mich zu Hause verbergen, wenn mein Kanu in See sticht? Es ist mein Kanu. Ich bin der Geist seiner Segel und die Kraft seiner Ruder. Ich will dich zu einem fernen Land führen, Teroro, denn ich bin das Kanu.«
    Und als die Männer an Bord von WARTET-AUF-DEN-WESTWIND kletterten, begleitete ihn Malama, deren herrliches Haar im Winde wehte, mit ihrem Geist und segnete ihn. Sie sagte zu Tehani: »Paß auf unseren Gatten

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