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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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So war zum Beispiel der mittellose Kotsammler Kamejiro Sakagawa entschlossen, jedem seiner fünf Kinder eine vollständige Ausbildung zu geben: zwölf Jahre Grund- und Oberschule, vier Jahre auf der Universität in Honolulu und weitere drei Jahre auf einer Hochschule des Festlands. In jedem anderen Land wäre ein solcher Ehrgeiz irrsinnig gewesen. Es gereicht zum Ruhm Amerikas und vor allem jenes Teiles, der Hawaii heißt, daß dieser Traum eines Abortreinigers verwirklicht werden konnte, wenn eine Familie nur Mut genug hatte, alle Kräfte dafür einzusetzen.
    Jeden Morgen brachen die fünf Sakagawa-Kinder von ihrem Heim in Kakaako nach der Schule auf. Sie trugen saubere Kleider. Ihr schwarzes Haar war in einer geraden Linie über den Augen abgeschnitten, und ihre Zähne hatten keine Löcher. Sie schritten freudig daher, ihre wachen, frischen Gesichter strahlten im Sonnenschein, denn für sie war die Schule das große Abenteuer. Sie hatten es nicht leicht in der Schule, denn dort wurde nur eine fremde Sprache gesprochen: Englisch. Zu Hause verstand ihre Mutter kaum ein Wort davon, und ihr Vater sprach höchstens Pidgin. Trotz dieser Sprachschwierigkeiten zeichneten sich die fünf Sakagawa-Kinder aus. Selbst solche Lehrer, die ihnen anfangs noch mit einem Japanerhaß begegnet waren, gewannen die Kinder lieb. Reikochan ging ihren Brüdern mit gutem Beispiel voran. In den ersten sechs Jahren war sie gewöhnlich die Klassensprecherin, und wenn der Lehrer zum Direktor gerufen wurde, überließ er die Klasse unbekümmert diesem bezaubernden kleinen Mädchen mit den schräg stehenden Augen und der makellosen Haut. Reikochan war die prädestinierte Lieblingsschülerin, und schon früh entschloß sie sich, nach dem Studium Lehrerin zu werden. Die Jungen waren von einem derberen Schlag, und kein Lehrer hätte ihnen seine Klasse überlassen. Sie verstanden sich auf die härteren Sportarten, denn gemäß dem alten Gesetz, daß sich alles, was nach Hawaii kam, veränderte, wurden die vier Jungen größer als ihr Vater, bekamen bessere Zähne, breitere Schultern und geradere Beine als er. Sie warfen den Ball so weit wie Amerikaner und trafen mit erstaunlicher Sicherheit die Flasche auf dem Staketenzaun. Aber in der Beherrschung der englischen Sprache blieben sie weit hinter ihrer Schwester zurück - und sie waren stolz darauf, denn in den Schulen Honolulus wurde jeder, der zu gut Englisch sprach, von seinen Klassenkameraden verachtet und gequält. Wer akzeptiert werden wollte, mußte wie ein Irrer Pidgin sprechen, und die Sakagawa-Jungen wollten vor allem akzeptiert sein.
    Der Erfolg dieser Familie in einer amerikanischen Schule war noch bemerkenswerter, wenn man bedenkt, daß die fünf Sakagawas, wenn der Unterricht vorüber war und die weißen Kinder nach Hause stürmten, sich in Reih und Glied stellten und zu dem Schinto-Tempel marschierten, wo der Mann, der sonntags das Priesteramt versah, in dem schwarzen Kimono eines Lehrers die japanische Schule leitete. Er war ein strenger Herr, der die Kinder prügelte. Da er stolz darauf war, kein Englisch zu sprechen, und erst kürzlich aus Tokyo eingetroffen war, tyrannisierte er seine Schüler, deren Los es war, in einem fremden Lande aufzuwachsen. »Wie könnt ihr je anständige, selbstbewußte Japaner werden«, schrie er, »wenn ihr nicht lernt, ordentlich auf euren Fersen zu sitzen. Sakagawa Goro!« Und der schwere Stock fiel roh auf den Rücken des Jungen. »Zappel nicht. Würdest du dich nicht schämen, wenn du zu Hause in Japan einen Freund besuchtest und zappeltest?« Peng. Abermals setzte es Hiebe. Peng und noch einmal peng. Der Priester verachtete alles, was amerikanisch war, und hämmerte seinen Zöglingen ein, daß sie nur noch ein paar Jahre in diesem fremden Land bleiben würden, um dann ihr richtiges Leben zu beginnen. Wenn er aber von Japan sprach, dann schimmerten seine Augen und in seine Stimme trat ein poetischer Klang: »Ein Land, das die unsterblichen Götter selber erschaffen haben!« versicherte er ihnen. »In Japan gibt es keine Rüpeleien wie hier. In Japan verehren die Kinder ihre Eltern. In Japan kennt jeder seinen Platz und zollt dem Kaiser Achtung. Niemand weiß, was für unvorhersehbare Dinge Japan eines Tages vollbringen wird.« Er unterrichtete aus denselben Büchern, die auch in Tokyo verwandt wurden, gebrauchte dieselben Redewendungen und dieselbe Strenge. Drei Stunden hockten die Sakagawas dort, während sich die anderen Kinder in der Sonne tummelten,

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