Hawaii
gemacht?«
»Sie haben es abermals zerbrochen», sagte Goro.
»Es tut uns leid«, verkündigte die Vorsitzende. »Sie zerriß das Papier. Das Wort heißt >zerreißen<.« Und Goro war durchgefallen. Als sein Vater die Neuigkeit hörte, fragte er fassungslos: »Wie heißt das Wort noch mal?«
Goro erklärte ihm: »Ich sagte zerbrechen, als ich hätte zerreißen sagen müssen.«
»Zerbrechen!« schrie Kamejiro vor Wut. »Zerbrechen!« Er kannte das Wort selber nicht, aber er war wütend, daß sein Sohn es falsch angewandt hatte. Er begann ihn zu prügeln und schrie: »Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst nicht >zerbrechen< sagen? Du dummer, dummer Junge!« Er schlug darauf los, ohne zu ahnen, daß sein Sohn auch ohne das Wort zerbrechen durchgefallen wäre, denn die Kinder eines Japaners, der Abtritte reinigte, waren in Jefferson nicht erwünscht.
Im Jahre 1936 stand Kamejiro Sakagawa vor einer schwierigen Entscheidung, denn es wurde deutlich, daß sein großer Plan, fünf Kinder vorn Kindergarten bis zur Hochschule ausbilden zu lassen, unausführbar war. Die schwer arbeitende Familie hatte einfach nicht genug Geld, um weiter zu existieren. Es war deshalb nötig, daß zumindest einige der Kinder die Schule verlassen und einen Beruf ergreifen mußten. Die Diskussionen über die verschiedenen Wege, die der Familie offenstanden, hielten die Sakagawas viele Nächte wach.
Nicht Kamejiro trug die Schuld. Er wäre in der Lage gewesen, seine vier Söhne auf der Schule zu behalten und gleichzeitig Reikochan zu erlauben, mit ihren Universitätskursen zu beginnen, wenn nicht immer schlimmere Nachrichten aus China gekommen wären. Der Priester an der Sprachschule und die Konsulatsbeamten erklärten der japanischen Bevölkerung, daß der Kaiser vor der schwersten Krise in der japanischen Geschichte stand. »Dieser heilige Mann«, sang der Priester, »versucht nachts Schlaf zu finden, während auf seinen Schultern die ganze Bürde Japans lastet. Das Geringste, was ihr tun könnt, ist, unsere Armeen auf ihrem siegreichen Marsch durch China zu unterstützen.« Die Armeen standen immer gerade vor einem Sieg, und den japanischen Meldungen nach wurde jede Woche eine weitere Provinz hinzugewonnen. Aber die japanischen Armeen schienen nie an ihr Ziel zu kommen, und im August dieses Jahres gab der Konsul bekannt: »Ich möchte, daß von diesen Inseln fünfzigtausend Dollar zur Rettung unserer Armee nach Japan geschickt werden.«
Die Sakagawas gaben siebzig dieser Dollar, und an diesem
Abend versammelte sich die Familie. »Reikochan kann nicht auf die Universität gehen«, verkündete Kamejiro. Das intelligente Mädchen, das Präsidentin des Mädchenklubs von McKinley und eine Musterschülerin war, faltete still die Hände. Als eine gute japanische Tochter schwieg sie. Aber Goro sprach für sie. »Sie weiß mehr als jeder von uns. Sie muß auf die Universität. Dann kann sie Lehrerin werden und uns weiterhelfen.«
»Mädchen verheiraten sich«, gab Kamejiro ruhig zu bedenken. »Schöne Mädchen verheiraten sich noch schneller, und Erziehung wie Einkommen sind verloren.«
»Sie könnte uns versprechen, nicht zu heiraten«, schlug Goro vor.
»Die Jungen müssen vor allem eine Ausbildung bekommen«, sagte Kameji. »Obwohl ich nicht verstehen kann, warum du und Tadao in Jefferson durchgefallen seid. Seid ihr dumm? Warum lernt ihr nicht richtig englisch?« schimpfte er auf japanisch.
»Bitte«, flehte das sanfte Mädchen. »Du siehst doch, daß nur die auf die Schulen kommen, die den Plantagenbesitzern genehm sind.« Kamejiro blickte seine Tochter an. Der Gedanke, den sie da äußerte, verwunderte ihn und stieß ihn ab. »Stimmt das?« fragte er. »Natürlich stimmt es«, erwiderte Reikochan. »Und Minoru und Shigeo werden auch nicht ankommen.«
»Nichts gegen McKinley«, warf Goro ein, um diesen wunderbaren Kaninchenstall von einer Schule, wo sich Asiaten, Portugiesen und arme Haoles trafen, zu verteidigen. Es war eine gemütliche, freundliche Schule, wo selbst im Klassenzimmer ein unverschämtes Pidgin gepflegt wurde und aus der manch ein politischer Führer der Inseln hervorging, wenn auch kein Sohn der Industriemagnaten dort zu sehen war. Ein Junge konnte in McKinley seinen Kiefer eingeschlagen bekommen, weil er gewähltes Englisch sprach, aber er konnte auch eine gute Ausbildung erhalten, denn die Schule wurde immer von hingebungsvollen Lehrern geleitet, die sich darüber freuten,
wenn so kluge Jungen wie Goro hier
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