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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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gediehen.
    »Vergeßt McKinley«, sagte Kamejiro seinen Kindern. »In welchem Beruf kann Reikochan am meisten Geld verdienen?«
    »Laß sie drei Jahre arbeiten, dann können Tadao und ich eine Anstellung suchen«, schlug Goro vor, »und sie kann auf die Universität gehen.«
    »Nein«, widersprach Kamejiro. »Ich habe bemerkt, daß Jungen, wenn sie einmal etwas aufgeben, nie mehr dazu zurückkehren. Reikochan muß von jetzt an arbeiten.«
    An dieser Stelle brach das stille Mädchen fast in Tränen aus, und ihre Brüder sahen, wie ihre Schultern unwillkürlich zusammenzuckten. Goro, ein großer, stämmiger Junge, der seinen Vater überragte, trat zu seiner Schwester und legte seine Hand auf ihren Arm. »Paps hat recht«, sagte er auf englisch. »Du wirst dich verheiraten. Schön wie du bist.«
    »Wir sprechen japanisch!« unterbrach Kamejiro. »Setz dich. Nun, was für eine Anstellung?«
    »Ich könnte Sekretärin werden«, schlug Reiko vor. »Sie zahlen japanischen Sekretärinnen nichts«, erwiderte Kamejiro. »Könnte sie nicht für einen Arzt arbeiten?« fragte Tadao. Er war ein schlanker, sehniger Junge, größer als Goro, aber nicht so kräftig. »Dabei verdient man gut.«
    »Dazu braucht sie erst eine Ausbildung, und wir haben kein Geld«, erwiderte Kamejiro. Er wartete einen Augenblick, als fürchtete er sich davor, das auszusprechen, woran er dachte. Dann schluckte er und sagte: »Ich habe mit Ischiisan gesprochen, und er sagte... «
    »Bitte, Vater!« unterbrachen ihn die Jungen. »Nicht Ischiisan! Wenn du auf ihn hörst...«
    »Ischiisan ist ein Dummkopf«, lachte Reiko. »Jeder weiß das.«
    »Diese Familie ist Ischiisan zu Dank verpflichtet«, sagte
    Kamejiro mit Nachdruck. Er gebrauchte diese Phrase oft, aber er erklärte seinen Kindern nie, inwiefern sie diesem kleinen, sonderbaren Mann, dessen Ideen von Jahr zu Jahr verrückter wurden, Dank schuldeten. »Und Ischiisan sagte, die einfachste Art für einen Japaner, zu Geld zu kommen, sei...« Er hielt mit dramatischer Geste inne.
    »Diebstahl!« sagte Goro lachend auf englisch. Sein Vater ahnte, daß etwas Abfälliges gesagt worden war, aber er wußte nicht was, und so überging er die Bemerkung seines Sohns.
    »Ischiisan wird mir Geld leihen«, erklärte Kamejiro aufgeregt, »und ich werde ein kleines Barbiergeschäft in der Hotel-Street eröffnen, wo die Matrosen hinkommen. Und alle Stühle werden von Mädchen bedient.« Langsam, als ergriffe ein namenloser Schrecken sie, wandten sich die vier Brüder ihrer hübschen Schwester zu. Sie saß abseits und sah ihrer Mutter zu, die Reis wusch. Das Blut war aus ihren Wangen gewichen, denn sie erkannte, daß ihre nächste Zukunft nicht die Universität oder Krankenpflege oder Stenografie war. Sie sollte ein weiblicher Barbier werden. Sie wußte, daß es schon ein solches Geschäft auf der Hotel-Street gab, daß die Männer dorthin strömten, daß, wer immer dieses Geschäft betrieb, viel Geld damit verdiente, und daß die Mädchen Trinkgeld erhielten. >Aber wer sind die Mädchen?< dachte Reiko verbittert. Sie werden kaum auf die Oberschule gegangen sein. »Ich habe Sakaisan gefragt, ob er seiner Tochter Chizuko erlaubt, für mich zu arbeiten«, berichtete Kamejiro, und seine Stimme klang hoffnungsvoll. »Er hat sich bereit erklärt, wenn ich auf sie aufpasse und verhindere, daß sie zu vertraut mit den Männern wird. Und Rumiko Hasegawa wird ebenfalls für uns arbeiten, so daß wir drei Stühle haben, und wenn ich den Boden fege und Schuhe putze, müßten wir ein gutes Geschäft machen.« Plötzlich warf Goro seine Arme auf den Tisch und begann zu weinen. Als sein Vater fragte: »Was ist nun los?«, murmelte der sechzehnjährige Junge: »Reikochan ist die Beste von uns allen.«
    »Dann wird sie um so eher bereit sein, ihren Brüdern zu einer Ausbildung zu verhelfen«, sagte Kamejiro ruhig.
    Jetzt ließ sich auch die Mutter aus ihrem Winkel, wo sie das Essen vorbereitete, vernehmen und sagte: »Es ist die Pflicht eines japanischen Mädchens, ihrer Familie zu helfen. Ich habe der meinen geholfen, als ich jung war, und bin dadurch eine bessere Frau geworden. Wenn Reikochan schwer arbeitet und ihr eignes Geld verdient, wird sie es auch mehr zu schätzen wissen, wenn sie eines Tages von ihrem Mann Geld für ihre Kinder bekommt. Es ist ihre Pflicht.«
    »Aber als Friseuse!« schluchzte Goro.
    »Als Friseuse verdient sie mehr Geld«, antwortete die Mutter. Goro eilte zu seiner Schwester und umarmte sie. »Wenn ich

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