Hawaii
die kecken Leute aus Texas ein und sahen zu, wie der Feuerring sich immer enger um sie schloß.
Bei jener Gelegenheit prägte ein amerikanischer Journalist das Wort von dem >Verlorenen Bataillone, und in Texas tönten die Radioempfänger Tag und Nacht. Ganze Dörfer hörten die verzweifelten Einzelheiten, während die Söhne dieses stolzen Staates sich anschickten, so tapfer, wie es die Umstände zuließen, in den Tod zu gehen. Ein Schluchzen erscholl über die Prärie, und die Leute in Texas begannen zu schreien: »Holt unsere Jungen heraus! Um Himmels willen, unternehmt etwas!«
Was als Erholungsurlaub für die Dreimal-Zwei gedacht war, wurde auf diese Weise zum dramatischen Höhepunkt des Krieges. Ein persönlicher Bote des Senats warnte das Pentagon: »Schlagt diese Texas-Jungen heraus, oder...« Das Pentagon telegrafierte dem obersten alliierten Hauptquartier der
Expeditionstruppen in Europa: »Wirksame Entsetzung sofort. In erster Linie Weiße.« Das alliierte Hauptquartier leitete den Befehl an das Hauptquartier in Paris weiter, und dieses funkte an General McLarney vor den Vogesen Dieser sagte zu Oberst Mark Whipple: »Sie werden den Sperrfeuerring der Deutschen durchbrechen und die Leute aus Texas retten.« Damit kein Mißverständnis entstehen konnte, kam noch ein General aus Paris mit bitterem und gerötetem Gesicht angeflogen und sagte: »Wir werden gekreuzigt, wenn wir diese Jungen sterben lassen. Schlagt sie heraus, Himmel noch einmal, schlagt sie heraus!«
Oberst Whipple beorderte Leutnant Sakagawa zu sich und sagte: »Es bleibt dir nichts übrig, als über diese Berge zu klettern, Goro. Du darfst nicht ohne sie zurückkommen.«
»Wir werden sie schon loseisen«, antwortete Goro.
Als er gehen wollte, nahm Mark Whipple seine Hand und drückte sie mit der verhaltenen Leidenschaft, die die Soldaten am Vorabend der Schlacht ergreift. »Das ist das Ziel unseres Weges, Goro. Der Präsident hat es selber befohlen. Wenn du diesmal gewinnst, gewinnst du alles.« Es war eine mörderische, höllische Mission. Ein dichter Nebel hüllte die Vogesen ein, und niemand konnte weiter als fünf Meter sehen. Als die BakerKompanie in der Frühdämmerung aufbrach, mußte sich jeder Japaner an der Feldausrüstung seines Vordermannes festhalten, denn nur auf diese Weise konnte die Einheit zusammengehalten werden. Von den großen vermoosten Bäumen der Vogesen herab schossen deutsche Heckenschützen einen Japaner um den andern nieder. Oft blieben die Jungen aus Hawaii trotzig stehen, suchten einen festen Halt und feuerten wie verrückt in den sinnlosen Nebel. Manchmal feuerten die deutschen Maschinengewehre ihre mörderischen Garben aus einer Entfernung von weniger als zehn Metern ab. Aber Goro bemerkte etwas: das Feuer, das noch vor einer Stunde auf die Abteilung aus Texas niederprasselte, wurde nun abgelenkt.
Um das verlorene Bataillon herauszuschlagen, mußte die
Zwei-Zwei-Zwei nur gut anderthalb Kilometer zurücklegen, aber es waren die schwierigsten Kilometer in der Welt, und sie zu überwinden sollte vier heillose Tage ohne genügend Wasser und Nahrung in Anspruch nehmen. Die Verluste der Japaner waren ungeheuer. Goro ahnte, daß er seine beiden jüngeren Brüder kaum heil durch diesen Angriff bringen würde. Er riet ihnen deshalb: »Kinder, haltet euch immer dicht an die Bäume. Wenn wir von einem Stamm zum andern vorstoßen, dann rennt wie der Teufel über die offene Fläche. Und wenn ihr euern Baum erreicht habt, dann jagt sogleich um ihn herum um jeden Deutschen zu töten, der sich hinter euch hergeschlichen haben könnte.«
Am Ende des ersten Tages hatten die Dreimal-Zwei nur dreihundert Meter gewonnen, und innerhalb des Sperrgürtels begannen die verwundeten Männer aus Texas an Wundbrand zu sterben. Am nächsten Morgen stießen die Japaner weiter vor. Verloren unter dem eisigen Nebel, den riesigen, flechtenbehangenen Bäumen und ragenden Felsen, gewannen sie Meter um Meter. Fast jeder Fußbreit Boden bot den Scharfschützen General Seigls eine ideale Deckung, und sie nutzten diesen Vorteil aus. Mit eiserner Ruhe schossen sie nur dann, wenn ihnen ein Japaner direkt vor die Flinte lief, und sie töteten die Dreimal-Zwei mit tödlicher Genauigkeit.
An diesem kalten, regenverhangenen zweiten Tag gewannen die japanischen Truppen nur zweihundert Meter, und fast einhundert der eingekesselten Männer aus Texas starben unter dem neu einsetzenden Sperrfeuer. Das seltsamste an dieser Schlacht war, daß alle Welt
Weitere Kostenlose Bücher