Hawaii
Einheit. Die >Mo Bettahs< gewannen mehr Ehren, mehr Auszeichnungen, mehr lobende Erwähnungen vom Präsidenten und den Generälen als irgendeine andere Einheit. Aber vor allem gewannen sie den demütigen Respekt Amerikas. Weiße, die an ihrer Seite kämpften, berichteten nach Hause: »Sie sind bessere
Amerikaner als wir. Ich hätte nie den Mut aufgebracht, den sie bewiesen haben.« Und auf Hawaii, jenen goldenen Inseln, die den japanischen Jungen so glühend vor Augen standen, wenn sie in Italien ihr Leben ließen, wurde jene quälende Frage nach der Treue der Japaner nicht einmal mehr erwähnt. Jetzt fragten sich die Männer der anderen Rassen Amerikas: »Hätte ich so viel Tapferkeit gezeigt?« Und wenn auch der preußische NaziOberst Sepp Seigl genau das ausgeführt hatte, was er seinem Führer versprochen hatte - die Japaner am Monte Cassino zu vernichten -, so hatte weder er noch Hitler wirklich einen Sieg davongetragen: denn erst in der Niederlage bewiesen die Japaner ihre größte Tapferkeit und erhielten den Beifall aller Welt.
Es mutet deshalb seltsam an, wenn berichtet werden muß, daß nicht bei Monte Cassino die Zwei-Zwei-Zwei ihre meisten Lorbeeren erntete, sondern in einem entlegenen Winkel Frankreichs.
Nachdem die Dreimal-Zwei in das italienische Hinterland zurückgezogen worden waren, um ihre erheblichen Wunden zu pflegen und ihre Lücken durch Ersatztruppen aus den Vereinigten Staaten aufzufüllen, worunter sich auch Leutnant Goro Sakagawas beide jüngeren Brüder Minoru und Shigeo befanden, wurde das Bataillon nach Südfrankreich verschifft. Dort marschierte es gemütlich das Rhone-Tal hinauf. Es traf auf wenig deutschen Widerstand. Das war auch beabsichtigt, denn die Generale waren der Ansicht, daß die japanischen Soldaten nach ihrem mutigen Verhalten vor Monte Cassino eine Erholung verdienten, und anfangs ging alles wie geplant. Dann bogen die Zwei-Zwei-Zwei, begleitet von einer Einheit aus Texas, die sich durch ihre draufgängerische Kampfweise ebenfalls einen Namen gemacht hatte, von der Rhone ab und drangen im Zuge einer Säuberungsaktion in die Vogesen ein.
Die Dreimal-Zwei und die Männer aus Texas stießen mit wohlüberlegter Schlagkraft vor, bis sie die Deutschen, wie es schien, endgültig in die Flucht trieben. Leutnant Sakagawa empfahl seinen Leuten, die zersprengten deutschen Einheiten mit einem wirksamen Stoß zu vernichten: »Denkt an das, was sie mit uns in Monte Cassino taten.« Hunderte von verwirrten Deutschen ergaben sich und fragten bekümmert: »Haben sich denn nun auch noch die Japaner gegen uns verschworen? Wie die Italiener?« Auf solche Fragen antwortete Goro ungerührt: »Wir sind Amerikaner. Weiter!« Aber wenn auch sein Gesicht zu einer Maske der Gleichgültigkeit erstarrt war, so zitterte er doch jedesmal vor Freude, wenn er die Übergabe einer Einheit der Herrenrasse Hitlers entgegennahm.
Es war verständlich, wenn Goro Sakagawa - wie seine Vorgesetzten - die Vogesen-Kampagne als den Beginn von Hitlers Ende interpretierten. Aber es war ein bedauerlicher Irrtum, denn wenn die jungen Nazi-Truppen auch manchmal ins Schwanken gerieten, ihre klugen preußischen Generale schwankten nicht. Sie hatten jetzt das deutsche Vaterland zu verteidigen, und nach seinem heroischen Erfolg bei Monte Cassino wurde Oberst Sepp Seigl, jetzt General Seigl, nach den
Vogesen befohlen, um die Verteidigung dieser Naturfestung zu organisieren. Wenn er nun seinen abgerissenen Truppen riet, in wilder Flucht vor den Dreimal-Zwei auszureißen, so geschah das mit Absicht. Und im Herbst 1944 wurde diese Absicht deutlich, denn am 24. Oktober schienen General Seigls Truppen in völliger Auflösung begriffen zu sein und holterdiepolter ihren Rückzug durch das schwierige Gelände der Vogesen zu suchen. Das verführte die kampfhungrigen Männer aus Texas, ihnen nachzustürmen, den amerikanischen Panzern weit vorauszueilen und auf diese Weise in den nettesten Hinterhalt zu geraten. General Seigl kündigte das Zuklappen der Falle durch ein mächtiges Sperrfeuer an, das die verwirrten Jungen aus Texas in einem Bergkessel einschloß. »Wir werden sie einen um den anderen niederknallen«, befahl er und rückte mit seinen Truppen vor. »Wir werden den Amerikanern schon zeigen, was es heißt, deutschen Boden zu betreten.« Er drehte die vorbereiteten Geschütze in Position und überschüttete das Lager der TexasEinheit mit Schrapnells. Ohne Nahrung oder Trinkwasser oder genügend Munition gruben sich
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