Hawaii
Oberst Sepp Seigl ein wenig beunruhigt. »Sie hätten gar nicht über das Feld kommen dürfen. Sie scheinen ziemlich mutig zu sein. Aber nun beginnt erst die Schlacht.«
Er warf den Truppen, die er mit seinem Haß verfolgte, ein Sperrfeuer von unglaublichem Ausmaß entgegen, und zu seiner Befriedigung wurde der Vorstoß aufgehalten. Kein menschliches Wesen hätte diesen furchtbaren Vorhang aus Schrapnells durchbrechen können, der die Zwei-Zwei-Zwei am Ufer des Rapido begrüßte. »Nun«, seufzte Oberst Seigl. »Sie sind auch nur Menschen. Sie werden aufzuhalten sein. Wir werden sie festnageln. Die Japaner können ihre Lücken nicht ausfüllen. Schießt die Hälfte zusammen, und die andere Hälfte wird das Weite suchen.«
Aber hier irrte sich Oberst Seigl. Der eine Teil Goros war abgetötet worden. Er hatte seinen Bruder Tadao geliebt, wie es nur Jungen können, die in der innigen Gemeinschaft der Armut und Ausgestoßenheit zusammen aufgewachsen sind. Und nun war Tadao tot. Als nun das Geschützfeuer der Deutschen am stärksten war, schlug Goro seinem Hauptmann vor: »Wir wollen den Fluß überqueren. Ich weiß schon wie.«
»Wir werden zugeschüttet«, erwiderte der Hauptmann. Aber als Oberst Whipple eintraf, um den dezimierten Zustand seiner Truppen zu prüfen, bestand Goro darauf, daß der Fluß zu überschreiten sei, und Whipple sagte: »Dann versuch es.« Hier meldete sich einer der Leutnants von der Baker-Kompanie, Goros Vorgesetzter - ein anständiger junger Offizier aus Kansas. Er sagte: »Wenn meine Leute gehen, gehe ich auch.«
»Gut, Leutnant Shelly«, sagte Whipple. »Wir müssen den Fluß überwinden.«
So führte Leutnant Shelly seine vierzig Mann unter der Leitung Feldwebel Sakagawas in das Flußbett des Rapido. Es war neun Uhr. Der Morgen war kristallklar, und sie kamen dicht vor das andere Ufer; aber da vernichtete ein geballtes Trommelfeuer der Deutschen die Hälfte der Mannschaft, eingeschlossen Leutnant Shelly. Die zwanzig, die übrigblieben, wurden von Panik ergriffen, doch Goro befahl: »Das Ufer hinauf und durch den Stacheldraht.«
Es war reiner Wahnsinn. Der Rapido-Fluß schien an diesem Tag nicht zu erlauben, daß eine Truppe, ob sie nun von Goro Sakagawa oder von wem auch immer angeführt wurde, ihn überschritt. Als er sich mit seinen lehmverkrusteten Fingern an dem oberen Rand des Ufers festzuklammern versuchte, wurde er von einer so furchtbaren Feuersalve überrascht, daß er sich schnell in das Flußbett zurückgleiten ließ. Noch dreimal versuchte er umsonst den Stacheldraht zu durchdringen, und jedesmal schrie Oberst Seigl seinen Leuten zu: »Bringt ihn um! Bringt ihn um! Laßt sie gar nicht erst hinauf!« Aber obwohl Tonnen von Munition auf Sakagawa und seine mutigen Männer abgeschossen wurden, wurde keiner getötet. Zusammengekauert warteten die kühnen zwanzig am jenseitigen Ufer darauf, daß die Kameraden ihnen zu Hilfe eilten, denn mit ihnen zusammen hätten sie vielleicht Aussicht gehabt, den Stacheldrahtverhau zu durchbrechen. Aber das Geschützfeuer der Deutschen war so stark, daß die japanischen Soldaten auf dem östlichen Ufer unmöglich durch das Flußbett vordringen konnten. Manchmal wirkte das Sperrfeuer wie eine massive Wand aus Geschossen, und es wäre reiner Selbstmord gewesen, wenn ein Mann dort vorgedrungen wäre. »Wir bleiben, wo wir sind«, befahl Oberst Whipple bekümmert.
»Was soll mit den zwanzig auf der anderen Seite des Flusses geschehen?«
»Wer hat den Befehl? Leutnant Shelly?«
»Er ist gefallen. Feldwebel Sakagawa.«
»Goro?«
»Ja, Herr Oberst.«
»Er wird seine Leute schon herausbekommen«, sagte Whipple zuversichtlich, und in der Abenddämmerung dieses Höllentages tat Goro Sakagawa genau das, was von ihm erwartet wurde. Er brachte seine zwanzig Mann unversehrt über den Fluß, erklomm mit ihnen das gefährliche Ostufer und führte sie durch die Minenfelder zurück zum Hauptquartier. »Oberst Whipple möchte Sie sprechen«, sagte ein Major. »Wir haben es nicht schaffen können«, berichtete Goro grimmig. »Niemand hätte mehr Mut zeigen können, Leutnant Sakagawa.« Goro war nicht erstaunt über diese Beförderung. Er war jenseits von Furcht, von Trauer und gewiß von allem Jubel. Aber als der Oberst ihm selber die Streifen an den Waffenrock heftete, begann der kampferprobte Feldwebel zu schluchzen.
Und während ihm die Tränen aus den dunklen Augen über die ledernen, gelbbraunen Wangen stürzten, schwur er: »Morgen werden wir den
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