Hawaii
Fluß überschreiten.«
»Wir werden es zumindest versuchen«, sagte Oberst Whipple. Am 26. Januar versuchten es die japanischen Truppen. Sie wurden aber von Oberst Seigls erprobten Kanonieren mit schrecklichen Verlusten erneut zurückgetrieben. Am 27. Januar versuchten es die Japaner ein drittes Mal, und wenn auch Leutnant Sakagawa seine Leute auf die Straße am jenseitigen Ufer brachte, begegneten sie dort einem so mörderischen Geschoßregen, daß sie sich nach fünfundvierzig Minuten zurückziehen mußten. An diesem Abend schrieb ein Mann der Associated Press: »Wenn durch das Telegrafenkabel Tränen übermittelt und in Linotype gedruckt werden könnten, dann wäre dieser Bericht von Tränen getränkt, denn ich habe erlebt, was Mut jenseits von Pflichterfüllung heißt. Ich sah, wie eine Schar O-beiniger Japanerjungen aus Hawaii den Rapido-Fluß überquerte und mehr als fünfundvierzig Minuten ihre Stellung am jenseitigen Ufer hielt. Dann mußten sich die Jungen geschlagen geben, zurückgetrieben von der geballten Macht der deutschen Armee. Nie habe ich eine Truppe bei Siegen größeren Ruhm erringen sehen, und wenn in künftigen Zeiten ein Amerikaner es wagen sollte, die Loyalität unserer Japaner in Frage zu stellen, dann werde ich mich mit ihm auf keine Diskussion einlassen. Ich werde ihm die Zähne einschlagen.«
Am 28. Januar versuchte Leutnant Sakagawa zum viertenmal, den Rapido zu überschreiten, und zum viertenmal mähten Oberst Seigls Leute die Japaner nieder. Von den tausenddreihundert Mann, mit denen Oberst Whipple vier Tage zuvor ausgerückt war, waren siebenhundertneunundsiebzig gefallen. Tote Japaner bedeckten das Flußbett, und Männer, denen Arme und Beine abgerissen waren, wurden nach hinten geschafft. Schließlich wurde deutlich, daß die Deutschen den Vorstoß der verhaßten Zwei-Zwei-Zwei wirksam aufgehalten hatten. An diesem Abend berichtete Oberst Seigl: »Sieg! Die Japaner sind zurückgetrieben. Sie weichen zurück und scheinen ihre Stellung aufzugeben.«
Der Bericht entsprach teilweise der Wirklichkeit. Leutnant Sakagawas Zug und die Einheit, zu der er gehörte, wurden zurückgenommen. Die Jungen wären bereit gewesen, einen weiteren Versuch zu machen, aber sie waren nicht mehr zahlreich genug, um eine schlagkräftige Truppeneinheit darzustellen. Deshalb sollten sie sich vom Feind absetzen und ihre Lücken auffüllen. Als sie auf ihrem Rückzug einer Einheit aus Minnesota begegneten, die ihre Stellung einnehmen sollte und die >die Schweden< genannt wurden, riefen ihnen die Leute aus St. Paul, die von der gewaltigen Tapferkeit der Japaner gehört hatten, jubelnd zu: »Wir hoffen nur, daß wir euch gleichkommen.«
»Bestimmt «, murmelte ein Junge aus Lahaina.
So brachten die Deutschen die Zwei-Zwei-Zwei zum Stehen -aber nur für wenige Stunden, denn an einem anderen Punkt der Front sammelten sich andere Einheiten aus Hawaii zu einer mächtigen Kampftruppe, und am 8. Februar stürzte Oberst Sepp Seigls Aufklärungsoffizier atemlos ins Hauptquartier und berichtete: »Die verdammten Japaner haben den Fluß
überschritten und greifen jetzt den Berg an!«
In einem kraftvollen Vorstoß trieben die japanischen Soldaten einen Keil bis zur Spitze des Berges vor. Sie erreichten Höhen, die selbst ihren Offizieren unbezwingbar erschienen waren, und sie räumten mehr als zweihundert Maschinengewehrnester aus. Der Mut, den sie bei diesem Vorstoß bewiesen, wurde von nichts im zweiten Weltkrieg übertroffen, und für ein paar atemlose Stunden hielten sie sich sogar auf der Spitze des Berges. »Schickt uns Verstärkung!« funkten sie verzweifelt nach hinten. »Wir haben sie überrumpelt.«
Aber die Verstärkung vermochte nicht die Klippen zu erklimmen, und die japanischen Sieger wurden Mann um Mann von dem schwindelnden Gipfel zurückgetrieben. Als sie die steilen Flanken des Monte Cassino hinunterstolperten, beschossen die Deutschen sie erbarmungslos. Aber schließlich
kehrten die Reste der Truppe ins Hauptquartier zurück und verkündeten: »Die Deutschen können aus ihrer Stellung nicht verjagt werden.« Aber ein Triumph blieb ihnen: Das
Hauptquartier befand sich nun auf dem westlichen Ufer des Rapido. Der Fluß war überwunden. Der Weg nach Rom lag offen.
Mit ihrer zermürbenden Niederlage vor Monte Cassino wurde die Zwei-Zwei-Zwei zu der berühmtesten Einheit des Krieges. Sie hießen von nun an >das rote Herzbataillonc, denn sie hatten mehr Opfer gebracht als jede andere
Weitere Kostenlose Bücher