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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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und unterhielten sich über Dinge, die eigentlich nie Hand und Fuß hatten - aber das verdroß sie nicht. Generationenlang waren die Missionare über die Eingeborenen hergezogen, weil diese zuließen, daß Jungen ihre Schwestern heirateten. In keiner Angelegenheit des hawaiischen Lebens war das Sittengesetz Neu-Englands unerbittlicher gewesen. »Der Inzest stellt die Eingeborenen Hawaiis außerhalb der Gesellschaft der zivilisierten Nationen«, hatten Lucinda Whipples Vorfahren gedroht, vor allem ihr Urgroßvater Abner Hale. Aber derselbe Fluch hatte nun die untereinander verschwägerten Familien heimgesucht. Whipples heirateten Janders, und Janders heirateten Hewletts, und wenn sich auch Brüder und Schwestern nicht gerade physisch verbanden -
    geistig und gefühlsmäßig taten sie es, so daß ein Mädchen, welches Jerusha Hewlett Hoxworth hieß, sowohl in ihren Erbanlagen wie in ihren Anschauungen ununterscheidbar von einer Malama Janders Hale war. Und beide verbrachten die meiste Zeit in den Räumen der oberen Stockwerke. So war Hoxworth Hale - abgesehen von dem Verlust seines Sohnes und dem langsamen geistigen Verfall seiner angebeteten Frau - im Jahre 1946 wirklich auf der Höhe seines Lebens, wenn ihm auch diese schmerzlichen Verluste die Freude an seinen großen Erfolgen nahmen. Er wandte deshalb auch seine ganze Aufmerksamkeit der Leitung des Hoxworth & Hale-Reiches zu, und als das kritische Jahr begann, verließ er sich mehr denn je auf seine beiden erprobten Grundsätze: Ich werde den Arbeitern keinen Zentimeter weichen, vor allem dann nicht, wenn sie von Japanern geführt werden, die im Grunde doch nichts von der amerikanischen Lebensweise verstehen. Ferner muß in Hawaii alles beim alten bleiben. Ich werde nicht dulden, daß Firmen vom Festland wie Gregorys hier Fuß fassen und unsere hawaiische Wirtschaft aus den Angeln heben. - Um sich in diesen beiden Entschlüssen zu decken, hatte er das gesamte Kapital von H. & H. hinter sich, das auf zweihundertsechzig Millionen Dollar angesetzt wurde, und die gesamte Verwaltungsmacht von J. &    W., die jetzt ihre
    hundertfünfundachtzig Millionen Dollar wert war. Kleinere Unternehmen wie Hewlett & Sohn tanzten nicht aus der Reihe, weil sie alle in Hoxworth Hale den kühlen, fähigen Kopf erblickten, der über den Wirren des Augenblicks stand und dem man vertrauen konnte, daß er ihre Lebensform gewährleisten würde. Nur auf Grund seines Verständnisses für das, was sich ereignete, läßt sich Hoxworth Hale zu den Goldenen Männern rechnen. In rassischer Hinsicht war er überwiegend Weißer und hielt sich auch dafür. In Wirklichkeit war er aber durch seine Ururgroßmutter, die Alii Nui Noelani, ein sechzehntel Eingeborener. Er war auch teilweise Araber, denn einer seiner europäischen Vorfahren hatte während der Kreuzzüge eine Araberin geheiratet; teilweise Afrikaner durch seine römischen Vorfahren; teilweise Mongole durch eine österreichische Frau, die 1603 einen Ungarn geheiratet hatte; und zum Teil auch Indianer durch einen Streich, den ihm eine Vorfahrin der Hales mitten in Massachusetts gespielt hatte. Aber er war als reinblütiger Weißer bekannt, was darunter auch immer zu verstehen war.
    Hong Kong Kee war fünf Jahre älter als Hoxworth Hale, und das heißt, daß er 1946 dreiundfünfzig und seine Großmutter Nyuk Tsin neunundneunzig Jahre alt war. Es war kein besonders gutes Jahr für die Kees, denn auf den dringenden Rat seiner Großmutter hin - »Kauf jedes Stück Land, das die ängstlichen Haoles verkaufen wollen!« - hatte er sich ein wenig übernommen und wußte einfach nicht, woher er die Steuergelder nehmen sollte, um die zahlreichen Grundstücke zu halten, auf denen er nun saß. Grundbesitz stand nicht hoch im Kurs. Von dem vorausgesagten Aufschwung des Touristenverkehrs war noch nichts zu merken; und ein langer Streik der Zucker- und Ananasarbeiter stand in Aussicht. Hong Kong hatte sieben Kinder auf der Schule - fünf auf Hochschulen des Festlandes und zwei auf Punahou -, und er dachte einen Augenblick daran, ihnen das Taschengeld zu streichen und sie zur Arbeit zu schicken, um mit ihrer Hilfe die Steuergelder aufzubringen. Aber Nyuk Tsin wollte davon nichts hören. Ihr Rat war einfach: »Jedes Kind muß die bestmögliche Ausbildung erhalten. Lieber keine Wagen und kein teures Essen. Mir soll es recht sein. Wir werden zu Fuß gehen und nichts essen!« Das Kee-Hui wurde deshalb auf sehr knappe Ration gesetzt, und Hong Kong schrieb

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