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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Umständen noch besser ist. Deshalb mußt du vor allem warten und noch einmal warten. Überlaß es ihm, den ersten Schritt zu tun. Wenn er dich angreifen will, dann bedeutet jeder Tag, der vergeht, eine Stärkung deiner Position. Wenn er sich dir anschließen will, dann wird ihn das mit jedem Tag, den du durchhältst, teurer zu stehen kommen. Deshalb warte.«
    So wartete Hong Kong während des größten Teils des Jahres 1946, aber ohne die Zuversicht, die ihm seine Großmutter empfohlen hatte. An jedem Tag beunruhigte ihn die Post. Er betrachtete die langen Kuverts und fragte sich, welche schlimme Nachricht sie wohl bringen mochten; und er fürchtete sich vor den Telegrammen. Aber er wartete und sammelte Kräfte. Als dann das Jahr zu Ende ging, als er klarer sehen konnte und seine finanzielle Position gefestigter war, begann er dem Goldenen Mann zu gleichen, von dem die Soziologen gesprochen hatten.
    Hong Kong hielt sich für einen reinblütigen Chinesen, denn sein Familienzweig hatte nur Hakka-Mädchen geheiratet. Eine große Anzahl der Kees hatte hawaiisches und portugiesisches und philippinisches Blut in den Adern, er aber nicht, und darauf war er insgeheim stolz. In früheren Abenteuern des Kee-Huis hatten Hong Kongs Vorfahren allerdings beträchtliche Mengen mongolisches, mandschurisches und tatarisches Blut aufgenommen, ja während der Kriege im frühen siebzehnten Jahrhundert sogar ein wenig japanisches. Auch etwas koreanisches Blut war hinzugekommen, das ein Vorfahre, der im Jahre 814 die Halbinsel bereiste, von dort mitbrachte, vermehrt durch beträchtliche Zuflüsse von Stämmen, die seit dem vierten Jahrtausend vor der Zeitrechnung den Süden Chinas durchwanderten. Aber dennoch hielt sich Hong Kong für einen reinblütigen Chinesen, was immer das besagen mochte.
    1946 war der junge Shigeo Sakagawa dreiundzwanzig Jahre alt und Hauptmann in der Armee der Vereinigten Staaten. Er maß ein Meter fünfundsechzig und wog achtundsechzig Kilo. Er trug keine Brille und war viel besser gebaut als sein untersetzter und ein wenig linkischer Vater. Er hatte ein hübsches Gesicht mit guten Farben, einer reinen Haut und vorzüglichen Zähnen. Seine hervorstechendste Eigenschaft war jedoch ein heller Verstand, der ihn bei der Ausführung aller militärischen Aufgaben ausgezeichnet hatte, die ihm gestellt worden waren. Die drei namentlichen Nennungen im Heeresbericht, die mit der Verleihung seiner Orden einhergegangen waren, sprachen von Tapferkeit jenseits von Pflichterfüllung; aber in Wirklichkeit waren diese Orden nur Belohnungen für seine außerordentliche Fähigkeit gewesen, Bevorstehendes richtig zu beurteilen. In der denkwürdigen Siegesparade auf dem Kapiolani-Boulevard marschierte Hauptmann Shigeo Sakagawa im dritten Glied hinter den Bannerträgern und dem Oberst. Er schritt frisch über den Asphalt und zog seine Schultern, die an schwere Lasten gewöhnt waren, zurück. Dadurch wurde sein Kinn gehoben, und seine geschlitzten japanischen Augen blickten über die Bevölkerung hinweg, der er bisher nicht willkommen gewesen war. Aber dann vernahm er den donnernden Applaus aus der Menge und entdeckte aus seinem Augenwinkel seine gebeugte Mutter und seinen untersetzten, ehrbaren, kleinen Vater, der schließlich in die Gemeinschaft aufgenommen worden war. Da fühlte er, daß sich der Kampf gelohnt hatte. Tadao war in Italien gefallen, und Minoru, der tüchtige Stürmer, in Frankreich begraben. Goro war in Japan und half bei der Errichtung der Militärregierung. Die Familie würde nie wieder vereint sein. Die Sakagawas hatten einen fürchterlichen Preis zahlen müssen, um ihre Treue zu beweisen, aber es hatte sich gelohnt. Nachdem die Truppen an der Stelle vorübermarschiert waren, an der die älteren Sakagawas mit den anderen Japanern standen und vor Freude weinten, erreichte die Parade den alten Iolani-Palast, den Sitz der hawaiischen Regierung. Zum erstenmal erschien Shigeo Sakagawa dieser Palast wie ein Gebäude, das auch ein Japaner betreten konnte, ebensogut wie jeder andere. - Dies ist meine Stadt, dachte er und marschierte weiter. Als er dann aber nach der Parade in sein Elternhaus trat und die Fotografien des toten Tad und Minoru an der Wand sah, bedeckte er das Gesicht und murmelte: »Wenn wir Japaner schließlich frei sind, so haben wir es diesen Jungen zu verdanken. Himmel, welch ein Preis!«
    Er war verlegen, als sein Vater, den militärische Dinge noch immer faszinierten, seine Orden betastete und auf

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