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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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ihre Sachen aus. Es gab einige betretene Augenblicke, und dann flüsterte Rennie Kelly zu: »Was hab' ich schon zu verlieren?«
    So wandte sie sich direkt an das Mädchen und sagte: »Es tut mir leid, daß wir uns nicht schon früher begegnet sind, aber würde es Ihnen sehr viel ausmachen, wenn ich sie darum bäte, mir die Kabine einen Augenblick lang zu überlassen?«
    Das große Mädchen betrachtete Rennie und dann Kelly. Sie waren ein gut aussehendes Paar, und sie lachte: »Ferien sind Ferien. Wie lange brauchen Sie die Kabine?«
    »Etwa eine halbe Stunde«, antwortete Rennie. »Oben gibt es eine Kapelle.«
    »Und ein ganzes Orchester hier unten«, lachte das Mädchen, und noch ehe sie das nächste Deck erreicht haben konnte, lag Rennie entkleidet im Bett. Später gestand sie: »Fünf Tage lang habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, wenn ich dich zu Hause in New York hätte. Wie alt bist du, Kelly?«
    »Einundzwanzig.«
    »Verdammt. Ich bin siebenundzwanzig.«
    »Siehst noch nicht wie siebenundzwanzig aus, nicht im Bett«, versicherte ihr der Strandjunge.
    »Bin ich gut im Bett?« fragte sie. »Wirklich gut?«
    »Du erstklassige Wahine.«
    »Hast du viele Mädchen gehabt?«
    »Wellenreiten ist Wellenreiten«, antwortete er. »Zum Beispiel
    Maud Clemmens? Hast du mit ihr geschlafen?«
    »Wie magst du, wenn mich nächste Woche jemand fragt: >Wie war's mit Rennie? Die Wahine gut im Bett?««
    »Kelly!«
    »Die Sirene, Rennie, hörst'e?« warnte er sie und zog sich an.
    »Ich bin in die Bibliothek gegangen, Kelly«, sagte sie leise. »Und da stand es, wie du gesagt hast. Dies große lange Buch mit den Namen, die die Missionare hineingeschrieben haben. Darin steht, daß deine Familie hundertundvierunddreißig Generationen zurückverfolgt werden kann. Du mußt stolz darauf sein.«
    »Scher mich 'nen Dreck drum«, brummte Kelly.
    »Warum hat ein Eingeborener den Namen Kelly?« fragte sie und zog ihre Strümpfe an.
    »Mein Kanaka-Name Kelolo, aber niemand mag ihn.«
    »Kelly ist ein süßer Name«, gab sie zu. Dann küßte sie ihn und sagte: »Warum hast du mich nicht zu dir nach Hause genommen?«
    »Es ist nichts.« Er zuckte die Schultern.
    »Willst du sagen, daß deine Vorfahren Könige waren und daß dir selbst nichts geblieben ist?«
    »Ich habe eine Gitarre, eine Planke und nette Mädchen wie dich.«
    »Zu dumm«, sagte sie verbittert und küßte ihn abermals. »Kelly, du bist das Beste von ganz Hawaii.« Sie gingen an Deck, und dort gab sie ihrer Kabinengenossin dankbar ein Zeichen. Das große Mädchen lachte und winkte ihnen zu. Dann erscholl zum letztenmal die Sirene, um die verschiedenen Strandjungen zu warnen, die ihre weißen Wahines an Bord gebracht hatten. Rennie fragte zögernd: »Wenn jemand von meinen Bekannten nach Hawaii kommt - ich meine Freundinnen...«, sie zögerte. »Klar, ich seh' nach ihnen«, sagte Kelly.
    »Du bist ein Liebling!« Sie lachte und küßte ihn feurig. Dann riß er sich los und rannte das Fallreep hinunter. In der Empfangshalle traf er den Strandjungen Florsheim, und der fragte ihn: »Kelly Blalah, deine nette Wahine, die Blonde, gut mit ihr im Bett?«
    »Kannste singen«, sagte Kelly fest, und die beiden Strandjungen gingen vergnügt zum Lagunen-Hotel zurück.
    Als das Jahr 1946 dahinging, bekam Kelly ein- oder zweimal seine Zweifel, und er gestand Florsheim: »Was is' nur los mit mir? Kümmere mich um 'nen Haufen Wahine, alle mit Kummer. Was wird aus mir?« Aber solche Spekulationen wurden meistens durch die Ankunft einer neuen Witwe unterbrochen. Die Freude, seine neue Kundin schließlich so weit zu bringen, daß sie mit ihm ins Bett ging, wobei sie das Hotelzimmer und die Restaurantrechnung bezahlen mußte, war so groß, daß er sich immer wieder zu Florsheims Ansicht bekehren ließ: »Mehr besser, wir haben unsern Spaß, solang wir jung.« So blieb er in seiner Routine: wartete auf ein Schiff, fand das Mädchen, über das ihn jemand telegrafisch unterrichtet hatte, nahm sie zum Wellenreiten, lebte mit ihr acht Tage, gab ihr auf der MAUNA LOA den Abschiedskuß, erholte sich ein wenig und erwartete das nächste Schiff. Manchmal blickte er bewundernd zu Johnny Pupali auf, der neunundvierzig Jahre alt war und noch immer den Wahines das bot, was er >Dr. Pupalis Wellenkur für Kümmernisse< nannte.
    Einmal drückte er Pupali seine Verwunderung für dessen erstaunliche Energie aus. Aber dieser Vater der Strandjungen erklärte nur: »Ein Mann hat Kraft für vier Dinge: Essen, Arbeit,

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