Hawaii
die ihr Urgroßvater heiratete, nicht zu der wie ich sie zu nennen pflege
- unbefleckten Whipple-Linie gehörte wie ich, sondern zu jenem Zweig, der sich mit den Hewletts verband, die, wie Sie ja wissen, ebenfalls Mischlinge sind - abgesehen von dem ersten Jungen, der Lucy Hale heiratete und von dem ich abstamme.« Die Nebel von Pali begannen das Tal zu füllen, und das traurige Echo eines Wasserfalls war zu hören, während Tante Lucinda in ihrer Erörterung der Geschlechterfolge fortfuhr. Viele der ausschweifenden Kommentare, die sie gab, waren bedeutungslos für ihre Zuhörerinnen. Aber da sie alle von diesen frühesten Vorfahren abstammten, die so viel Gutes für Hawaii getan hatten, bewahrte jede von ihnen drei oder vier der ehrwürdigsten Namen im Gedächtnis und schrieb von diesen die besten Züge ihres Charakters her. Jedesmal, wenn Tante Lucinda einen dieser Namen erwähnte, horchten die Zuhörerinnen aus ihrem Gin-Nebel auf und nickten beifällig, Lucinda hatte im Laufe der Jahre feststellen können, daß vor allem drei Namen allgemeine Verehrung genossen: Es war am besten, wenn man von Jerusha Bromley Hale, der großen Missionarsmutter, abstammte; oder von Rafer Hoxworth, dem stattlichen und liebenswürdigen Kapitän; oder von Dr. John Whipple, dem edlen Intellektuellen. Tante Lucinda konnte mit Bescheidenheit darauf hinweisen, daß sie von zweien dieser drei historischen Figuren abstammte. Und in gewisser Weise war sie froh, nicht auch mit Kapitän Hoxworth verwandt zu sein, denn dessen Nachkommen hatten alle hawaiisches Blut in den Adern.
»Nicht etwa, daß ich gegen die Eingeborenen wäre«, versicherte sie ihren Freundinnen. »Nur macht mich diese Heldenverehrung des sogenannten hawaiischen Königshauses furchtbar nervös. Ich sitze in meiner Bibliothek und erkenne sofort das Malihini-Mädchen, das mich fragen wird: >Haben Sie dieses Buch über Kelly Kanakoa? < Ich muß mich zusammennehmen, um nicht zu fragen: >Sie spucken besser Ihren Kaugummi aus, ehe Sie sich die Tafeln ansehen.< Und wenn sie mir dann das Buch ehrfürchtig zurückgeben, sagen sie immer: >Mensch, sein Großvater war ein König!< Als hätte das etwas zu bedeuten. Eine der lächerlichsten Seiten des hawaiischen Lebens schien mir immer die Begeisterung zu sein, mit der sie hier diese alte, jämmerliche Liste von Königsnamen auswendig lernen, als wäre eine solche Litanei eingebildeter Namen irgendwie von Bedeutung. Sie erinnern sich an das, was Abner Hale, mein Urgroßvater, über diesen Ahnenkult schrieb: >Ich bin der Ansicht, daß dieser Kult Hawaii mehr als alles andere schadet, denn die armen Toren sind so beschäftigt mit ihrer Vergangenheit, daß sie kaum noch Zeit finden, über die Ewigkeit nachzudenken.< Und nichts irritiert mich mehr als die Art, wie so ein Eingeborener auf irgendein armseliges Menschengeschöpf deutet und vorwurfsvoll behauptet: >Wenn die Missionare nicht dazwischengekommen wären, dann wäre er jetzt unser König.< Als hätten wir irgend etwas Anständiges und Gutes zunichte gemacht. Wissen Sie, wer der jetzige König von Hawaii wäre, wenn die Missionare diesem Unsinn nicht ein Ende gesetzt hätten? Der Strandjunge Kelly Kanakoa! Haben Sie ihn je sprechen hören? Er besteht darauf, ein Vokabular von höchstens neunzig Wörtern zu verwenden. Und jedes zweite Wort ist Blalah. Jeden, den er mag, nennt er Blalah, nur mich nennt er Schwester.«
Hoxworth räusperte sich, und seine Tante sammelte ihre Gedanken. »O ja, nun zu Whipple Janders. Er ging nach Punahou und Yale, wie Sie wissen, und hat im Krieg hohe Auszeichnungen erhalten. Hübscher Junge, aber nicht so beleibt wie sein Vater, was nur verständlich ist, weil Hewlett mehr nach den Hewletts schlägt, und die waren immer sehr wenig anziehende Leute - wenn ich das sagen darf, Abigail, weil, wie Sie ja wissen, Abraham eine Hawaiin heiratete - ja, wirklich, er nahm eine hawaiische Wahine, nachdem Urania starb. Aber das steht jetzt nicht zur Debatte. Ich vermute, daß Sie wissen wollen, wie der Bräutigam Whipple mit den Hales verwandt ist. Wenn Sie zu Micha zurückgehen, der das Mischlingsmädchen Malama
Hoxworth heiratete, dann werden Sie sich erinnern, daß er zwei Kinder hatte, Ezra und Mary, und natürlich war Ezra dein Urgroßvater, Noelani, und damit wäre diese Seite klargestellt.« Die japanische Dienerin trat ins Zimmer und reichte köstliche, leicht geröstete Kokosschnitten herum. »Du kannst auch gleich die Gläser füllen, Kimiko«, sagte
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