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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Samurai-Held sechzig bewaffnete Banditen besiegte, ohne eine Wunde davonzutragen. »Die japanischen Mädchen, die chinesische Soldaten heiraten«, fuhr
    Dr. Yamazaki fort, »stehen vor anderen Problemen. Die chinesischen Eltern empfinden einen unüberwindlichen Widerwillen und sind überzeugt, daß sie die künftige Schwiegertochter niemals lieben können. Sie verbringen die Zeit bis zu ihrer Ankunft damit, die junge Frau so sehr zu hassen, daß sie sich, wenn ihnen das Mädchen schließlich entgegentritt, eingestehen müssen, daß es auch nicht im entferntesten so schlimm ist, wie sie es sich ausgemalt hatten. Wenn die Schwiegertochter dann zeigt, daß sie ihren Mann wirklich liebt, dann trifft man sich auf einer Ebene allgemeiner Achtung, und alles geht ziemlich gut.«
    »Aber die japanischen Ehen?« fragte Akemi. »Sie werden doch nicht behaupten, daß auch die gut gehen?«
    »Manche schon«, versicherte ihr Dr. Yamazaki. »Dort wo Bauernjungen von hier Bauerntöchter aus Hiroschimaken heiraten, geht alles gut. Aber in erstaunlich vielen Fällen mißlingen die japanisch-japanischen Ehen. Ich denke, unsere Ergebnisse werden zeigen, daß mehr als fünfzig Prozent dieser Ehen in die Brüche gehen.«
    »Warum?« fragte Akemi.
    »Ich wurde selber in Hawaii geboren«, sagte Dr. Yamazaki. »Ich stamme aus derselben Art Familie, in die Sie hineingeheiratet haben. Untersetzte Hiroschima-Bauern - und bedenken Sie, daß selbst in dem jetzigen Hiroschima die Leute aus Hawaii sehr altmodisch wirken würden. Dennoch habe ich etwas für unsere Leute hier übrig. Aber nun kommt das Sonderbare. Die weißen und chinesischen Schwiegermütter sehen ein, daß sie sich besondere Mühe geben müssen, um ihre fremdländische neue Tochter zu verstehen und zu lieben. Sie geben sich Mühe und sind glücklich. Die trotzigen japanischen Schwiegermütter dagegen - und Gott stehe jenem japanischen Mädchen bei, das mein Bruder einmal heimbringen wird und das mit meiner Mutter auskommen muß. Nun, es liegt offen zutage. Sie denken, daß sie eine japanische Braut ins Haus bekommen, wie sie vor vierzig Jahren im südlichen Japan heranwuchsen. Sie geben sich keine Mühe, das Mädchen zu verstehen, und haben deshalb nicht die geringste Hoffnung, mit ihrer Schwiegertochter glücklich zu sein.«
    »Wissen Sie, was meine Ehe zerstört?« fragte Akemi offen. Dr. Yamazaki war über diese Frage nicht erstaunt, denn sie hatte die Lösung vieler solcher Ehen erlebt. Aber Akemi machte eine Pause, und es wurde deutlich, daß Dr. Yamazaki raten sollte. So begann die Soziologin vorsichtig: »In Japan lernen die jungen Männer, neue Sitten anzunehmen. Aber in Hawaii haben sie nichts dergleichen gelernt.«
    »Ja«, gestand Akemi. »Sagen das die andern Mädchen?«
    »Sie sagen alle das gleiche«, versicherte ihr Dr. Yamazaki. »Aber viele von ihnen überwinden ihren Abscheu, oder verstehen es, ihre Männer umzuwandeln.«
    »Aber wissen Sie, was mich davon abhält?« fragte Akemi. »Was mir Tag für Tag ins Herz schneidet?«
    »Was?« fragte die Soziologin mit beruflichem Interesse.
    »Die Art wie sie über meine korrekte Aussprache lachen. Das werde ich nicht mehr lange ertragen.«
    Dr. Yamazaki dachte an ihre eigene Familie und lächelte bitter. »Ich habe dasselbe Problem«, sagte sie schließlich. »Ich habe meinen Doktor in Philosophie gemacht.« Dann ahmte sie ihre Mutter nach, die zu fragen pflegte:»>Bildest du dir etwa ein, du seist was Besseres, wenn du so sprichst?< Deshalb spreche ich zu Hause aus Selbstverteidigung Pidgin.«
    »Das kann ich nicht«, sagte Akemi. »Ich bin eine gebildete Japanerin, die lange für gewisse Dinge gekämpft hat.«
    »Wenn Sie Ihren Mann lieben«, sagte Dr. Yamazaki, »werden Sie auch lernen, sich anzupassen.«
    »An gewisse Dinge niemals«, sagte Akemi. Dann fragte sie plötzlich: »Waren Sie verheiratet, Yamazakisensei?« »Ich bin verlobt«, antwortete die Soziologin. »Mit einem Mann von hier?«
    »Nein. Mit einem Haole von der Universität Chicago.«
    »Oh. Hätten Sie den Mut gehabt, einen Mann von hier zu heiraten?«
    »Nein«, antwortete Dr. Yamazaki vorsichtig.
    Akemi klopfte auf das Notizbuch der Soziologin und lachte: »Nun haben Sie mich hierin einbalsamiert.«
    »Als eine von vielen«, sagte Dr. Yamazaki.
    »Können Sie sich denken, wo ich jetzt gerne wäre?«
    »In einem kleinen Cafe an der Nischi-Ginza, gefangen von aufregenden Gesprächen über Bücher und Politik und Musik.«
    »Woher wissen Sie das nur so

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