Hawaii
gespielt und dann hinzugefügt: »Wenn man schon die Schwindsucht hat, dann soll es auch seine Art haben.« Es war ein ziemlich grauser Scherz, aber glücklicherweise verstand ihn die Frau des Professors nicht.
Nun lebte Whip mit seinem kurzen Haarschnitt wieder in Honolulu und kleidete sich nach der strengsten Mode. Seine Hochzeit stand bevor. Kurz vor diesem Ereignis wandte sich Noelani an ihren Vater, denn die Mutter hatte wieder ihre Zustände und vermochte keine vernünftigen Antworten zu geben: »Glaubst du, Papa, daß es gut für uns Kinder ist, immer wieder untereinander zu heiraten? Ich meine, offen gestanden, wie groß sind die Aussichten, daß unsere Kinder mehr wie Mutter als wie du werden?« Hoxworth geriet in beträchtliche Verlegenheit, denn genau dieser quälende Gedanke hatte ihn wünschen lassen, daß Noelani einen Mann aus den Oststaaten heiraten würde. So wich er der Frage aus und schlug vor: »Warum besprechen wir das nicht mit Tante Lucinda. In Dingen, die die Familie betreffen, fragen wir immer sie.«
»Welcher Familie?« fragte Noelani.
»Die Familie - uns alle«, antwortete Hoxworth und fuhr mit seiner Tochter zu dem nebelumwobenen Haus im Nuuanu-Tal hinaus, um Tante Lucinda zu besuchen. Als sie dort eintrafen, fanden sie Tante Lucinda von einem Dutzend Damen ihres Alters umgeben, die zum größten Teil Gin tranken, so daß die Unterhaltung stets ins Ungewisse abzugleiten drohte. Es herrschte eine liebenswürdige, vornehm entspannte Atmosphäre. »Das ist meine Großnichte von der Seite meiner Großmutter, Noelani Hale«, erklärte Lucinda freundlich und winkte dem Mädchen mit ihrem blaßblauen Spitzentuch zu. »Sie ist Malama Janders Hales Tochter, und am Samstag wird sie sich mit dem netten, jungen Whipple Janders verheiraten, der der Urenkel von Clemens und Jerusha Hewlett ist.«
Noelanis Platz in der Geschlechterfolge war bestimmt, und die Damen lächelten ihr bewundernd zu. Die eine sagte: »Ich kannte die Urgroßmutter Ihres Bräutigams sehr gut, Noelani. Sie war eine wunderbare Frau und spielte besser Polo als ein Mann. Wenn der junge Whipple ihr Blut geerbt hat, wird er ein standhafter Mann sein, das kann ich Ihnen versichern.«
»Noelani ist herausgekommen«, erklärte Tante Lucinda, »um zu erfahren, wie weit sie mit Whip verwandt ist. Und ich möchte lieber gleich betonen, daß ich es für sehr viel sicherer halte, in eine wohlhabende Inselfamilie zu heiraten, deren Linie bekannt ist, als in irgendeine ganz unbekannte Festlandsfamilie, deren
Geschichte Gott weiß wo beginnt.« Die Frauen stimmten ihr zu, und eine japanische Dienerin sammelte die Tassen und Gläser ein, um neuen Tee und Gin zu bringen.
»Das einzige Problem bei der Heirat von Noelani und Whip«, fuhr Tante Lucinda fort, »ist die Tatsache, daß jeder von ihnen«, und sie senkte ihre Stimme, »auch hawaiisches Blut in den Adern hat. Wenn Sie bis zu ihrer Ururgroßmutter väterlicherseits zurückgehen, finden Sie Malama Hoxworth, die Tochter von Kapitän Rafer Hoxworth, der zwar nicht zu den Missionaren gehörte, aber der wunderbarste und liebenswürdigste Mann war, von anständigstem Charakter und aus bester Familie. Natürlich, er heiratete Noelani Kanakoa, die letzte Alu Nui, aber ich glaube, man kann sagen, daß jene Malama, von der wir sprechen - diejenige, die der große Micha Hale heiratete, das heißt... Nun, wie dem auch sei...« Und mit einer leichten Handbewegung ließ sie das Thema fallen. Das Angenehmste bei den Unterhaltungen mit Tante Lucinda war ihre Angewohnheit, so viele Namen auf zuwerfen, daß man gar nicht mehr zuzuhören brauchte; denn wenn sie sich hoffnungslos in den Linien der Familie verwirrt hatte, hörte sie auf und fing von vorne an. So machte sie jetzt eine Wendung und sagte, ohne daß jemand ahnen konnte, wie sie zu diesem Schluß gekommen war: »Wie dem auch sei, auf den Inseln hat es nie einen anständigeren Mann gegeben als Rafer Hoxworth.«
Die japanische Dienerin brachte die Getränke, und Tante Lucinda fragte: »Wo war ich stehengeblieben? O ja. Von dieser unglücklichen Heirat Michas mit dem Mischlingsmädchen Malama also... Wissen Sie, ich habe mich oft gefragt, wie Micha den Mut aufbrachte, sich so oft in der Öffentlichkeit zu zeigen, wo er doch durch diese Heirat belastet war. Nun, jedenfalls hat unsere kleine Noelani hier eine Spur hawaiischen Bluts in sich, die aber, wie ich hoffe, weit überwogen wird durch das Blut der Hales und Whipples, wenn auch jene Whipple,
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