Hawaii
genau?« fragte Akemi. »Weil ich auch gern dort wäre«, gestand Dr. Yamazaki. »Dort traf ich auch meinen Bräutigam. Ich weiß, wie schön Japan sein kann. Aber ich möchte noch etwas anderes sagen. Hawaii kann ebenso aufregend sein. Für einen jungen Japaner muß Hawaii zur belebendsten Erfahrung werden, die er auf der Welt nur haben kann.«
»Aber Sie sagten doch, daß Sie keinen von ihnen heiraten möchten«, erinnerte Akemichan sie.
»Als Frau, die das Glück eines ruhigen Heimes sucht, ziehe ich meinen Haole aus Chicago vor. Wäre ich aber nur Intellekt und nicht daneben auch noch eine Frau, dann bliebe ich lieber in Hawaii.«
»Sagen Sie ehrlich, Yamazakisensei, glauben Sie, daß man in einer Gesellschaft, deren einziges Ideal ein langes, schwarzes Automobil ist, wirklich als Mensch existieren kann?«
Dr. Yamazaki dachte lange über diese Frage nach und antwortete dann: »Sie müssen einsehen, daß die sichtbaren Symbole des Erfolges, denen unsere Japaner hier in Hawaii nachstreben, von der Gesellschaft der Haoles festgelegt wurden.
Ein großes Haus, ein teurer Wagen, ein Sohn, der in Yale studiert, gleichgültig ob er dort etwas lernt oder nicht - das sind die Werte, die die Leute, welche in Hawaii leben, anerkennen müssen. Sie können von den Japanern nicht plötzlich erwarten, daß sie sich über die Werte hinwegsetzen, mit denen sie groß wurden.«
»Seit drei Jahren hoffe ich, daß mein Mann es tun wird«, sagte Akemi bitter. »Seien Sie nachsichtig«, bat Dr. Yamazaki, »und Sie werden erkennen, daß sich Hawaii bessert.«
»Ich glaube nicht daran«, sagte Akemi. »Es ist ein ödes, dummes Land, und nichts wird es je ändern«
Die beiden jungen Frauen schieden voneinander, und noch am selben Abend ging Dr. Yamazaki bei Shig Sakagawa vorbei, den sie von Punahou kannte. Sie sagte: »Shig, es geht mich zwar nichts an, aber dein Bruder Goro ist im Begriff, seine Frau zu verlieren.«
»Glaubst du?«
»Ich weiß es. Sie spricht genau die Sprache, die die Mädchen gebrauchen, ehe sie das Schiff zurück nach Japan nehmen. Bis jetzt habe ich neunzehn von ihnen zurückkehren sehen.«
»Was soll er tun?« fragte Shig.
»Kauf ihr drei Beethoven-Symphonien«:, sagte Dr. Yamazaki, denn sie wußte, daß für den derben Goro ein solcher Schritt jenseits alles Vorstellbaren lag. Übrigens hätte die ältere Frau Sakagawa niemals solche Musik in ihrem Haus geduldet.
Während der Arbeiterführer Goro Sakagawa diesen
Problemen gegenüberstand - oder vielmehr nicht
gegenüberstand -, war Hoxworth Hale mit der in Aussicht stehenden Hochzeit seiner Tochter Noelani mit ihrem Vetter Whipple Janders, dem Sohn des tapferen, ehrlichen Hewlett
Janders, auf den sich Hoxworth in den vergangenen Jahren
immer mehr gestützt hatte, beschäftigt. Früher hatte Hoxworth gehofft, daß Noelani vielleicht aus dem Fort ausbrechen würde, um sich einen völlig anderen Mann zu suchen natürlich jemand aus Yale, aber vielleicht doch jemand aus dem Osten, der noch nie etwas von Hawaii gehört hatte. Als Noelani in ihrem letzten Semester auf Wellesley stand, war sie mit einem Studenten aus Amherst ausgegangen, was fast so gut wie Yale war. Aber es war nichts daraus geworden, und als der junge Whip Janders, der verspätet seine Ausbildung in Yale abschloß, seine Kusine zu einem Frühlingstanz in New Haven einlud, hatten beide instinktiv erkannt, daß sie sich heiraten sollten. Schließlich hatten sie sich schon auf Punahou gekannt; sie stammten aus Familien, die einander verstanden; und Whip war der engste Freund von Noelanis Bruder gewesen, der über Tokyo abgeschossen worden war. Während ihrer Verlobung wurde Noelani jedoch zuweilen von Zweifeln heimgesucht, ob diese Heirat wirklich wünschbar war, denn Whipple war seltsam verändert aus dem Krieg zurückgekehrt. Er war hagerer, und sein modischer kurzer Haarschnitt konnte einen Hang zu ausgeprägt individualistischem Benehmen nicht verbergen. Einmal war er auf einer Tanzveranstaltung der Universität im Abendanzug erschienen, zu dem er eine verwegene Seidenweste, die mit roten Drachen bestickt war, trug. Er war zur Sensation des Abends geworden, aber er wirkte auch ein wenig verwirrend, denn einer der Professorenfrauen erklärte er: »Thorstein Veblen hätte seine helle Freude an dieser Weste gehabt.« Die Frau stammelte: »Wie bitte?« Er hatte daraufhin einen sterbenden Lungenkranken
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