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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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hohen, krächzenden Stimme.
    »Grundsätzlich«, begann Eddie in seinem akademischen Stil, »ist dieses alte Gesetz sehr gut.«
    »Ich kümmere mich nicht darum, ob es gut oder schlecht ist«, unterbrach ihn Nyuk Tsin, und ihre Stimme klang plötzlich klar. »Ich möchte wissen, ob es uns nützen kann.«
    »Nimm zum Beispiel die Janders-Brauerei. Seit Jahren macht sie Verluste. Angenommen, nächstes Jahr macht sie einen Gewinn. Dann muß sie. keinerlei Steuern zahlen, weil die Verluste der vergangenen Jahre den Gewinn des nächsten Jahres aufwiegen.«
    »Klingt sinnvoll«, sagte Nyuk Tsin.
    »Aber sieh, was wir damit anfangen können«, dozierte Eddie, als stände er vor einem Hörsaal voll Jurastudenten. »Wenn das Kee-Hui die Brauerei kauft, können wir zu ihrem Grundstück unser altes Ananasfeld hinzuschlagen. Wenn dann die Brennerei Land verkauft, wird der Gewinn durch die früheren Verluste auf gewogen. Verstehst du, was das bedeutet, Wu Chows Tante?«
    Die kleine Nyuk Tsin antwortete nicht. Sie wirkte in dem späten Sonnenlicht wie eine anziehende chinesische Seidenstickerei. Sie lächelte, und wenn ein Fremder ihr verklärtes, verhutzeltes Gesicht erblickt hätte, dann hätte er denken können: Sie träumt von einer alten Liebschaft. - Aber er hätte sich geirrt. Sie träumte von der Janders-Brauerei und sagte: »Wie himmlisch!

Wir können das Janders-Defizit benutzen, um den Kee-Profit damit auszugleichen!«
    »Wu Chows Tante!« rief Eddie. »Du siehst genau, worum es mir geht.«
    »Aber ich fürchte, daß du nicht siehst, worum es mir geht«, antwortete Nyuk Tsin.
    »Was meinst du?« fragte Eddie.
    »Angenommen, wir kaufen die Janders-Brauerei und verbergen darin unser Ananasfeld...«, begann sie.
    »Aber das wollte ich dir doch gerade erklären«, sagte Eddie sanft. Zum erstenmal schien es, als hätte Wu Chows Tante ihre Verstandesschärfe eingebüßt.
    »Aber was ich erklären will«, sagte Nyuk Tsin nachdrücklich, »ist, daß wir, wenn wir diesen klugen Streich ausgeführt haben, ein Mitglied unserer Familie in die Brauerei setzen. Er wird durch umsichtige Geschäftsführung aus dem, was ein Defizit war, einen Profit machen.« Jetzt leuchtete ein seliges Lächeln auf Eddies Gesicht auf, und er sagte: »Wenn du das fertigbringst, Wu Chows Tante, dann machen wir ein Vermögen!«
    »Das wollte ich auch«, antwortete die alte Frau. »Dieses Gesetz scheint geradezu für die Kees gemacht zu sein. Wir nun haben die Pflicht, es auszunützen.«
    Sie rief Hong Kong zu sich, und nachdem sie mit ihm ihre Theorie diskutiert hatte, sagte sie ihm plötzlich: »Stell uns eine Liste von allen Unternehmen in Honolulu zusammen, die Verluste machen. Dann schreib neben jede Firma den Namen von einem aus unserem Hui, der diesen Verlust in Gewinn umwandeln kann.«
    »Wo sollen wir das Geld hernehmen, um die heruntergewirtschafteten Betriebe zu kaufen?« erwiderte Hong Kong.
    »Wir müssen sie nicht bar zahlen« , sagte Nyuk Tsin. »Aber wir brauchen natürlich Geld, um Anzahlungen zu machen. Wir müssen also einen Teil unseres Grundbesitzes verkaufen und die Steuern bezahlen, aber wenn der Plan gelingt, dann machen unsere späteren Gewinne diese Steuergelder wieder wett.«
    »Bist du entschlossen, dich in ein so wildes Unternehmen einzulassen?« fragte Hong Kong. »Gewinnbringende Geschäfte aufgeben, um dieses große Risiko einzugehen? «
    Nyuk Tsin dachte einen Augenblick lang nach und fragte dann Eddie: »Weiß schon irgend jemand anders in Honolulu, wie man mit diesem Gesetz umgehen kann?«
    »Sie müssen es wissen«, erklärte der Mann aus Harvard. »Aber sie scheinen es nicht auszunutzen.«
    Nyuk Tsin kam zu ihrem Entschluß. Sie klatschte in die
    Hände und sagte mit scharfer Stimme: »Wir beginnen. In sechs Monaten wird jedermann wissen, was wir tun, aber dann wird nichts mehr zu kaufen sein.« Und als Hong Kong mit seinem Sohn hinausging, blickte Nyuk Tsin dem letzteren nach und dachte: Ich frage mich, wieviel sein Studium in Harvard gekostet haben mag. Es ist Rubine und Jadesteine wert.
    Am nächsten Tag kehrte Hong Kong mit der gelösten Hausaufgabe zu seiner Großmutter zurück. Er breitete Papiere aus, die Nyuk Tsin nicht lesen konnte, und nannte ihr die Namen jener Firmen, die große Verluste gemacht hatten: die Brauerei, eine Taxigesellschaft, eine Großbäckerei mit Filialgeschäften, einige alte Geschäftshäuser, einige Läden. Nun aber machte sich der ewige Trieb, dem Nyuk Tsin unterstand, mit ungebrochener

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