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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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und respektierten diesen Winkelzug als die wirksamste Art der Beamtenbeeinflussung in Hawaii. Aber an diesem Tag telefonierte ein demokratischer Spion an einer Tankstelle Black Jim McLafferty an und berichtete: »Sie fahren heute den Kongreßabgeordneten Carter über die Insel. Verabreichen ihm die Taxichauffeurspritze.«
    McLafferty knallte den Hörer auf den Apparat und starrte seinen Partner an. »Shig«, gestand er, »sie verpassen unserem Jungen die alte >Regierung durch die Taxi-Chauffeur-Tour<. Und das kann uns schaden.«
    »Was sollen wir tun?« fragte Shig.
    Die beiden Strategen erörterten lange das Problem, und schließlich verkündete der Ire: »Irgendwie muß ich Carter abpassen, Shig. Ich werde ihn hierher bringen, und du mußt ihn zu dir nach Hause nehmen. Zeig' ihm eine durchschnittliche japanische Familie. Aber, Shig, lauf erst hinüber und sieh zu, daß dein Vater die Flagge im Wohnzimmer aufgehängt hat. Die mit den beiden goldenen Sternen. Und leg den Kasten deiner Mutter mit dem Glasdeckel und all den Orden auf. Und du mußt dafür sorgen, daß jeder verdammte Orden poliert und deutlich zu sehen ist, damit unser Junge sie studieren kann. Jetzt eil' dich und sei in einer halben Stunde wieder zurück. Bis dahin bin ich mit meinem Abgeordneten hier. Tot oder lebendig.«
    Auf diese Weise kam es dazu, daß der Kongreßabgeordnete Clyde V. Carter von Texas einer der wenigen Demokraten war, die während ihres Aufenthaltes in Hawaii eine demokratische Familie zu sehen bekamen. Black Jim fing den heimkehrenden Tourenwagen auf dem Nimitz Highway auf und brachte ihn zum Stehen. Er erklärte: »Herr Carter, ich habe gerade ein verdammt interessantes Telegramm aus dem demokratischen Hauptquartier in Washington erhalten. Und es wäre gut, wenn Sie mir einen Rat geben könnten, was ich darauf antworten soll.« McLafferty hatte den Streifen mit dem Datum abgetrennt im Vertrauen darauf, daß Carter nichts merken würde. Er hatte Glück.
    Während Carter die schwierige Mitteilung studierte, schaffte ihn Black Jim in aller Höflichkeit aus dem Taxi in seinen alten Pontiac. »Wir beantworten das Telegramm am besten in meinem Büro«, sagte er. Als Carter das Büro von McLafferty und Sakagawa betrat, wartete dort schon Shigeo und sagte rasch: »Ich dachte mir, daß Sie vielleicht, solange Herr McLafferty das Telegramm beantwortet, gerne einmal eine japanische Wohnung sehen würden. Ein ganz gewöhnliches Haus.« Und obwohl es das letzte war, worauf Carter Wert legte, konnte er doch keine passende Ausrede finden. So wurde er einige Minuten später in der Sakagawa-Hütte abgesetzt und mußte sich eingestehen, daß das Ganze eine ausgemachte Finte war. An der Haustür begegnete er der alten, gebeugten Frau Sakagawa, die kaum ein Wort Englisch verstand und seltsame japanische Sandalen mit Riemen zwischen den Zehen trug. Shig dolmetschte und sagte: »Mama, dies ist ein berühmter Kongreßabgeordneter aus den Vereinigten Staaten.« Frau Sakagawa zog den Atem hörbar ein und verneigte sich. »Und das«, sagte Shig stolz, »ist mein Obeiniger tapferer kleiner Vater, Kamejiro Sakagawa.« Der alte Mann zog seinen Atem ein und verneigte sich. »Ist er ein
    amerikanischer Staatsbürger?« fragte Carter.
    »Nicht zugelassen, Staatsbürger zu sein«, sagte Kamejiro kriegerisch. »Das stimmt«, erklärte Shigeo. »Ich bin einer, weil ich hier geboren wurde. Aber mein Vater und meine Mutter wurden noch in Japan geboren.«
    »Und sie können nicht Staatsbürger werden?« fragte Carter erstaunt. »Mexikaner können es.«
    Der kleine Kamejiro streckte seinen Unterkiefer vor und fuchtelte mit seinem Zeigefinger vor dem Gesicht des Abgeordneten herum. »Mexikaner in Ordnung. Farbige in Ordnung. Jeder gut, nur nicht Japaner. Wie gefällt Ihnen das?«
    Kongreßmann Carter wich dem Blick des streitsüchtigen Mannes aus und erblickte die Dienstflagge mit zwei blauen Sternen und zwei goldenen. Als Politiker wurde er sogleich ehrfürchtig und fragte leise: »Haben Sie gedient, Herr...« Er konnte sich nicht auf den Namen besinnen. »Ich und meine drei Brüder«, sagte Shig. »Und zwei gaben ihr Leben für Amerika?« fragte Carter. Auf japanisch fragte Shigeo: »Mama, wo ist das Bild, worauf wir vier in Uniform sind?« Seine Mutter, die auf dieses Bild besonders stolz war, holte es rasch herbei und drückte es Carter in die Hand.
    »Dies ist Tadao«, sagte Shigeo und deutete auf den schlanken jungen Läufer. »Er fiel in Italien. Das ist

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