Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
Vom Netzwerk:
und war glücklich, denn an diesem Abend würde er seinen Kameraden auf der Zuckerplantage erzählen können: »Heute nachmittag hatte ich eine Unterhaltung mit Black Jim McLafferty.« Alle Plantagenarbeiter kannten ihn.
    »Was ich sagen wollte«, fuhr der Ire fort, »solange die Richter vom Festland die großen Trusts beherrschen, ist es für die hiesigen reichen Republikaner leicht, ihre Macht auf die Richter auszuüben. Nicht, daß sie diese beeinflussen würden, denn unsere Richter sind ziemlich ehrbare Leute, rechtlich gesprochen. Aber die reichen Republikaner stehen neben ihnen, und die Urteile der Gerichtshöfe folgen gewöhnlich ihrem Interesse.« Je mehr Carter über Hawaii hörte, desto weniger sah er die Notwendigkeit eines Wandels der Dinge ein. Auch in Texas war die Gesellschaft klugerweise so eingerichtet, daß sich die Demokraten ziemlich dicht hinter den Richtern und Gesetzesgebern hielten, damit alles nach ihrem Wunsch ging. -Offen gestanden, dachte Carter, was ist schon Schlimmes dabei? Er war nicht sehr zufrieden mit McLafferty, in dem er einen jener Fanatiker aus dem Norden erkannte, die sich Demokraten nannten. Aber der eigentliche Schlag dieses Tages stand ihm noch bevor. Black Jim McLafferty hatte sein Büro im Erdgeschoß eines Gebäudes an der Hotel-Street in der
    lärmenden Chinesenstadt, wo ihn die japanischen und philippinischen Arbeiter ohne Scheu aufsuchen konnten. Und als er nun seinen Wagen am Rinnstein zum Stehen brachte, sagte Carter erschrocken:    »Diese Leute sind ja alles
    Schlitzaugen.«
    »Fast die Hälfte der Bevölkerung auf den Inseln ist schlitzäugig«, erklärte McLafferty. »Einige der besten Staatsbürger, die Ihnen je begegnet sind. Die einzige Schwierigkeit liegt für mich darin, daß die meisten der verdammten Chinesen Republikaner sind. Aber ich versuche, das zu ändern«
    »Kann man ihnen denn trauen?« fragte Carter aus ehrlicher Besorgnis. »Vielleicht sollten Sie einen kennenlernen«, sagte McLafferty lachend. »Und Sie können keinem besseren begegnen als meinem Partner...« Aber Carter hörte die Worte nicht mehr, denn er sah zu seiner Verwunderung, daß McLafferty, das Haupt der demokratischen Partei in Hawaii, als Partner einen Japaner hatte: McLafferty und Sakagawa. Und als Black Jim die Türe auf stieß, schloß der Abgeordnete von dem großen Wahlplakat, das in dem Zimmer hing, daß dieser Japaner kandidierte: Sakagawa als Senator. Und schließlich erblickte er unter dem Plakat diesen Japaner persönlich, einen aufgeweckten, kurzgeschorenen jungen Mann mit gewandten Umgangsformen und ruhigem Auf treten. Shigeo Sakagawa streckte seine Hand aus und sagte mit einem leichten BostonAkzent: »Herr Abgeordneter, wir sind wirklich stolz darauf, Sie in Hawaii willkommen zu heißen.« Der nächste Augenblick war außerordentlich peinlich, denn Shig streckte umsonst seine Hand aus. Der Abgeordnete, der noch nie einem Japaner von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hatte, konnte sie einfach nicht annehmen. Sein Unterkiefer fiel herab, als wäre er von einem niederstürzenden Ladebaum aufs Haupt getroffen worden, und er starrte den gefährlichen, seltsamen Mann vor sich an. Shigs Gesichtsausdruck änderte sich nicht, als er langsam die Hand sinken ließ. Zu spät wollte Carter den Gruß erwidern und bewegte seine rechte Hand, sah aber, daß Shig die seine schon hatte sinken lassen. McLafferty, den nichts aus der Fassung bringen konnte, sagte stolz: »Der junge Shig wird unser erster demokratischer Senator sein. Er wird die Nachwahl im neunzehnten Distrikt gewinnen.«
    »Viel Glück«, sagte Carter verlegen. »Wir brauchen die Demokraten.« Er wich rückwärts aus der Tür des Büros und trat schnell auf die Straße, wo die asiatischen Passanten ihm eine Furcht einjagten, wie er sie noch selten in seinem Leben erfahren hatte.
    Dann sah er mit einem Seufzer der Erleichterung, wie die großen, schwarzen Limousinen von Hoxworth Hale und Hewlett Janders in die Hotel-Street einbogen, und er rannte den Wagen entgegen, als wären deren Insassen seine Brüder.
    »Wir können jetzt gehen«, stöhnte er erleichtert. Schnell sprang er neben Hale und fühlte sich endlich geborgen in dem Cadillac. Dann winkte er McLafferty zu und rief: »Viel Glück im Wahlkampf.« Als die großen, schwarzen Wagen davongefahren waren, begann Black Jim wie wild zu lachen. Er schlug sich auf die Knie, kehrte in sein Büro zurück und konnte sich noch immer nicht halten vor Lachen.

Weitere Kostenlose Bücher