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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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»Shig«, rief er. »Streck noch mal deine Hand aus!« Und als Shig ihm gehorchte, gab sein Partner eine lächerliche Burleske des amerikanischen Abgeordneten und Freund des Volkes zum besten, der sich fürchtete, einen Mann des Volkes zu berühren. »Shig«, brüllte er lachend, »auf einen Abgeordneten verlassen wir uns bei der Abstimmung über Hawaii besser nicht. Aber mach dir keine Sorge deshalb, Junge. Weißt du, warum ich diesen dickärschigen Kerl in mein Büro geschleppt habe? Nicht um ihm die Hölle wegen der Selbständigkeit Hawaiis im Bund heiß zu machen, denn was er darüber denkt, ist mir völlig gleichgültig. Sieh die Menge da draußen! Sie sind beeindruckt, daß ein Abgeordneter aus den Vereinigten Staaten die Hotel-
    Street herunterkam, um dich zu begrüßen. Jetzt geh hinaus. Geh in nachlässiger Haltung zum nächsten Briefkasten und wirf irgend etwas ein.«
    »Was?« fragte Shig. »Völlig gleichgültig. Falte ein Blatt Papier zusammen und steck' es in den Kasten, als würdest du jeden Tag mit Kongreßleuten zusammentreffen. Und sprich freundlich mit jedem.« So trat Shig unter seine Wählerschaft hinaus und gewann großes Ansehen.
    In der Zwischenzeit nahm eines der wiederkehrenden Wunder auf Hawaii seinen Fortgang. In der Roosevelt-Truman-Ära von 1932 bis 1952 waren Tausende von wichtigen demokratischen Politikern und Staatsbeamten durch Hawaii gekommen, aber sie hatten selten einen Demokraten zu Gesicht bekommen. Am Flugplatz oder Hafen wurden sie entweder von Hoxworth Hale oder Hewlett Janders oder dem schlanken John Whipple Hoxworth empfangen und dann schnell in eines der großen Häuser des Forts geschafft. Sie wurden vorzüglich verköstigt und mit Weinen bedient und erhielten gesagt, was sie glauben sollten. Manchmal, wenn die japanische Dienerin in ihrer weißen Livree aus dem Zimmer gegangen war, flüsterten die Gesandten Roosevelts ängstlich: »Diese Japaner, kann man ihnen trauen?« Und das Fort erklärte stets: »Wir haben Sumiko seit achtzehn Jahren. Es könnte keine treuere Dienerin geben.«
    Bei solchen Gelegenheiten kamen die Gesandten Roosevelts mit den militärischen Führern zusammen und mit den gesetzten Richtern der Inseln und mit dem kühlen, klugen Hoxworth Hale. Gemeinsam erzeugten diese Leute den Eindruck einer soliden Bürgerschaft, die jeden Skandal vermied, die ehrlich versuchte, das Beste zu tun, und die gewiß zufrieden war, wenn die Dinge so blieben, wie sie waren. Bei öffentlichen Versammlungen konnte man gewiß sein, daß die feurigsten Reden in Erringung an die Staatshoheit Hawaiis von Hoxworth Hale und John Whipple Hoxworth kamen. Und die Politiker des Festlands waren von ihren Argumenten beeindruckt. Aber in der
    Zurückgezogenheit des Forts verstanden es dieselben Leute, ohne viele Worte einen Eindruck zu wecken, der dem Inhalt ihrer Reden genau entgegengesetzt war.
    Hale fand stets eine Gelegenheit, um zu erklären: »Es gibt eine Sache auf unseren Inseln, die Sie nicht übersehen dürfen. Wir haben die besten Richter von ganz Amerika.« Er schwieg einen Augenblick lang und fügte dann hinzu: »Wir würden ehrlich den Tag beklagen, an dem asiatische Rechtsanwälte, die nichts von den amerikanischen Werten wissen, unsere Gerichtshöfe übernähmen. Wir fürchten, daß die amerikanische Lebensweise damit zum Erlöschen käme.«
    »Nicht etwa, daß die Asiaten nicht intelligent genug wären«, warf dann gewöhnlich John Whipple Hoxworth ein. »Vielleicht ist >schlau< das bessere Wort. Sie sind fähige Leute und schlau, aber sie sind nicht in den amerikanischen Werten erzogen.«
    Während neun untätiger, angenehmer Tage erhielt der Kongreßabgeordnete Clyde V. Carter aus Texas die übliche Fort-Behandlung, ohne zu ahnen, daß jeder Punkt des Dargebotenen auf zwei besondere Erlebnisse ausgerichtet war, die den durchreisenden Würdenträgern bis zum Schluß aufgehoben wurden. Am Morgen des letzten Tages bemerkte Hoxworth Hale stolz: »Herr Carter, wir haben Sie nun mehr als eine Woche ungebührlich viel in Anspruch genommen. Sie haben noch nichts von den Inseln selbst gesehen. Wir haben uns deshalb erlaubt, heute ein wenig das Programm zu andern. Wir haben einen Tourenwagen für Sie bestellt und möchten, daß Sie auf Erkundungsfahrt gehen.« Ein langer, schwarzer Wagen wartete vor der Auffahrt, und Hoxworth stellte den Chauffeur vor: »Das ist Tom Kahuikahela, und er weiß mehr über Hawaii als jeder andere, dem Sie bisher begegnet sind. Tom, dies ist ein

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