Hawaii
Sache, und sein Partner sagte: »Teufel, dein alter Herr hat recht. Es wäre genau dasselbe, wenn man unseren Leuten in Massachusetts sagen würde: >Wir haben euch Katholiken zwei Generationen lang herumgestoßen. Jetzt dürft ihr alle Protestanten werden und euch in die Regierung wählen lassen.< Wie gesagt, es wäre eine Beleidigung.«
»Ich finde nicht, daß hier eine Analogie besteht«, sagte Shig kühl. »Wahrscheinlich hast du recht«, gab der Ire zu. »Aber es klingt gut, wenn der andere nicht zu genau hinhört.«
»Das kann mir bei der nächsten Wahl sehr schaden«, sagte Shig. McLafferty sagte großartig: »Shig, wenn dem Vater nicht immer so gewesen wäre, wie er jetzt ist, dann wärst du nicht zu dem geworden, der du bist. Und wenn du nicht ein solcher Kerl wärst, wie du bist, dann hätte ich dich nie zu meinem Partner gemacht. Was er dir gegeben hat, kann dir niemand nehmen.«
»Ja, aber er ist so entrüstet, daß er sagt, er wolle nach Japan zurückkehren.«
»Es wird ihm dort nicht gefallen«, prophezeite McLafferty. »Würde mir das bei der nächsten Wahl schaden?« drängte Shig. »Mein Vater sagte immer«, erzählte McLafferty, »daß ein kleiner Skandal eher hilft, als schadet. Es zeigt dem Wähler nur, daß der Kandidat auch ein Mensch ist. Das ist der Grund, weshalb ich dich davor warnte, in einem Prozeß je ans Tageslicht zu bringen, wenn sich ein Zeuge eine Mätresse hält. Denn du kannst gewiß sein, daß unter den Geschworenen einer sitzt, der sich ebenfalls eine Mätresse hielt - oder, wenn es sich um eine Frau handelt, selber eine war. Dann schlägt dein Beweis gegen dich aus, weil dieser Geschworene sagt: >Teufel, ich hatte eine Mätresse und bin auch kein Schuft.< Wenn sich dein alter Herr also sträubt, wird es dir nichts schaden nicht bei den Leuten, auf deren Stimmen es uns ankommt -, weil sich ihre Eltern ebenfalls gewehrt haben.« Und das war das Ende von Kamejiros Staatsangehörigkeit.
Bei Nyuk Tsin lagen die Dinge anders. An dem Tag, da sie vor achtundachtzig Jahren in Honolulu an Land gegangen war, hatte sie den hungernden Dörfern Chinas für alle Zeiten abgeschworen und war entschlossen gewesen, ein ständiger Bewohner Hawaiis zu werden. Als die Vereinigten Staaten die Inseln annektierten, hatte sie sich verzweifelt um die amerikanische Staatsangehörigkeit bemüht. Aber umsonst. Aus ihrem schmächtigen Körper waren einige siebenhundert amerikanische Bürger hervorgegangen, und keiner von ihnen hatte bisher im Gefängnis gesessen. In einem verschlossenen Kasten bewahrte sie die Steuerbescheinigungen von fast einem Jahrhundert, und als sie hörte, es bestehe für sie eine Möglichkeit, die uneingeschränkte amerikanische Staatsangehörigkeit zu erlangen, war das die größte Freude für sie.
Sie ließ sich deshalb von ihrem in Harvard erzogenen Urenkel
Eddie Kee das neue Gesetz und die Vollmachten der Einwanderungsbehörde auseinandersetzen, bis sie alle Nuancen verstand. Als der erste Sprachkurs begann, war sie zugegen. Obwohl sie damals weit über hundert Jahre alt war, mutete sie ihrem Geist diese Anstrengung zu und hörte abends den Sprachunterricht im Rundfunk. Aber sie war so verwurzelt in der chinesischen Denkweise, daß ihr das Englisch unfaßlich schien. Eines Abends gestand sie sich ihr Versagen ein und erklärte Hong Kong: »Ich kann die Sprache nicht mehr lernen. Warum hat mich nicht jemand vor Jahren dazu gezwungen? Jetzt werde ich nie ein Staatsbürger.« Und sie blickte ihren Enkel untröstlich an. Aber dann kam Eddie mit der aufregenden Nachricht, daß gewissen älteren Asiaten gestattet werde, ihre Prüfung in ihrer eigenen Sprache abzulegen - vorausgesetzt, daß sie diese lesen und schreiben konnten. Bei dieser Neuigkeit bedeckte Nyuk Tsin ihr runzliges Gesicht, blickte aber nach einem Augenblick strahlend auf und sagte: »Ich werde schreiben lernen.« Hong Kong bestellte deshalb einen chinesischen Lehrer, der der alten Frau eine Schrift beibringen sollte, die wohl zu den schwierigsten auf der ganzen Welt zählt. Aber nach einer gewissen Zeit wurde deutlich, daß sie einfach zu alt war, um noch etwas lernen zu können, und so ging Eddie auf die Einwanderungsbehörde und erklärte offen: »Meine
Urgroßmutter ist hundertundsechs Jahre alt, und sie möchte um alles in der Welt ein amerikanischer Staatsbürger werden. Aber sie kann nicht Englisch... «
»Keine Sorge!« erklärte der Prüfer. »Jetzt kann sie auch in Chinesisch geprüft
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