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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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auszubrechen, wenn er Lust hat.«
    »Dann muß er sie also, wenn er seinen gerechten Anteil an dem Unternehmen bekommen will, heiraten, nicht wahr?«
    »Nichts würde mir mehr zusagen«, gestand Malama offen. Dann blickte sie traurig über den Teich, auf dem sich die Alii in früheren Zeiten ergangen hatten, und sagte leise: »Auf uns selber angewiesen, können wir Hawaiier unsere Stellung in der neuen Welt nicht halten. Ich stolperte unter furchtbaren Lasten dahin, bis Hong Kong kam. Er strahlt eine solche bäuerliche, erdige Kraft aus, daß die Balken meiner Veranda ein wenig fester zu stehen scheinen, wenn er vorübergeht.«
    Frau Mendonca sagte: »Ich dachte nie, daß ich den Tag erleben müßte, da du die Heirat deines Sohns mit einer Chinesin befürworten würdest.« Malama blickte noch immer aus dem Fenster und sagte ernst: »Du vergißt, Liliha, daß sie nicht einfach ein chinesisches Mädchen ist. Sie ist die Urenkelin der Pake Kokua. Als niemand auf der Welt wagte, den hawaiischen Lepra-Kranken zu helfen, stand diese Frau ihnen bei. Jedes Mitglied ihrer Familie verdient unsere Achtung.« Dann wandte sie sich wieder ihren Freundinnen zu und fragte: »Wo wäre Kelly ohne dieses Pake-Mädchen? Glaubt ihr, daß ich über seine Lebensweise glücklich war? Eine geschiedene Frau nach der anderen? Ich wünschte, daß es in der Welt einen Winkel gäbe, wo wir Hawaiier leben und gedeihen könnten, wie es uns paßt. Aber da es so einen Winkel auf der Welt nicht gibt, ist das nächstbeste, daß uns die Chinesen helfen. Sie können uns nicht arger zusetzen als die Haoles.«
    »Glaubst du, daß sie heiraten werden?« fragte Frau Mendonca. Malama wich der Frage aus und hielt statt dessen eine kleine Ansprache: »Ich erinnere mich noch daran, Carrydie-Post, wie du Leon Choy heiratetest und wie alle Alii weinten, weil ein anständiges hawaiisches Mädchen sich mit einem Chinesen verband. Auch ich weinte, aber ich weiß noch, wie mein Vater deinem Vater versicherte, daß es ganz in Ordnung sei und daß die Chinesen manchmal ausgezeichnete Menschen seien. Wie verschieden liegen die Dinge heute. Es steht gar nicht mehr zur Debatte, was wir fünf alten hawaiischen Damen von solch einer Heirat halten. Die Frage ist nur noch: >Wird eine führende chinesische Familie wie die Hong Kong Kees zulassen, daß ihre Tochter einen hawaiischen Eingeborenen heiratet?< So rasch sind wir in der Geschichte hinabgesunken.« Ihre Finger glitten traurig über die Saiten ihrer Ukulele, und ihre Gäste stimmten ein altes Lied an, das ihnen aus besseren Tagen überkommen war.
    Die andere Person, die Kellys Verwandlung genau verfolgte, war Hong Kong Kee, und eines Nachts wartete er bis drei Uhr morgens, um seine hübsche, begabte Tochter zu Hause zu begrüßen. »Hast du ihn dort draußen im Wagen geküßt?« fragte er sie wütend.
    »Ja.«
    »Das nennen die Haoles tändeln.«
    »Ja.«
    »Laß mich dich nicht noch einmal dabei erwischen.«
    »Dann spionier' nicht!« Und sie lief erregt die Treppe hinauf, aber er stürzte hinter ihr her und hielt ihr vor, daß sich die gesamte chinesische Bevölkerung um sie sorgte. In einem Hotel zu singen, war schon schlimm genug, aber nun sah es auch noch so aus, als ob...
    »Als ob was?« fragte sie unwirsch und sah ihrem besorgten Vater ins Gesicht. »Es sieht so aus, als wolltest du ihn heiraten«, stammelte Hong Kong. »Das will ich auch«, sagte Judy.
    »O Judy!« stöhnte ihr Vater, und zu ihrer Verwunderung brach der tapfere alte Kämpe in Tränen aus. »Das darfst du nicht tun!« bat er. »Du bist ein anständiges chinesisches Mädchen. Denk an deine Stellung in der Gesellschaft.«

»Vater!« rief Judy und zog ihm die Hände von den rot verweinten Augen. »Kelly ist ein guter Junge. Ich liebe ihn, und ich glaube, daß ich ihn heiraten werde.«
    »Judy!« schluchzte ihr Vater. »Tu es nicht.« Der Lärm weckte die übrige Familie, und bald füllte sich das Treppenhaus mit Kees. Als sie Hong Kongs Klage hörten, daß Judy darauf bestand, einen Eingeborenen zu heiraten, begannen auch ihre Brüder zu weinen, und einer sagte: »Judy, du kannst uns nicht diese Schande bereiten.«
    Judy hatte schon seit einiger Zeit die Besorgnis ihrer Angehörigen über ihre wachsende Freundschaft mit Kelly bemerkt, aber sie hatte sie immer für den normalen Ausdruck eines übertriebenen Familieninteresses gehalten letzt, als die männlichen Mitglieder der Familie sie weinend umstanden, entdeckte sie, daß es etwas viel Tieferes

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