Hawaii
hatte, unerwartet mitteilte, er werde am nächsten Freitag Hawaii verlassen, um den Rest seiner Tage in Hiroschimaken zu verbringen. So ging er am Freitag mit seiner Frau an Bord eines japanischen Frachters und reiste nach Japan, ohne sich auch nur von seinen Bekannten verabschiedet zu haben. Er erklärte seinen Söhnen: »Der Laden wird genug abwerfen, um mich in Hiroschima zu erhalten. Ich habe in Amerika schwer gearbeitet, und Japan kann stolz auf mich sein. Ich hoffe, daß ihr dasselbe tun werdet, wenn ihr einmal alt seid.« Er war nie ein besonders gefühlvoller Mensch gewesen und hielt sich auch jetzt auf Deck nicht damit auf, traurig die Berge anzustarren, die er durchbohrt, und über die Felder zu blicken, die er kultiviert hatte. Er führte seine Frau schnell unter Deck, wo sie sich an einem Mahl aus kaltem Reis und Fisch gütlich taten.
Es wird gewöhnlich auf dem Festland wie in Hawaii übersehen, daß von den Asiaten, die nach Amerika gebracht worden waren, eine beträchtliche Anzahl wieder in ihre Heimat zurückkehrte. Vor allem in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg war der Strom der Rückwanderer von Amerika nach Japan groß. Mit ihren Dollarersparnissen konnten sich diese Emigranten in einem verlassenen Winkel Japans unter den dort herrschenden ärmlichen Verhältnissen eine recht achtenswerte Position schaffen, und dies hatte auch Kamejiro vor. Er wollte seinen japanischen Verwandten ein wenig mehr Land kaufen, und dort sollte der Familienbesitz liegenbleiben, für den Fall, daß seine Söhne Goro und Shigeo je die Absicht hatten, in ihre Heimat zurückzukehren.
Der Abschied der alten Leute bekümmerte Shigeo sehr, denn je fester er mit seinem Sitz im Senat und durch seinen Partner McLafferty im amerikanischen Leben Wurzeln schlug, desto mehr schätzte er die Tugenden, die der alte Kamejiro seinen Söhnen eingeimpft hatte. Goro dagegen hatte beim Abschied der Eltern andere Empfindungen, denn so teuer ihm die Ermahnungen des Vaters waren, war er doch froh, daß seine gestrenge, unnachgiebige Mutter nach Japan zurückkehrte. Er hoffte, daß es ihm nun möglich sein würde, seine Frau Akemichan in Amerika zu halten. Die beiden Brüder gaben ihr ein ansehnliches Taschengeld und übertrugen ihr die Herrschaft über das Sakagawa-Haus. Sie lachten nie über Akemis gepflegte Aussprache und gaben ihr zu verstehen, daß ihnen viel daran lag, sie zu behalten. Aber es war zu spät. Eines Morgens, als sie beim Frühstück saßen, sagte sie: »Ich kehre nach Japan zurück.«
»Warum?« fragte Goro erschrocken. »Wo bekommst du das Geld her?« warf Shig ein.
»Ich habe gespart. Ein Jahr lang habe ich mir nichts gekauft und kaum etwas anderes als Reis gegessen. Ich habe euch nicht betrogen«, versicherte sie. »Niemand spricht von betrügen, Akemi, meine Liebe«, sagte Goro. »Aber warum willst du uns verlassen?«
»Weil Hawaii zu trostlos ist, als daß ich noch länger hier leben könnte«, antwortete sie. »Akemi!« flehte Goro.
Sie schob ihren Stuhl zurück und blickte die strebsamen Brüder an. »In Hawaii bin ich geistig tot - verwese.«
»Wie kannst du so etwas sagen!« unterbrach Shig. »Weil es stimmt - und deutlich genug ist für jeden, der aus Japan kommt.«
»Aber spürst du denn nicht das Erregende hier?« hielt ihr Shig vor. »Wir Japaner sind gerade dabei, an die Macht zu gelangen.«
»Weißt du denn, was wirklich aufregend ist?« fragte sie bekümmert. »Das Aufregende von Ideen? Fragen? Ich fürchte, daß Hawaii nie verstehen wird, was Begeisterung ist, und ich
weigere mich, mein Leben hier zu vergeuden.«
»Aber findest du denn den Aufbruch unserer Bevölkerung hier nicht begeisternd?« drängte Shig.
»Ja«, gab sie zu. »Wenn ihr etwas Wichtiges erreichen könntet, wäre es begeisternd. Aber was sind eure Ziele? Ein großes, gleißendes, schwarzes Automobil. Ihr werdet nie soweit kommen, Musik zu spielen und Bücher zu lesen. Ihr habt eine armselige Wertskala, und ich weigere mich, länger darunter auszuhalten.«
»Akemi!« flehte Goro wahrhaft verzweifelt. »Verlaß mich nicht, bitte!«
»Was willst du denn tun?« fragte Shig.
»Ich werde mir eine Stelle in einer Nischi-Ginza-Bar suchen, wo die Leute über ihre Anschauungen reden«, sagte sie schlicht, und an diesem Tag begann sie zu packen.
Als es offenkundig wurde, daß sie entschlossen war, Hawaii zu verlassen, ging Goro mehrere Tage nicht in sein Gewerkschaftsbüro, und Shigeo traf ihn, wie er trübsinnig zu Hause saß und
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