Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
Vom Netzwerk:
Leben entsprang auf dieser Insel. Aber die schönste unter den Frauen konnte ihren Mann nicht finden, denn Teroro saß brütend am Meer und dachte über das Opfer des Sklaven nach und dessen schlimme Vorbedeutung für die neue Heimat. So verließ Tehani die Höhle, ging hinab zum Meer und rief umsonst: »Teroro, Teroro!« Mato, der noch keine Frau hatte, der während der Reise in den Norden dicht neben Tehani gesessen hatte und ihre Eigenschaften wohl schätzte, hörte sie und rannte durch den
    Wald, um ihr wie durch einen Zufall am Strand zu begegnen. »Kannst du Teroro nicht finden?« fragte er beiläufig. »Nein.«
    »Vielleicht ist er beschäftigt«, fuhr Mato fort. »Wo?« fragte Tehani.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht...« Er nahm Tehanis Hand und versuchte sie in den Schatten des Waldes zu ziehen, durch den er gerade gerannt war. Aber Tehani entzog ihm ihre Hand.
    »Nein!« beharrte sie. »Ich bin die Tochter eines Häuptlings und die Frau eines Häuptlings.«
    »Bist du Teroros Frau?« fragte Mato heftig.
    »Was willst du damit sagen?« erwiderte sie beunruhigt, und ihre langen Haare strichen über die zarten Brüste, als sie den Kopf herumwarf. »Ich habe während der ganzen Reise sehr dicht bei dir gesessen, Tehani. Es sah mir nicht so aus, als betrachte Teroro dich als seine Frau.«
    »Ich war tabu«, sagte sie.
    »Aber an dich zu denken, war nicht tabu«, flüsterte Mato. »Teroro hat nie an dich gedacht, Tehani. Ich tat es.«
    Er nahm ihre Hand, und diesmal entzog sie sich dem stämmigen jungen Häuptling nicht, denn sie wußte, daß er recht hatte. »Ich bin sehr einsam«, gestand sie.
    »Weißt du, was ich glaube, Tehani? Ich glaube, du wirst nie Teroros Frau sein. Ich glaube, er sehnt sich nach seiner alten Frau Malama.«
    Da Tehani diesen Verdacht teilte, fühlte sie sich einen Augenblick lang im Innersten verstanden und stark zu Mato hingezogen. Sie erlaubte ihm, sie in den Schatten der Bäume zu führen und ihr den Blätterrock auszuziehen. Als sie dann in ihrer Nacktheit dastand und ihn ansah, erkannte sie, wie verzweifelt sie diesen jungen Mann begehrte, der sie nicht abwies. Und als er sie zum erstenmal in ihrer zarten Schönheit sah, da empfand er einen tiefen Schmerz, daß dieses Mädchen einem Mann gehören sollte, der sie nicht begehrte. Er schloß sie in die Arme und flüsterte: »Du bist meine Frau, Tehani.«
    Aber als sie nun seinen Leib an ihrem spürte und seine Worte hörte, da bekam sie Furcht, denn sie wußte, daß sie nicht seine Frau war. Sie befreite sich aus seiner Umarmung, rannte an den Strand zurück, und ordnete beim Laufen ihren Rock. Ehe Mato sie einholen konnte, hatte sie Teroro erblickt und rannte auf ihn zu. Nervös rief sie ihm entgegen: »Du mußt mit deinem Bruder Frieden schließen.«
    Sie führte ihren Mann am Strand entlang, vorbei an Mato, der ihr bitter nachstarrte, und auf das Plateau hinauf, wo Tamatoa seinen rohen Tempel überblickte. Zuerst sprach keiner von ihnen. Teroro, der über die Schulter seines Bruders hinwegsah, erblickte die unheilvollen Steine, die auf der frischen Erde lagen. Er war bestürzt, sagte aber widerstrebend: »Das ist ein schöner Tempel, Bruder. Später werden wir einen besseren errichten.« Der König nickte, und dann zog Tehani mit den langen schwarzen Flechten und den blitzenden Augen ihren verwirrten Mann in den Schatten. Aber in ihrem Herzen wußte sie, daß ihn eine andere hätte begleiten sollen.
    Das eheliche Leben des Königs war zu bedeutsam, um im Dunkeln und hinter Büschen vor sich zu gehen. Deshalb verkündete Tupuna am nächsten Tag, nachdem die Fischer ihren ersten bedeutenden Fang eingebracht und die Frauen ihren wenig schmackhaften Pandanus-Brei gekocht hatten, daß sein Weib Teura die Zeit des Monats für günstig halte und daß Tamatoa an diesem Nachmittag bei seiner Frau Natabu liegen sollte.
    Das ernste, stattliche Weib wurde unter dem Schatten eines Baumes, wo sie in schicklicher Zurückgezogenheit gesessen hatte, hervorgeführt und rasch eine Hütte aus abgeschnittenen Schößlingen und den heiligsten Tapa-Tüchern errichtet, wie es die Sitte vorschrieb.
    Als die Hütte fertig war, wurde die würdige Natabu, die kaum je ein Wort sprach und die durch eine seltene Kombination von Omen und günstigen Umständen die heiligste Person unter den Reisenden darstellte, von Tupuna gesegnet und gemäß der alten Vorschrift in den ehelichen Bereich auf die gewebten Matten der Hütte geführt. Dann wurde der König gesegnet,

Weitere Kostenlose Bücher