Hawaii
solchen Höllenpfuhl verdorben werden.« So wurde der siebzehnjährige Abner nach Yale geschickt, wo noch die ehrwürdigen, strengen Regeln des Johannes Calvin galten, denen auch die Satzungen der Kirchengemeinde Neu-Englands entsprachen.
Was die Kosten anbetraf, so erklärte der hagere Gideon: »Wir pflegen das Christentum und hängen der Lehre Calvins an, so wie sie von Theodore Beza in Genf und von Jonathan Edwards in Boston gepredigt wurde. Wir halten nichts von der Bemalung unserer Scheuern mit den Farben weltlichen Prunks, auch nichts von dem Schminken unserer Töchter, um ihre sinnlichen Begierden zur Schau zu stellen. Wir sparen unser Geld, um es zur Vervollkommnung unseres Geistes und zur Rettung unserer Seelen zu verwenden. Wenn mein Sohn Abner in Yale zum Geistlichen graduiert, so wird er Gott durch die Predigt der gleichen Botschaft und durch das gleiche Beispiel loben. Wie er von dieser Farm auf die geistliche Schule gelangte? Weil seine Familie Mäßigkeit übte und weltliche Pracht vermied.« Während seines letzten Jahres auf Yale erlebte der ausgemergelte Abner Hale, dessen Eltern nicht genug Geld schickten, daß er davon leben konnte, eine Offenbarung des Geistes, die sein Leben veränderte, ihn zu unvorhergesehenen Taten trieb und unverbrüchliche Bindungen eingehen ließ. Es war nicht das, was man im frühen neunzehnten Jahrhundert >Bekehrung< nannte, denn das hatte Abner schon mit elf Jahren erlebt, als er in der Abenddämmerung von den Feldern zu dem Milchschuppen ging. Es war an einem winterlichen Marlboro-Abend gewesen, als er mit frostigem Atem über ein Stoppelfeld lief, daß er eine Stimme hörte, die ihm deutlich zurief: »Abner Hale, bist du gerettet?« Er wußte, daß er nicht zu den Erretteten gehörte und antwortete: »Nein.« Aber die Frage wurde wiederholt, und schließlich war das Feld von einem Licht erfüllt. Ein gewaltiges Zittern erfaßte ihn. Er blieb wie angewurzelt stehen, und als sein Vater kam, um ihn zu suchen, brach er in wilde Tränen aus und bat ihn: »Vater, was muß ich tun, um errettet zu werden?« In Marlboro hielt man diese Bekehrung für ein kleines Wunder, und sein frommer Vater hatte von diesem Tag an geknausert, geborgt und zusammengekratzt soviel er konnte, um seinen auserwählten Sohn eines Tages Theologie studieren zu lassen.
Was der magere Abner in Yale erfuhr, war von einer Bekehrung gänzlich verschieden. Es war eine geistliche Offenbarung über eine bestimmte Sache und sie geschah durch einen ungewöhnlichen Menschen. Eine Gruppe seiner weltlichen Studienkameraden, unter ihnen sein Stubengenosse John Whipple, ein Medizinstudent, der früher geraucht und getrunken hatte, kam an seinem Zimmer vorbei, als Abner gerade einen langen Aufsatz über >Die Kirchendisziplin in Genf unter Theodore Beza< verfaßte. »Komm doch mit und hör dir Keoki Kanakoa an!« riefen seine rücksichtslosen Kameraden.
»Ich muß arbeiten«, antwortete Abner und schloß seine Tür fester gegen jede weitere Versuchung. Er war in seiner Arbeit zu dem Abschnitt gelangt, wo Beza begann, die Lehre Calvins auf das allgemeine bürgerliche Leben in Genf anzuwenden, und die Art, wie Beza zu Werke ging, faszinierte den jungen Theologiestudenten. Er schrieb mit Leidenschaft: »Beza hielt sich immer das Problem vor Augen, das alle Regenten vor Augen haben müssen: >Herrsche ich zur Wohlfahrt der Menschen oder zum Ruhm Gottes?< Beza fand die Antwort ohne Schwierigkeiten, und obwohl in Genf gewisse Härten auftraten, die die Welt verdammte, war das im Königreich Gottes auf Erden unvermeidlich. So lebte einmal in der Geschichte der Menschheit eine ganze Stadt nach der Vorschrift unseres göttlichen Vaters.« An die Tür wurde geklopft, und der hagere John Whipple streckte seinen Kopf herein. »Wir halten dir einen Platz frei, Abner. Es sieht so aus, als wollte alles Keoki Kanakoa hören.«
»Ich muß arbeiten«, erwiderte Abner zum zweitenmal, schloß sorgfältig die Tür und kehrte zu seiner Lampe zurück, unter deren düsterem Licht er emsig fortschrieb: »Das Königreich auf Erden ist nicht leicht zu erlangen, denn das Studium der Bibel allein offenbart noch nicht den Weg, auf dem eine Regierung die Heiligkeit findet, denn dann hätten schon Tausende von Regierungen, die inzwischen dahingeschwunden sind, die sich aber zu ihrer Zeit auf die Bibel beriefen, jenen göttlichen Weg gefunden. Wir wissen, daß sie ihn verfehlt haben, weil sie keinen Mann hatten, der ihnen zeigte...« Er nagte an
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