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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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seinem Federhalter und dachte an den langen hoffnungslosen Kampf seines Vaters mit den Stadtvätern von Marlboro. Sein Vater kannte die Gesetze Gottes, aber die Stadtväter waren widerspenstige Leute und wollten nicht hören. Es erstaunte dann auch weder Abner noch seinen Vater, als die Tochter eines dieser verirrten Männer ein uneheliches Kind bekam, obwohl Abner nicht genau wußte, was diese Sünde einschloß. »Abner!« rief eine laute Stimme vom Flur her. »Es ist deine Pflicht, Keoki Kanakoa zu hören.« Die Tür wurde aufgestoßen und ein kleiner untersetzter Professor trat herein, dessen Weste zu eng und dessen Stehkragen zu schmutzig waren. »Im Interesse deines Seelenheils solltest du die Botschaft dieses hervorragenden jungen Christen hören.« Und der Mann ging zum Tisch, blies das Licht aus und zog den widerspenstigen Studenten zu dem Missionsvortrag.
    Abner fand den Platz, den der freundliche John Whipple für ihn freigehalten hatte, und die beiden so ungleichen jungen Männer warteten darauf, daß die Mitglieder des Lehrkörpers ihre Plätze auf dem Podium einnahmen. Um halb acht erschien Präsident Jeremiah Day, ruhig, aber glühend vor geistlichem Feuer, und führte einen jungen Riesen mit braunem Gesicht, weißen Zähnen, schwarzem Haar und einem engen Anzug zu den vordersten Plätzen. Präsident Day ergriff das Wort und sagte: »Es ist mir eine Ehre, den Studenten des Yale-College heute eine der mächtigsten Stimmen in unserer Welt vorzustellen. Denn wenn Keoki Kanakoa, der Sohn eines der Herrscher von Owhyhee, spricht, dann ruft er das Gewissen der Welt an. Den jungen Männern unter uns, die sich dem Beruf des christlichen Geistlichen geweiht haben, wird die Stimme Keoki Kanakoas ein besonderer Ansporn sein.« Nach diesen Worten stand der junge Riese mit seinen zwei Zentnern auf und beehrte seine Zuhörer mit einem strahlenden Lächeln. Dann hob er die Hände wie ein Geistlicher und betete: »Möge der gütige Gott meine Worte segnen. Möge Er alle Herzen öffnen.«
    »Er redet besser als ich«, flüsterte John Whipple, aber Abner lachte nicht. Er wäre lieber bei seinen Büchern geblieben, denn er war gerade dicht an die Herzstelle seines Aufsatzes über Theodore Beza gekommen, als sein Lehrer ihn zu dem Vortrag dieses Barbaren von Owhyhee gezerrt hatte. Aber als dieser braune Riese mit seiner Botschaft begann, horchte nicht nur Abner Hale, sondern jeder in dem Saal auf. Denn der sympathische junge Wilde erzählte, wie er vor dem Götzendienst seines Elternhauses geflohen war, vor Polygamie, Unmoral, vor Dummheit und Bestialität, um das Wort Christi zu hören. Er berichtete, wie er, nachdem er von einem Walfangboot in Boston an Land gegangen war, versucht habe, in Harvard Aufnahme zu finden, wie er dort ausgelacht worden sei, wie er dann an das Yale-College gegangen sei und zu Präsident Day auf der Straße gesagt habe: »Ich bin gekommen, um Jesus zu suchen.« Und das Oberhaupt von Yale hatte geantwortet: »Wenn du ihn hier nicht finden kannst, dann sollte das College aufgelöst werden.«
    Keoki Kanakoa sprach zwei Stunden lang. Manchmal ging seine Stimme in ein Flüstern über, wenn er von der schlimmen Düsternis sprach, in der seine geliebten Owhyhee-Inseln verkamen. Oder er erhob seine Stimme wie die donnernde See, wenn er die jungen Männer von Yale daran mahnte, was sie für Christus tun könnten, wenn sie nach Owhyhee gingen, um dort das Wort Gottes zu verbreiten. Aber was schon andere Zuhörer in ganz Neu-England in Atem gehalten hatte, und was nun auch die jungen Leute von Yale so fesselte, daß auch nach zwei Stunden noch niemand unruhig wurde, das war Keokis leidenschaftlicher Bericht von dem Leben, das auf Owhyhee ohne Christus geführt wurde. »Als ich ein Junge war«, begann er leise in seinem guten Englisch, das er in den amerikanischen Kirchenschulen gelernt hatte, »verehrten wir so fürchterliche Gottheiten wie Ku, den Gott der Schlachten. Ku forderte unendlich viele Menschenopfer. Und wie fand der Priester diese Opfer? Vor einem heiligen Tag sagte mein Vater, der Herrscher
    von Maui, zu seinen Adjutanten: >Wir brauchen einen Mann.< Vor einer Kriegserklärung verkündete er: >Wir brauchen acht Männer.< Und dann versammelten sich seine Leute und sagten: >Laßt uns Kakai nehmen. Ich habe mich über ihn geärgert<, oder:    >Jetzt wäre eine gute Gelegenheit, jenen Mann
    loszuwerden und sein Land zu bekommen.< Dann schlichen sich zwei Verschwörer abends hinter den Mann,

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