Hawaii
ist groß, ziemlich dünn, hat schwarze Haare und durchdringende Augen. Er ist sehr ernst, bemerkt jede Verfehlung und fordert von allen menschlichen Wesen, seinen Gesetzen zu folgen. Er ist ein strenger, aber liebender Vater, ein harter, aber gerechter Zuchtmeister. Und er hätte Gideon Hale mit genau denselben Worten beschrieben. Wenn ihn jemand hierauf gefragt hätte: Lächelt dieser Vater je?, wäre der junge Abner über diese Frage sehr erstaunt gewesen. Und nach sorgfältiger Überlegung hätte er geantwortet: Er ist mitleidig, aber er lächelt nie.
Als das Gebet beendet war, fragte John Whipple: »Kommst du mit mir?«
»Ja. Aber sollten wir nicht bis morgen warten, um mit Präsident Day zu sprechen?«
»Geht in die Welt hinaus und predigt das Evangelium aller Kreatur«, zitierte der junge Mediziner, und Abner Hale zog sich nach dieser gebieterischen Mahnung an.
Es schlug halb fünf, als sie an die Tür Präsident Days klopften, und ohne sichtliches Erstaunen führte dieser sie in sein Arbeitszimmer, wo er sich in Mantel und Schal niedersetzte, um sein Nachthemd zu verbergen. »Ich vermute, daß Gott zu Ihnen gesprochen hat«, begann er leise. »Wir möchten uns für Owhyhee verpflichten«, erklärte John Whipple. »Haben Sie sich diesen Schritt auch gut überlegt?« fragte Day. »Wir haben oft diskutiert, wie wir unser Leben Gott weihen könnten«, begann Abner, aber er vermochte vor Weinen nicht weiterzusprechen. Sein bleiches Gesicht rötete sich, und die Nase begann zu laufen. Präsident Day reichte ihm sein Taschentuch.
»Vor einiger Zeit beschlossen wir, unser Leben Gott zu weihen«, sagte Whipple nachdrücklich. »Ich stellte das Rauchen ein. Abner wollte nach Afrika gehen, um Seelen zu retten, und ich wollte in New York für die Armen arbeiten. Heute nacht haben wir erkannt, wohin es uns wirklich zieht.«
»Das ist keine Augenblicksentscheidung?« fragte der Präsident Day. »O nein!« versicherte Abner schniefend. »Mein Entschluß geht auf Pastor Thorns Vortrag über Afrika vor drei Jahren zurück.«
»Und Sie, Herr Whipple? Ich dachte, Sie wollten ein Arzt werden und kein Missionar.«
»Ich schwankte eine lange Zeit zwischen der Medizin und dem Seminar, Herr Präsident. Ich wählte die Medizin, weil ich dachte, ich könnte so Gott in zweierlei Weise dienen.«
Der Präsident betrachtete prüfend seine beiden befähigtesten Studenten und fragte: »Habt ihr bei diesem ernsten Entschluß gebetet?«
»Wir haben gebetet«, antwortete Abner. »Und welche Botschaft habt ihr erhalten?«
»Daß wir nach Owhyhee aufbrechen sollen.«
»Gut«, sagte Day abschließend. »Heute nacht wurde auch ich aufgerufen, dorthin zu gehen. Aber meine Arbeit hält mich hier
fest.«
»Was sollen wir jetzt tun?« fragte Whipple, als die Frühlingsdämmerung über dem College heraufzog.
»Kehrt auf eure Zimmer zurück, sprecht zu niemandem und stellt euch am Freitag dem Amerikanischen BevollmächtigtenAusschuß der äußeren Mission. «
»Kommen sie so bald hierher?« fragte Abner freudig überrascht.
»Ja. Sie haben herausgefunden, daß sie oft gebraucht werden, wenn Keoki Kanakoa spricht.« Als er aber die Freude auf den Gesichtern der beiden jungen Männer sah, warnte er sie: »Pastor Thorn, der Leiter des Komitees, versteht sehr gut, die jungen Leute herauszufinden, die sich von einem Gefühl leiten lassen und nicht von der wahren Hingabe zu Gott. Wenn eure Bereitschaft nicht stark genug ist, um ein Leben durchzuhalten, dann verschwendet nicht die Zeit Eliphalet Thorns.«
»Wir sind bereit«, sagte Abner fest, und die beiden jungen Leute wünschten dem Präsidenten eine gute Nacht.
Am Freitag spähten John und Abner hinter den Vorhängen hervor, als der Bevollmächtigten-Ausschuß der äußeren Mission in Yale einzog, um die verschiedenen jungen Männer zu prüfen, deren Einbildungskraft durch Keoki Kanakoa erregt worden war. »Das ist Pastor Thorn«, flüsterte Abner, als der Leiter der Gruppe erschien.
Es war ein großer, magerer Mann in einem Gehrock, der bis zu den Knöcheln reichte, und einem schwarzen Pastorenhut, der in die entgegengesetzte Richtung wies. Er hatte buschige, schwarze Augenbrauen, eine Hakennase und ein abweisendes Kinn. Er sah wie ein Richter aus, und die beiden Studenten fürchteten sich.
Aber John Whipples Furcht war unnötig, denn es erging ihm gut bei Eliphalet Thorn. Das aufmerksame, hagere Gesicht lehnte sich vor, während die vier anderen Geistlichen zuhörten, und Whipple
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