Hawaii
Deiner Diener hat sich erboten, bei einer jungen Frau seiner Familie ein gutes Wort für mich einzulegen. Geliebter und mächtiger Gott, wenn diese Dinge mit Deiner Hilfe geschehen, so werde ich Dein Diener sein bis ans Ende meiner Tage, und ich werde Dein Wort bis zu den fernsten Inseln tragen.« Er senkte demütig sein Haupt, und Pastor Thorn hauchte ein rauhes: »Amen.«
»Ich werde zwei Wochen brauchen«, sagte er, als er ging. Takt war etwas, das Abner fremd war. »John Whipple sagt, daß er schon in einer Woche Bescheid bekommt«, erinnerte er den Bevollmächtigten. »Ihr Fall liegt anders«, antwortete Thorn. »Warum?« beharrte Abner.
Pastor Thorn hätte am liebsten die Wahrheit gesagt: Weil Sie ein aufdringlicher, unterernährter, bleicher Geck sind, einer von denen, die jede Mission ruinieren, der Sie sich anschließen. Keiner in meinem Ausschuß ist wirklich der Meinung, daß man Sie nach Übersee schicken sollte, aber ich habe eine Nichte, die in diesen Tagen unbedingt verheiratet werden muß. Und vielleicht, wenn ich mit ihr spreche, ehe sie Sie gesehen hat, kann ich sie zur Ehe mit Ihnen bestimmen. Das ist es, junger Mann, was zwei Wochen in Anspruch nimmt. - Statt dessen faßte sich der weise Missionar mit der Selbstkontrolle, die er in Afrika gelernt hatte, schnell wieder und gab eine, wie er meinte, sehr geschickte Erklärung: »Wissen Sie, Herr Hale, Dr. Whipple wird als Missionsarzt nach Owhyhee geschickt. Wenn wir Sie wählen, und wenn Sie eine Braut finden können, dann gehen Sie als ordinierter Priester. Das ist der Grund, weshalb Ihr Fall einer sorgfältigeren Prüfung bedarf.« Die Antwort erschien Abner so vernünftig, daß er sie ohne weiteres hinnahm. Und als John
Whipple seinen Brief erhielt und sogleich sein Bestätigungsschreiben nach Boston und einen Heiratsantrag an seine Kusine in Hartford sandte, lächelte Abner selbstgefällig über die Aufgeregtheit seines Stubengenossen und sagte sich immer wieder zur Beruhigung: Jeder kann Missionsarzt werden. Aber ein ordentlicher Geistlicher muß genau geprüft werden. -Aber wenn er sich je seiner Eitelkeit überließ, dann dachte er sogleich an die biblische Warnung: >Gott verabscheut den, der stolz im Herzen ist.< Dann rief er sich das mächtige Wort aus Job zurück: >Vergiß keinen, der stolz ist, und erniedrige ihn. Übersieh keinen, der stolz ist, und laß ihn hinabsinken.< So bekämpften sich seine beiden Naturen.
Sobald Pastor Thorn seine Prüfung am Yale-College abgeschlossen hatte, eilte er nach Boston zurück und nahm die Postkutsche nach Marlboro in Massachusetts, um Nachforschungen über Charakter und Familie Abner Hales anzustellen. Schon als sich die Postkutsche Marlboro näherte, fühlte er, wie der alte Widerwillen gegen dieses Dorf erneut in ihm aufstieg. Die schmucken weißen Scheuern in der schmucken Frühlingslandschaft deuteten auf Generationen habsüchtiger, geiziger Leute hin, die stolz auf ihren Besitz und taub für die Lehre Gottes waren. Sein früherer Eindruck wurde nur noch bestärkt, als er die Bewohner des Dorfes ebenso schmuck wie ihre Scheuern fand.
Der Schuldirektor berichtete schnippisch: »Abner Hale! O ja! Es gibt so viele Hales, daß es schwer ist, sie im Gedächtnis auseinanderzuhalten. Abner, mit strähnigem Haar, nicht gut im Sport, noch schlechter in Mathematik, aber ziemlich begabt in der Redekunst, die den gebildeten Geist auszeichnet. Ein strenger junger Mann, der sich nie die Nägel putzte. Hat allerdings gute Zähne.«
»War er fromm?« wollte Thorn wissen.
»Nur allzusehr«, antwortete der überhebliche Schulmeister. Da er aber fürchtete, sein Besucher könne ihm das als einen
Ausfall gegen die Frömmigkeit auslegen, fügte er schnell hinzu: »Ich meine, daß er es damit bis zur Pedanterie trieb, was ich für einen Fehler halte; denn steht es nicht schon in der Bibel: >Tote Fliegen verursachen, daß die Salbe des Apothekers einen üblen Geruch aussendet.< Und macht nicht erst eine kleine Narrheit bei einem Menschen den Ruf der Weisheit und der Ehre aus?« Er hielt die Hände empor und lächelte verbindlich.
»Würde er einen guten Missionar abgeben?« fragte Thorn wütend, denn er hatte dem Bibelzitat nicht folgen können.
»O ja!« rief der Lehrer. »Sich in das Unbekannte zu stürzen. Das Wort Gottes zu den Heiden zu tragen. Ja, ich glaube, Abner Hale... Meine ich auch den richtigen Jungen? Er war Gideon Hales Ältester? Unreine Haut... wirklich ein sehr unschönes Kind. Ja, das ist
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