Hawaii
christlichen Familie zu sprechen kam.
Nach dem ärmlichen Mahl führte Gideon Hale die ganze Familie in die gute Stube, wo ein besonders feuchter Geruch darauf schließen ließ, daß man sich hier stets das Feuer sparte, und begann mit der Abendandacht. Seine Frau und Töchter sangen das Lied >Alle preisen die Kraft von Jesu Namenc, und dann stimmte Gideon mit den Jungen den Choral >O könnten wir näher bei Gott sein< an. Als sie zu den erhebenden Versen über die Gottesbilder kamen, stimmte Pastor Thorn mit mächtiger Stimme ein, denn diese Verse enthielten das Grundmotiv seines Lebens:
Das schönste Bild, das ich begehr, Hilf mir, daß ich es hol von deinem Thron und nur noch dich verehr.
Es folgten Gebete von Gideon und dem ältesten Sohn. Dann bat Gideon den Gast um einige Worte. Und Pastor Thorn sprach lange und leidenschaftlich über den Einfluß, den ein christliches Heim auf einen jungen Mann haben kann, oder auch auf eine junge Frau, denn er erinnerte sich seiner Schwestern, aus denen starke, mutige Frauen geworden waren. »Aus Häusern wie diesen«, sagte er, »wählt Gott diejenigen, die sein Werk fortführen sollen auf der Erde.« In seinem Redefluß wurde er zum Fürsprecher Abner Hales, denn wenn er auch zugeben mußte, daß der Junge jetzt noch sehr unerfreulich war, so wußte er doch, daß er einmal ein großes, festes Werkzeug in den Händen Gottes würde.
Als die Gebete vorüber und die Kinder entlassen waren, bat der Pastor Gideon um ein Blatt Papier, auf dem er seinen Bericht an den Ausschuß in |Boston schreiben könnte.
»Wird es ein langer Brief?« fragte Gideon besorgt.
»Nein. Ein kurzer«, antwortete Eliphalet. »Ich habe nur eine freudige Mitteilung zu machen.«
Gideon schnitt einen Briefbogen geschickt in zwei Teile und gab seinem Gast die eine Hälfte. »Wir vergeuden hier nichts«, erklärte er. Der Missionar begann seinen Brief: »Brüder, ich habe das Elternhaus von Abner Hale besucht und gefunden, daß er aus einer Familie stammt, die völlig gottergeben ist... « Zufällig blickte er zu dem schmalen Bord auf, wo die Bücher standen, und entdeckte mit Freuden, daß es genau diejenigen Titel waren, die auch in seiner Familie gesammelt worden waren
- ein zerlesener Band Euklid, das >Buch der Märtyrer< von Fox, eine Fibel von Noah Webster und eine wohlfeile Ausgabe von John Bunyans >Pilgerreise<, die neben der Familienbibel stand.
»Ich sehe mit Freuden«, sagte Pastor Thorn, »daß diese christliche Familie nicht jener leichten Poesie und
Romanliteratur huldigt, die in unserem Land immer populärer wird.«
»Diese Familie strebt nach Erlösung«, antwortete Gideon frostig, und der hagere Missionar schrieb seinen Brief zu Ende, der Abner Hale nach Owhyhee schicken sollte.
Dann trat Eliphalet Thorn in die kühle Frühjahrsluft hinaus. Beide Hales begleiteten ihn bis zu dem Weg, der schimmernd im Mondlicht lag. »Würde es regnen, oder wäre kein Mond am Himmel«, sagte Gideon, »hätte ich die Pferde gesattelt.« Statt dessen deutete er auf den Weg nach Marlboro und versicherte seinem Gast: »Es ist nicht weit.«
Pastor Thorn wünschte dem Paar gute Nacht und machte sich nach den fernen Lichtern von Marlboro auf den Weg. Aber nach einer Weile blieb er stehen, drehte sich um und warf noch einmal einen Blick zurück auf das kalte, reizlose Haus, aus dem sein Schützling stammte. Die Bäume standen in Reih und Glied; die Felder waren sauber bestellt; die Kühe waren fett. Vom Rest der Farm konnte man nur einen Misthaufen sehen. Hier herrschte ein völliger Mangel an allem, was schön war, und eine zweckdienliche Nüchternheit, die abstoßend wirkte, aber die dem Wanderer zurief: »Hier findest du ein Haus, das Gott geweiht ist.« Und um diese Tatsache noch zu unterstreichen, eilte kaum zwei Stunden nach Pastor Thorns Abschied Abners älteste Schwester weinend in das Schlafzimmer ihrer Mutter und rief, am ganzen Leibe zitternd: »Mutter! Mutter! Ich lag wach in meinem Bett und dachte an die armen Afrikaner, von denen Pastor Thorn heute abend gesprochen hat, da erschauerte ich und hörte die Stimme Gottes, die zu mir sprach.«
»Hattest du dabei ein überwältigendes Gefühl der Sünde?« fragte ihre Mutter und schlüpfte in einen langen Mantel, der ihr als Morgenrock diente. »Ja. Und ich erkannte zum erstenmal, daß ich ganz und ohne Hoffnung verdammt bin und daß es keinen Ausweg für mich gibt.«
»Und du warst bereit, dich völlig Gott zu unterwerfen?«
»Es war, als
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