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Hawkings neues Universum

Hawkings neues Universum

Titel: Hawkings neues Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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Tunnelvorgang gab es weder Raum noch Zeit, somit ist die Frage nach einem Davor sinnlos. Nichts – ein Zustand ohne Materie, Raum und Zeit – scheint der einzig befriedigende Anfangspunkt für die Weltentstehung zu sein.“
    Doch selbst wenn dies so wäre, und davon sind bei weitem nicht alle Quantenkosmologen überzeugt, hätte man keine Letzterklärung, sondern ein noch schwierigeres Problem. Denn die philosophische Frage, warum etwas ist und nicht nichts, hat Vilenkin ja nicht beantwortet, sondern vielmehr elegant umgangen. In gewisser Weise ist sein Nichts gar keines, sondern noch immer etwas: eine Art Quantenvakuum – wenn auch ohne jede Eigenschaft der klassischen Physik. Und das gilt analog auch für Hawkings „Instanton“ der imaginären Zeit. Zum anderen hat die Tunnel-Hypothese einen hohen Preis, wie Vilenkin selbst zugibt: „Freilich ist der Zustand von „nichts“ nicht mit einem absoluten Nichts gleichzusetzen. Das Tunneln wird mit den Gesetzen der Quantenphysik beschrieben, also muss „nichts“ diesen Gesetzen gehorchen. Die Gesetze der Physik müssen existiert haben, auch wenn es kein Universum gab.“
    Wie aber können physikalische Gesetze unabhängig von Raum, Zeit, Materie und Energie existieren? Besitzen sie eine radikale Autonomie, wie schon der griechische Philosoph Platon mutmaßte? Oder hängen sie wie Gedanken von einem Geist ab, und was soll man sich unter so einem – nicht zeitlich vorgeordneten, sondern zeitlosen und fundamentalen – Geist vorstellen?
    Auch Stephen Hawking rätselt über solche Fragen und weiß keine Antwort darauf – geschweige denn, wie sie überhaupt aussehen könnte. Ein Verweis auf die Naturgesetze – selbst eine umfassende Weltformel, falls sie einmal gefunden würde – ist nämlich unzureichend. Hawking: „Auch wenn nur eine einheitliche Theorie möglich ist, so wäre sie doch nur ein System von Regeln und Gleichungen. Wer bläst den Gleichungen den Odem ein und erschafft ihnen ein Universum, das sie beschreiben können? Die übliche Methode, nach der die Wissenschaft sich ein mathematisches Modell konstruiert, kann die Fragen, warum es ein Universum geben muss, welches das Modell beschreibt, nicht beantworten. Warum muss sich das Universum all dem Ungemach der Existenz unterziehen?“
Hawking und Gott
    „Die meisten Menschen sind zu der Überzeugung gelangt, Gott habe dem Universum gestattet, sich nach einer Reihe von Gesetzen zu entwickeln, und er enthalte sich jedes Eingriffs, um diese Gesetze nicht außer Kraft zu setzen. Gott sei aber immer noch nötig gewesen, um das Uhrwerk aufzuziehen und über den Anfang zu entscheiden. Solange das Universum einen Anfang hat, können wir annehmen, dass es auch einen Schöpfer gibt“, schrieb Hawking in seiner Kurzen Geschichte der Zeit . „Doch wenn das Universum wirklich völlig in sich selbst abgeschlossen ist, wenn es wirklich keine Grenze und keinen Rand hat, dann hätte es auch weder einen Anfang noch ein Ende: Es würde einfach sein . Wo wäre dann noch Raum für einen Schöpfer?“
    Diese Frage sorgte für viele Diskussionen und Aufgeregtheiten. Theologen weigern sich selbstverständlich, Gott auf eine „Anfangsbedingung“ des Universums zu reduzieren, und die meisten Gläubigen sind davon überzeugt, dass Gott auch mit der Welt in Wechselwirkung steht – etwa Gebete erhört oder Wunder bewirkt. Wie das physikalisch vor sich gehen soll, bleibt zwar ein Rätsel (oder Wunder), aber mit diversen metaphysischen Annahmen lässt sich so etwas immer irgendwie behaupten oder auf die unergründlichen Ratschlüsse Gottes abwälzen. Insofern kann die Physik Gott sicherlich nicht aus dem Universum vertreiben. Auch nicht mit Hawkings Modell.
    „Die Frage, ob Gott das Universum erschaffen hat, steht in keiner direkten Beziehung zu der Frage, ob das Universum einen Rand hat, auch wenn das viele Menschen glauben. In Wirklichkeit hat das eine wenig mit dem anderen zu tun“, widerspricht beispielsweise Hawkings früherer Mitarbeiter Don Page, ein gläubiger Christ, seinem ehemaligen Dissertationsgutachter. Auch George Ellis, der Co-Autor von Hawkings erstem Buch, ist ein gläubiger Christ, ein Quäker, aber er hält sich mit kosmotheologischen Spekulationen sehr zurück. Und wie Page betrachten viele Theologen Gott sowieso nicht bloß als Schöpfer, sondern auch als Erhalter der Welt. In diesem Sinn hätte er nicht nur den Urknall gezündet oder aus dem Nichts geschaffen („creatio ex nihilo“) oder dem

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