Hawks, John Twelve - Dark River
Travelers. Obwohl er wusste, dass Gabriel ihn aller Wahrscheinlichkeit nach nicht hören konnte, wollte er mit seinem Freund reden.
»Hey, Gabe. Hier ist dein Freund Hollis. Mach dir keine Sorgen. Ich werde auf dich aufpassen.«
»Gut. Genau das wollen wir.« Hollis fuhr herum und entdeckte Linden im Türrahmen. »Wir zahlen Ihnen fünfhundert Pfund die Woche.«
»Ich bin kein Söldner, und ich will nicht wie einer behandelt werden. Ich werde auf Gabriel aufpassen, weil er mein Freund ist. Aber zuerst will ich mich vergewissern, dass mit Vicki alles in Ordnung ist. Haben Sie verstanden?«
Hollis hatte sich immer für die aggressive Herangehensweise entschieden, wenn ihn jemand herumkommandieren wollte, aber in diesem Fall kamen ihm Zweifel. Linden beugte sich herunter und zog eine Neun-Millimeter-Semiautomatik aus seinem Fußhalfter. Als Hollis die Waffe und den kalten Ausdruck auf dem Gesicht des Harlequins sah, hielt er sich für einen toten Mann. Dieses Arschloch wird mich umbringen. Griff
Linden drehte die Pistole um und hielt Hollis den Griff hin. »Wissen Sie damit umzugehen, Monsieur Wilson?«
»Klar.« Hollis nahm die Automatik aus Lindens Hand und steckte sie sich unters Hemd.
»Mother Blessing wird morgen auf der Insel ankommen. Sie wird mit Mademoiselle Fraser sprechen und sie fragen, ob sie nach London fahren will. Ich bin mir sicher, dass Sie die junge Dame in ein paar Tagen wiedersehen werden.«
»Vielen Dank.«
»Danken Sie einem Harlequin niemals. Ich tue das nicht, weil ich Sie mag. Wir brauchen noch einen Kämpfer, und Sie sind zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht.«
Hollis und Winston Abosa schlenderten die Chalk Farm Road entlang. Die meisten Läden in dieser Straße verkauften die Revolution in allen denkbaren Stilen: als schwarze Motorradhosen aus Leder, vampirische Gothic-Kleider oder T-Shirts mit obszönem Aufdruck. Punker mit limettengrünem Haar und gepiercten Augenbrauen hockten in kleinen Gruppen zusammen und genossen es, wie die bürgerlichen Passanten sie anglotzten.
Sie kauften Käse, Brot, Milch und Kaffee, und dann führte Winston Hollis zu einer unauffälligen Tür zwischen einem Tattoostudio und einem Laden für Feenflügel. Im ersten Stock gab es ein Zimmer mit einem Bett und einem Fernseher. Bad und Küche lagen am Ende des Flurs.
»Hier werden Sie wohnen«, sagte Winston. »Falls Sie irgendwelche Fragen haben, ich bin den ganzen Tag im Laden.«
Nachdem Winston gegangen war, setzte Hollis sich aufs Bett und aß Brot und Käse. Irgendwo im Haus kochte jemand ein Curry. Draußen auf der Straße hupten die Autos. In New York hatte er fliehen können, nun war er vom System umzingelt. Aber alles würde gut werden, sobald er Vicki in den Arm nehmen und ihre Stimme hören könnte. Ihre Liebe machte ihn stärker. Die Liebe ließ einen wachsen. Sie stellte die Verbindung zum Licht her.
Bevor er durch den Flur zum Badezimmer ging, um zu duschen, klebte er ein Stück Kaugummi in den Spalt unter die Tür zu seinem Zimmer. Um den Abfluss herum war die Duschtasse verschimmelt, und das Wasser war nur lauwarm. Als Hollis zu seinem Zimmer zurückging, bemerkte er, dass das Kaugummi in zwei Stücke gerissen war.
Hollis legte Handtuch und Seife auf den Boden und zog die Automatik. Er hatte noch nie einen Menschen getötet, aber jetzt wäre es so weit. Er war sich sicher, dass die Tabula ihn erwarteten. Sie würden angreifen, sobald er einen Schritt ins Zimmer machte.
Mit der Waffe in der Hand steckte er den Schlüssel so leise wie möglich ins Schloss. Eins , zählte Hollis. Zwei. Drei. Er drehte den Türknauf, hielt die Waffe schussbereit und stürmte ins Zimmer.
Maya stand allein am Fenster.
EINUNDREISSIG
F rüh am nächsten Morgen kletterte Maya aufs Dach des alten Pferdehospitals in der Mitte vom Camden Market. Die kranken Pferde und der Schlachthof waren mit der viktorianischen Epoche verschwunden, und jetzt hatten sich in dem dreistöckigen Gebäude Läden für Naturkosmetik und tibetische Gebetsteppiche eingerichtet. Niemand bemerkte Maya, wie sie neben einer knarrenden Wetterfahne stand, auf der ein galoppierendes Pferd abgebildet war.
Sie beobachtete Hollis, der den Markt überquerte und in dem Ziegelsteintunnel verschwand, der zu den Katakomben führte. Linden hatte die Nacht im Geschäft verbracht, und Hollis würde ihr ein Zeichen geben, sobald der französische Harlequin die Geheimwohnung verlassen hatte.
Während der letzten vierundzwanzig Stunden war sie
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