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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Mühe wert, die korrekte Aussprache zu lernen. Für ihn hieß der kleinere Rumäne Able und der größere Baker. Die beiden Männer saßen auf der linken Kabinenseite und hatten die Beine gegen den Boden gestemmt. Able war der Gesprächigere von beiden, und er brabbelte nervös auf Rumänisch vor sich hin, während Baker alle paar Sekunden mit dem Kopf nickte, um zu signalisieren, dass er noch zuhörte.
    Wellen krachten gegen den Bug. Die Regentropfen schlugen auf das Fiberglasdach der Kabine, und das Geräusch erinnerte Boone an Finger, die auf eine Tischplatte trommeln. Die Scheibenwischer der Fähre klickten hin und her, trotzdem hing ein Vorhang aus Regen vor dem Fenster. Immer wieder justierte der kanadische Kapitän sein Funkgerät neu, um die Funksprüche der Containerschiffkapitäne zu empfangen, die ihre Position in der Fahrrinne durchgaben. »Wir befinden uns eine halbe Meile Steuerbord«, wiederholte eine Stimme. »Können Sie uns sehen? Over.«
    Boone berührte die Vorderseite seines Anoraks und ertastete zwei harte Klumpen unter dem wasserdichten Material. In seiner linken Brusttasche steckte eine Ampulle mit CS-Gift, in der rechten das schwarze Kunststoffetui mit der Spritze. Boone hasste es, andere Menschen zu berühren, besonders, wenn sie starben; aber die Spritze würde einen gewissen Kör— perkontakt unumgänglich machen.
     
    Als sie Dark Island erreichten, drosselte der Kapitän den Bootsmotor und ließ die Fähre auf den Anleger zutreiben. Der Sicherheitschef der Insel, ein Expolizist namens Farrington, kam ihnen entgegen, um sie willkommen zu heißen. Er fing das Tau auf und legte es um einen Poller, während Boone die Fähre verließ.
    »Wo ist der Rest der Mannschaft?«, fragte Boone.
    »Sitzt zum Mittagessen in der Küche.«
    »Was ist mit Nash und seinen Gästen?«
    »General Nash, Mr. Corrigan und Mrs. Brewster halten sich oben im Frühstückssalon auf.«
    »Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeiter für die nächsten zwanzig Minuten in der Küche bleiben. Ich muss wichtige Daten übergeben. Wir wollen nicht, dass irgendjemand reingestolpert kommt und unsere Unterhaltung belauscht.«
    »Ich verstehe, Sir.«
    Sie hasteten durch den ansteigenden Tunnel, der vom Ufer bis ins Erdgeschoss des Schlosses führte. Boone verstaute Gift und Spritzenetui in seinen Hosentaschen, und die Söldner zogen sich die klammen Mäntel aus. Beide Männer waren mit schwarzem Anzug und Krawatte bekleidet, so als wären sie wieder in Rumänien und auf dem Weg zu einer dörflichen Trauerfeier. Die Sohlen ihrer Lederschuhe machten auf der großen Treppe ein schmatzendes Geräusch.
    Die Eichentür war geschlossen, und einen Moment lang zögerte Boone. Er konnte hören, wie die Rumänen atmeten und sich kratzten. Wahrscheinlich fragten sie sich, warum er stehen blieb. Boone strich sich das nasse Haar glatt, nahm seine Schultern zurück und betrat das Frühstückszimmer.
    General Nash, Michael und Mrs. Brewster saßen am Kopfende eines langen Tischs. Sie hatten gerade Tomatensuppe gegessen, und Nash hielt eine Platte mit Sandwiches in der Hand.
    »Was wollen Sie denn hier?«, fragte Nash.
    »Ich habe Anweisungen vom Vorstand bekommen.«
    »Ich bin der Vorstandsvorsitzende und über nichts dergleichen informiert.«
    Mrs. Brewster nahm Nash die Platte aus der Hand und stellte sie auf die Tischmitte. »Ich habe eine zweite Telefonkonferenz einberufen, Kennard.«
    Nash sah überrascht aus. »Wann?«
    »Ziemlich früh heute Morgen, als Sie noch geschlafen haben. Die Bruderschaft war unzufrieden über Ihre Weigerung zurückzutreten.«
    »Aber warum sollte ich zurücktreten? Was gestern in Berlin passiert ist, hat nichts mit mir zu tun. Geben Sie den Deutschen die Schuld oder Boone –, er ist für die Sicherheit verantwortlich.«
    »Sie sind der Vorsitzende der Organisation, aber Sie weigern sich, Verantwortung zu übernehmen«, sagte Michael. »Vergessen Sie nicht den Überfall von vor ein paar Monaten, als wir den Quantencomputer verloren haben.«
    »Was meinen Sie mit ›wir‹? Sie sind kein Vorstandsmitglied.«
    »Inzwischen schon«, sagte Mrs. Brewster.
    General Nash funkelte Boone an. »Vergessen Sie nicht, wer Sie eingestellt hat, Mr. Boone. Ich habe in dieser Organisation das Sagen, und ich gebe Ihnen einen direkten Befehl. Ich möchte, dass Sie die beiden in den Keller begleiten und dort einsperren. Ich werde sobald wie möglich eine weitere Vorstandssitzung einberufen.«
    »Sie haben nicht zugehört, Kennard.«

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