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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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einen frontalen Kick. Die Tür sprang auf.
    Einer nach dem anderen betraten sie die stillgelegte Haltestelle City Hall. Die ursprünglichen Lampengewinde waren leer, aber jemand hatte ein Stromkabel an der Wand befestigt und mit einem Dutzend Glühbirnen verbunden. In der Mitte der Eingangshalle stand ein Kiosk mit einem kuppelförmigen Kupferdach, an dem früher die Token, die Fahrzeugscheine, verkauft wurden. Er sah eher so aus, als gehöre er zu einem altmodischen Kinosaal mit Platzanweisern und schweren roten Samtvorhängen. Hinter dem Kiosk konnten sie die hölzernen Drehkreuze und den Bahnsteig erkennen, an dem die Gleise vorbeiliefen.
    Der Boden war von einer weißgrauen Staubschicht bedeckt, und die abgestandene Luft roch nach Maschinenöl. Gabriel fühlte sich wie in einer Gruft, bis er den Blick nach oben an die gewölbte Decke richtete. Sie erinnerte ihn an eine mittelalterliche Kirche – schlanke Bögen, die am Boden anfingen und an bestimmten Punkten unter der Decke zusammenliefen. Auch die U-Bahn-Röhre selbst war von solchen Bögen gesäumt, und überall hingen angelaufene Messingleuchter mit kugelförmigen Milchglaslampen. Keine Reklame. Keine Überwachungskameras. Wände und Decken waren mit weißen, roten und dunkelgrünen Keramikkacheln gefliest, die komplizierte geometrische Muster ergaben. Dieser U-Bahnhof glich einem Heiligtum oder einer Zufluchtsstätte vor der Unordnung über ihnen.
    Gabriel spürte einen warmen Luftzug auf seiner Haut, und dann hörte er ein fernes, anschwellendes Rumpeln. Sekunden später kam eine U-Bahn um die Kurve und raste durch die Station, ohne anzuhalten.
    »Das ist die Linie sechs«, erklärte Naz. »Sie macht hier eine Schleife und fährt dann wieder nach Uptown.«
    »Kommen wir so zum Grand Central?«, fragte Sophia.
    »Die Sechs können wir nicht nehmen. Zu viele Leute.« Naz warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ihr bekommt einen Privatzug ohne Fahrgäste. Wartet ab. Devon müsste in ein paar Minuten hier sein.«
    Naz lief vor dem Kiosk auf und ab, und er wirkte erleichtert, als im Tunnel zwei Scheinwerfer auftauchten. »Da ist er ja. Ich will die ersten Tausend. Sofort.«
    Vicki reichte Naz ein Bündel mit Hundertdollarscheinen, woraufhin ihr Führer durch die hölzernen Drehkreuze auf den Bahnsteig zuging. Während er mit den Armen ruderte, rollte ein einzelner U-Bahn-Wagon in den Bahnhof, im Schlepp einen offenen Güterwagon, auf dem sich turmhoch die Müllsäcke stapelten. Ein schlanker Schwarzer, fast eins neunzig groß, bediente die Hebel in der Führerkabine. Er bremste den Wagon ab und öffnete die Doppeltüren. Naz schüttelte seinem Freund die Hand, wechselte ein paar Worte mit ihm und überreichte ihm schließlich das Geld.
    »Beeilt euch!«, rief er. »In einer Minute kommt der nächste Zug durch.«
    Maya führte die anderen in den Wagon und wies sie an, sich in die Ecken ganz vorne oder ganz hinten zu setzen, weg von den Fenstern. Alle gehorchten ihr – sogar Alice. Obwohl das Mädchen keine Miene verzog, schien es alles zu verstehen, was vor sich ging.
    Devon stand auf der Schwelle zur Führerkabine, die kaum größer als eine Abstellkammer war. »Willkommen an Bord des Müllzuges!«, sagte er. »Wir werden ein paarmal das Gleis wechseln müssen, aber trotzdem werden wir Grand Central in etwa fünfzehn Minuten erreichen. Dort halten wir an einem Wartungsbahnsteig, auf dem es keine Videokameras gibt.«
    Naz grinste, als habe er soeben ein Zauberkunststück vollbracht. »Seht ihr? Was habe ich euch gesagt?«
    Devon drückte einen Kontrollhebel. Mit einem Ruck setzte sich der Zug in Bewegung und verließ den stillgelegten U-Bahnhof. Der Wagon ruckelte hin und her, und dann waren sie unter den Straßen von Manhattan unterwegs in Richtung Norden. An der Haltestelle Spring Street hielt Devon den Zug an, ohne die Türen zu öffnen. Er wartete auf grünes Licht im Tunnel, bevor er den Hebel wieder umlegte.
    Gabriel stand von seinem Sitz auf und stellte sich neben Maya. Das Fenster in der Tür zur Fahrerkabine stand ein paar Zentimeter offen, so dass warme Luft in den Wagon hereinströmte. Während der Zug das Gleis wechselte, hatten sie das Gefühl, sich durch einen geheimen Teil der Stadt zu bewegen. In der Ferne tauchten Lichter auf, die sich auf den Gleisen spiegelten; sie hörten lautes Geratter, und dann glitt der Zug langsam durch die Bleecker Street Station. Gabriel war schon einige Male mit der East Side Line gefahren, aber diese Erfahrung

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