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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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gelockt.«
    Gabriel stellte sich neben sie. »Maya, lass ihn los.«
    »Das war alles geplant. Die Tabula wollten kein Gebäude in Chinatown überfallen. Zu viel Öffentlichkeit und zu viele Polizisten in der Gegend. Aber hier unten können sie machen, was sie wollen.«
    Ein Wassertropfen klatschte auf eins der Dampfrohre, woraufhin ein leises Zischen zu hören war. Gabriel beugte sich vor und studierte Naz’ Gesicht mit konzentrierter Eindringlichkeit.
    »Naz, arbeitest du für die Tabula?«
    »Nein. Ich schwöre bei Gott. Ich wollte bloß etwas Geld verdienen.«
    »Vielleicht haben sie unsere Spur auf andere Weise aufgenommen«, warf Vicki ein. »Erinnert ihr euch an Los Angeles? Da hatten sie eine Ortungskugel in meinem Absatz versteckt.«
    Ortungskugeln waren kleine Sender, die die Koordinaten eines Ziels übermittelten. Maya war im Laufe der letzten Monate sehr vorsichtig gewesen, wenn es um neue Objekte im Loft ging. Sie hatte jeden Einrichtungsgegenstand und jedes Kleidungsstück inspiziert wie eine misstrauische Zollbeamtin. Während sie sich auf das Messer an Naz’ Hals konzentrierte, nagten Unsicherheit und Zweifel an ihr –, als würde ein Geist von ihrem Körper Besitz ergreifen. Nur ein einziges Objekt hatte sie nicht überprüft, es war der goldene Apfel, den man ihr vor die Füße geworfen hatte: so verführerisch, so unwiderstehlich, dass die Tabula geahnt hatten, dass sie zugreifen würde.
    Maya trat einen Schritt zurück, steckte das Messer wieder ins Futteral und nahm den Keramikrevolver aus ihrer Kuriertasche. Der Kampf mit Aronov fiel ihr wieder ein, und sie analysierte jeden einzelnen Moment. Warum hatte man sie nicht getötet, als sie ins Taxi einstieg? Weil sie einen Plan hatten, dachte Maya. Weil sie wussten, dass sie sie zu Gabriel führen würde.
    Niemand sprach ein Wort, während sie die Keramikwaffe untersuchte. Lauf und Rahmen waren nicht breit genug, um eine Ortungskugel aufzunehmen, aber der Plastikgriff schien perfekt dafür. Maya rammte den Griff zwischen die beiden Wandrohre und benutzte den Lauf als Hebel. Sie drückte ihn mit aller Kraft nach unten, bis der Griff mit einem lauten Knacken aufbrach. Eine graue, mattglänzende Ortungskugel kullerte zu Boden. Sie nahm die Kugel in die Hand; sie fühlte sich warm an, wie ein Funken von einem Feuer, der in ihrer Hand glühte.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte Naz. »Was geht hier vor sich?«
    »Damit haben sie im Tunnel unsere Spur aufgenommen«, sagte Hollis. »Sie sind einfach dem Funksignal gefolgt.«
    Maya legte die Ortungskugel auf einen schmalen Betonvorsprung und zertrümmerte sie mit ihrem Revolver. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Vater neben ihr stehen und ihr verächtliche Blicke zuwerfen. Er hätte jetzt auf Deutsch mit ihr geredet und irgendetwas Schroffes und Verletzendes gesagt. Als sie ein kleines Mädchen gewesen war, hatte er versucht, ihr die Weltsicht der Harlequins zu vermitteln – sei immer wachsam, sei ständig auf der Hut –, aber sie hatte sich gewehrt. Und nun hatte sie Sophia in den Tod und Gabriel in eine Falle geführt, nur weil sie gedankenlos dem Verlangen nachgegeben hatte, diese Waffe zu besitzen.
    Maya sah sich nach einem Ausweg um. Die einzige Möglichkeit bot eine Leiter, die neben einem aufsteigenden Dampfrohr an die Wand montiert war. Das Rohr verschwand in einem Loch in der Decke, und der enge Spalt war vielleicht breit genug, um sich hindurchzuzwängen.
    »Steigt die Leiter hoch und klettert ins nächste Stockwerk«, sagte sie zu den anderen. »Wir werden einen Weg durch den Bahnhof suchen.«
    Naz huschte die Leiter hinauf und quetschte sich durch den Spalt auf die nächsthöhere Etage. Als Nächster kam Gabriel, dahinter Hollis und Vicki. Seit sie das Loft in Chinatown verlassen hatten, war Alice Chen an der Spitze der Gruppe mitgelaufen – auf der Flucht vor der Tabula. Jetzt hing sie an der Leiter und zögerte. Maya spürte, dass das Mädchen überlegte, auf welche Weise es sein Leben am besten schützen könnte.
    »Beeil dich«, sagte Maya. »Du musst dich an die anderen halten.«
    Maya hörte einen dumpfen Knall. Jemand hatte eine der Stahltüren im Tunnel zugeschlagen. Die Männer, die Sophia umgebracht hatten, kamen immer näher. Alice rutschte die Leiter wieder herunter und verschwand unter einem Dampfrohr. Maya wusste, dass es zwecklos wäre, ihr hinterherzukriechen; die Kleine würde in ihrem Versteck bleiben, bis die Tabula wieder verschwunden waren.
    Maya stand in der

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