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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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brauche keine fremde Hilfe. Sophia war ein paar Schritte vorwärtsgegangen, als ein roter Laserstrahl durch die Dunkelheit flirrte. »Duckt euch!«, schrie Maya. »Duckt …«
    Dann ertönte ein schrilles Krachen, und eine Kugel traf Sophia in den Rücken. Die Wegweiserin stürzte vornüber, versuchte aufzustehen und sackte erneut zusammen. Maya zog den Revolver und feuerte blindlings in den Tunnel hinein, während Gabriel Sophia auf die Arme nahm und auf den Ausgang zustolperte. Maya folgte ihm und hielt vor dem Durchgang inne, um noch einmal zu schießen. Der Laserstrahl verschwand, und vier dunkle Gestalten zogen sich in die Finsternis zurück.
    Maya ließ den Revolver aufschnappen und benutzte den Auswurfstift, um die leeren Patronenhülsen aus der Trommel zu drücken. Noch während sie dabei war, die Waffe zu laden, erreichte sie einen Wartungstunnel mit Backsteinwänden. Gabriel kniete auf dem Boden und hielt Sophias leblosen Körper im Arm. Seine braune Lederjacke war blutverschmiert.
    »Atmet sie noch?«
    »Sie ist tot«, sagte Gabriel. »Ich habe sie im Arm gehalten, und sie ist gestorben. Ich habe gefühlt, wie das Licht ihren Körper verlassen hat.«
    »Gabriel …«
    »Ich habe gefühlt, wie sie starb«, wiederholte Gabriel. »Es war wie Wasser, das einem zwischen den Fingern zerrinnt. Ich konnte nichts dagegen tun … Ich konnte es nicht verhindern …« Er zitterte heftig.
    »Die Tabula sind ganz in der Nähe«, sagte Maya. »Wir können hier nicht bleiben. Du wirst sie zurücklassen müssen.«
    Sie berührte Gabriel an der Schulter und sah zu, wie er Sophias Leichnam vorsichtig auf den Boden legte. Wenige Sekunden später rannten sie durch den Tunnel und kamen an einen Treppenabsatz, auf dem die anderen auf sie warteten. Vicki schnappte nach Luft, als sie das Blut an Gabriels Jacke sah, und Alice sah aus, als würde sie am liebsten weglaufen. Das Mädchen wiegte den Kopf vor und zurück. Maya konnte spüren, was Alice sich fragte: Wer wird mich jetzt beschützen?
    »Was ist passiert?«, fragte Vicki. »Wo ist Sophia?«
    »Die Tabula haben sie umgebracht. Sie sind direkt hinter uns.«
    Vicki schlug sich die Hände vor den Mund, und Naz war kurz davor, Reißaus zu nehmen. »Das reicht«, sagte er. »Ich steige aus. Damit will ich nichts zu tun haben.«
    »Du hast keine Wahl. Was die Tabula betrifft, bist du ein Ziel wie wir anderen auch. Wir befinden uns direkt unter dem Bahnhof. Du musst uns von hier weg und zurück auf die Straße bringen.« Maya wandte sich an die anderen. »Das wird jetzt nicht einfach, aber wir müssen zusammenbleiben. Falls wir getrennt werden, treffen wir uns morgen Früh um sieben Uhr bei den reinsten Kindern.«
    Mit ängstlichem Gesicht führte Naz die Gruppe eine Treppe hinunter und in einen Tunnel, an dessen Decke Stromkabel entlangliefen. Es war, als würde das Gewicht des Bahnhofs sie immer tiefer in die Erde treiben. Eine weitere Treppe kam in Sicht – eine ausgesprochen schmale Treppe –, und Naz stieg sie hinab. Die Luft im nächsten Tunnel war warm und feucht. An einer Seitenwand verliefen zwei weiße Rohre von jeweils etwa einem halben Meter Durchmesser.
    »Dampfrohre«, murmelte Naz. »Nicht anfassen.«
    Sie folgten den Rohren, traten durch zwei Sicherheitstüren aus Stahl und standen dann in einem Wartungsraum mit einer zehn Meter hohen Decke. In dem Raum liefen vier große Dampfrohre aus verschiedenen Bereichen zusammen; der Druck wurde von Instrumenten aus rostfreiem Stahl angezeigt und von Reglerventilen verteilt. An einem Riss in der Decke hatte sich Kondenswasser gesammelt und tropfte auf den Boden. Die Luft in dem Raum roch faulig und moderig wie in einem Gewächshaus für tropische Pflanzen.
    Maya zog die Sicherheitstür hinter sich zu und sah sich um. Ihr Vater hätte diesen Ort eine Reuse genannt – ein Weg hinein, keiner hinaus. »Und nun?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung«, antwortete Naz. »Ich versuche nur, hier rauszukommen.«
    »Das stimmt nicht«, sagte Maya. »Du hast uns hergebracht.«
    Sie zog das Stoßmesser und umklammerte den T-förmigen Griff mit der Faust. Bevor Naz reagieren konnte, packte sie ihn an der Jacke und stieß ihn gegen die Wand. Maya setzte die Messerspitze an die flache Mulde über Naz’ Brustbein.
    »Wie viel haben sie dir gezahlt?«
    »Nichts! Niemand hat mir Geld bezahlt!«
    »In diesen Tunneln hängen keine Überwachungskameras. Trotzdem sind sie uns gefolgt. Und jetzt hast du uns in die nächste Falle

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