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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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sagte ihr, dass die beiden Harlequins gefährlich waren. Ihr Gesicht war gerötet, und ihr Blick wanderte immer wieder zu Lindens Händen – zu den verstümmelten Fingern und vernarbten Fingerknöcheln.
    In der Tür erschien ein Schatten, und dann betrat ein älterer Mann mit Zigarette den Raum. Die schlaffen Gesichtszüge des Alkoholikers. Ausgefranste Hosen, fleckiger Pullover. »Ist das die Neue?«, fragte er mit einem Blick auf Alice.
    »Mein Mann, Mr. Stillwell …«
    »Dann haben wir zwei Schwarze, zwei Weiße, Ahmed und Gerald, ein Mischling. Unsere erste Chinesin.« Mr. Stillwells leises Lachen wurde von einem Pfeifton begleitet. »Die verdammten Vereinten Nationen sind das hier.«
    »Wie heißt du?«, fragte Mrs. Stillwell Alice.
    Alice saß auf der Sofakante, beide Füße fest auf dem Teppich. Maya stellte sich an die Tür, nur für den Fall, dass das Kind weglaufen wollte.
    »Ist sie taub oder zurückgeblieben?«, fragte Mr. Stillwell.
    »Vielleicht spricht sie nur Chinesisch.« Mrs. Stillwell beugte sich über das Mädchen. »Kannst du mich ver-ste-hen? Das hier ist dein neues Zuhause.«
    »Alice spricht überhaupt nicht«, sagte Vicki. »Sie braucht besondere Pflege.«
    »Hier gibt es keine besondere Pflege, meine Lieben. Wir füttern und waschen sie bloß.«
    »Man hat Ihnen fünfhundert Pfund im Monat angeboten«, sagte Linden. »Wenn Sie sie sofort aufnehmen, erhöhe ich die Summe auf eintausend. In drei Monaten wird Mr. Singh hier vorbeischauen. Falls es ein Problem gibt, nimmt er sie wieder mit.«
    Die Stillwells sahen sich an und nickten. »Eintausend Pfund sind in Ordnung«, sagte Mrs. Stillwell. »Ich kann nicht mehr arbeiten gehen, wegen meines Rückens …«
    Alice sprang vom Sofa auf und rannte auf die Tür zu. Aber anstatt einen Fluchtversuch zu unternehmen, schlang sie ihre Arme um Maya.
    Vicki weinte. »Nein«, flüsterte sie Maya zu. »Das darfst du nicht zulassen.«
    Maya spürte, wie das Kind sich mit seinem kleinen Körper an sie drückte, den Klammergriff der dünnen Arme. Noch nie zuvor hatte jemand sie so berührt. Rette mich.
    »Alice, lass los.« Mayas Stimme klang absichtlich schroff. »Lass mich auf der Stelle los.«
    Das kleine Mädchen seufzte und trat dann einen Schritt zurück. Aus irgendeinem Grund machte ihr Gehorsam alles noch schlimmer. Wenn Alice versucht hätte, aus dem Haus zu fliehen, hätte Maya ihren Arm verdrehen und sie zu Boden zwingen können. Aber Alice gehorchte, so wie Maya vor vielen Jahren Thorn gehorcht hatte. Mit Macht schoben sich die Erinnerungen in Mayas Bewusstsein zurück und überwältigten sie fast – die brutalen Schläge, das Gebrüll, der Verrat in der U-Bahn, als ihr Vater sie in die Falle gelockt und gegen drei erwachsene Männer hatte kämpfen lassen. Die Harlequins mochten die Traveler verteidigen, aber sie verteidigten auch ihren arroganten Stolz.
    Sie ignorierte die anderen und wandte sich an Linden. »Alice bleibt nicht hier. Ich nehme sie mit.«
    »Das ist unmöglich, Maya. Ich habe die Entscheidung bereits getroffen.«
    Lindens rechte Hand wanderte an den Schwertköcher und sank dann wieder herunter. Maya war die einzige Person außer ihm, die diese Geste verstand. Harlequins machten keine leeren Drohungen. Falls es am Ende zum Kampf kam, würde er versuchen, sie zu töten.
    »Glaubst du, du könntest mich einschüchtern?«, fragte sie. »Ich bin Thorns Tochter. Verdammt durch das Fleisch. Gerettet durch das Blut.«
    »Was zum Teufel geht hier vor?«, fragte Mr. Stillwell.
    »Seien Sie still«, sagte Linden.
    »Ich werde aber nicht still sein! Wir haben eben einen Vertrag über eintausend Pfund abgeschlossen. Es gibt vielleicht keinen schriftlichen Vertrag, aber ich kenne meine Rechte als englischer Bürger!«
    Ohne Vorwarnung durchquerte Linden das Zimmer, packte Stillwell mit einer Hand an der Kehle und begann zuzudrücken. Mrs. Stillwell machte keine Anstalten, ihrem Mann zu helfen. Ihr Mund klappte auf und zu, als schluckte sie Luft.
    »Also, meine Lieben«, murmelte sie. »Meine Lieben … meine Lieben …«
    »Gelegentlich lasse ich mich von solchem Dreck wie dir ansprechen«, sagte Linden. »Diese Erlaubnis wurde dir soeben entzogen. Hast du verstanden? Zeig mir, dass du verstanden hast!«
    Stillwells Gesicht war knallrot. Seine Augen jagten hin und her, und es gelang ihm, ansatzweise zu nicken. Linden ließ ihn los, und der alte Mann stürzte zu Boden.
    »Du kennst deine Verpflichtungen«, sagte Linden zu Maya. »Es ist

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