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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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hören. Ich habe eben herausgefunden, wo mein Vater ist. Wir müssen dorthin und ihn finden …«

ACHTZEHN
    H ollis frühstückte in einem Coffeeshop, dann schritt er die Columbus Avenue bis zur Upper West Side entlang. Vor vier Tagen waren Vicki und die anderen nach London aufgebrochen. Inzwischen hatte Hollis ein Einzelzimmer in einem schäbigen Hotel bezogen und sich Downtown einen Job als Türsteher in einem Club gesucht. Wenn er nicht gerade arbeitete, legte er kleine Informationsköder für die Überwachungsprogramme aus, die das System belieferten. Jeder einzelne Hinweis sollte die Tabula davon überzeugen, dass Gabriel sich immer noch in der Stadt versteckte. Maya hatte ihm den Ausdruck der Harlequins für diese Aktion verraten: eine Fischsuppe ausgießen – eine Redewendung der Hochseeangler, die ein spezielles Blutgemisch im Wasser versenken, um Haie anzulocken.
    Auf der Upper West Side reihten sich Restaurants, Nagelstudios und Coffeeshops der Kette Starbucks aneinander. Hollis hatte sich nie erklären können, warum so viele Männer und Frauen den ganzen Tag bei Starbucks herumsaßen, um Latte macchiato zu trinken und auf ihre Laptops zu starren. Die meisten waren zu alt, um Studenten, aber zu jung, um Rentner zu sein. Gelegentlich hatte er einem von ihnen über die Schulter geschaut, um zu sehen, welches Projekt so viel Aufwand erforderte. Bald hatte er den Eindruck, jeder in Manhattan würde an ein und demselben Drehbuch über die romantischen Verstrickungen der Großstadt-Mittelklasse schreiben.
    Im Starbucks an der Kreuzung 86. Straße und Columbus entdeckte er »Kevin den Fischer« mit einem Laptop an einem Tisch sitzen. Kevin war ein schlanker, sehr bleicher junger Mann, der in den zahlreichen Starbucks-Filialen der Stadt aß, schlief und sich hier auch gelegentlich die Achselhöhlen wusch. Er kannte kein anderes Zuhause als Starbucks und keine andere Realität als das freie WLAN des Coffeeshops. Wenn Kevin nicht gerade ein Nickerchen machte oder seinen Einkaufswagen zum nächsten Starbucks schob, war er online.
    Hollis griff sich einen Stuhl und zog ihn an Kevins Tisch. Der Fischer hob eine Hand und wackelte mit den Fingern, um zu signalisieren, dass er die Ankunft eines anderen menschlichen Wesens bemerkt hatte. Seine Augen konzentrierten sich auf den Computerbildschirm, während seine rechte Hand weitertippte. Kevin hatte sich in die Datenbank einer Castingagentur eingehackt und lud Digitalfotos von gut aussehenden – wenn auch unbekannten – New Yorker Schauspielern herunter. Mit Hilfe solcher Fotos erstellte er Profile auf den Internetseiten von Partnervermittlungen. Aus den Schauspielern wurden Ärzte, Anwälte und Investmentbanker, die von langen Strandspaziergängen und vom Heiraten träumten. Hunderte von Frauen auf der ganzen Welt tippten sich die Finger wund bei dem verzweifelten Versuch, Kevins Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Wie geht’s, Kevin?«
    »Reiche Lady aus Dallas.« Kevin sprach mit hoher, nasaler Stimme. »Sie möchte, dass ich nach Paris fliege und sie fürs erste Date unter dem Eiffelturm treffe.«
    »Klingt romantisch.«
    »Ehrlich gesagt, ist sie die achte Frau, die ich im Internet kennengelernt habe, die sich in Paris oder in der Toskana mit mir treffen will. Wahrscheinlich haben die alle dieselben Filme gesehen.« Kevin blickte vom Bildschirm auf. »Hilf mir bitte mal. Was wäre ein gutes Sternzeichen?«
    »Schütze.«
    »Gut. Das ist perfekt.« Kevin schrieb eine Mail und klickte dann auf »versenden«. »Hast du wieder einen Job für mich?«
    Das System hatte es notwendig gemacht, sämtliche Internetaktivitäten, wie auch das Versenden und Empfangen von Nachrichten, anonym zu betreiben. Sobald man einen Computer benutzte, um eine Mail zu verschicken oder Informationen einzuholen, wurde die IP-Adresse des Signals identifiziert, die zu dem speziellen Computer gehörte. Sobald eine IP-Adresse der Regierung oder irgendeinem Großkonzern bekannt wurde, speicherten diese sie auf ewig ab. Der Besitz dieser Daten stellte für die Tabula ein mächtiges Instrument dar, um Internetaktivitäten zu überwachen.
    Um ihre Anonymität im Alltag zu wahren, konnten Harlequins Internetcafés oder öffentliche Büchereien aufsuchen. Ein Fischer wie Kevin hingegen arbeitete auf einem ganz anderen Sicherheitsniveau. Kevin hatte jeden einzelnen seiner drei Computer auf Tauschbörsen gekauft, was es schwierig machte, ihre Herkunft zu ermitteln. Der Fischer benutzte außerdem spezielle

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